Deutsche Anleger profitieren von ihrer Vorsicht

27.08.2020

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Bargeld als Krisengewinner

Moderne Bezahlmöglichkeiten wie Kartenzahlung, kontaktloses Bezahlen etc. sorgen dafür, dass Bargeld als Zahlungsmittel immer mehr an Bedeutung verliert. Im Bezug auf die Geldaufbewahrungsfunktion ist aber wohl das Gegenteil der Fall: Im ersten Quartal ist der Rekordwert von 20 Mrd. Euro in den Sparstrumpf geflossen, was mehr als ein Fünftel des gesamten Sparvermögens ausmacht. Währenddessen ist der Bargeldumlauf in der Eurozone um 49 Mrd. Euro gestiegen. Somit sind mehr als 40 % des zusätzlichen Bargeldumlaufs in den Portemonnaies der Deutschen oder bildlich unter ihrem Kopfkissen gelandet.

Ein wesentliches Symptom der Corona-Krise ist ein massiver Rückgang der Aktienmärkte – was zugleich aber auch neue Investitionsmöglichkeiten schuf. Diese wurden auch eifrig genutzt: So machte die Aktieninvestments mit 14 Mrd. Euro 15 % des Sparvolumens aus. Deutlicher Verlierer waren hingegen die Bankeinlagen, die nur 5 % des Sparvolumens ausmachten, so wenig seit 15 Jahren nicht mehr.

„An den Mittelzuflüssen in den einzelnen Kategorien kann man die Präferenzen verschiedener Anlegertypen erkennen. Während für vorsichtige Sparer nur Bargeld sicher genug schien, haben chancenorientierte Anleger vermehrt auf Wertpapiere gesetzt“, erläutert Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen, bei der ING Deutschland. „Im ersten Halbjahr verzeichneten wir einen Boom im Wertpapierhandel: Unsere Kundinnen und Kunden haben so viel gehandelt, wie noch nie. Auch die Anzahl der Depot-Neueröffnungen erreichte einen Rekordwert.“

Krise sorgt nur für kurzfristige Delle

Mehr digitaler, dafür weniger persönlicher Kontakt, ein höheres Bewusstsein für Gesundheitsgefahren etc.: Über die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie wird sehr viel spekuliert. Eher gering dürften die Folgen hingegen bezüglich des Sparvermögens sein. So ist mit der Erholung der Kapitalmärkten auch das Niveau der Neuanlagen gestiegen und damit auch das Finanzvermögen in Deutschland. Dieses liegt nun um 212 Mrd. Euro bzw. 3,4 % über dem von Ende Juni. Innerhalb eines Quartals ist dies der höchste absolute Vermögensanstieg aller Zeiten sowie der dritthöchste prozentuale Anstieg der letzten 20 Jahre. „Vor allem die höheren Aktieninvestments im ersten Quartal haben sich bereits im Folgequartal ausgezahlt. In der aktuellen Niedrigzinsphase werden viele Kunden vom Sparer zum Anleger. Sie nehmen vor allem das Angebot, mit kleinen Beträgen regelmäßig in Wertpapiere zu investieren, als sinnvolle Alternative an“, so Thomas Dwornitzak. (ahu)