Deutsche Fondsbranche vor Rekordjahr

24.11.2021

Foto: © Sondem - stock.adobe.com

Die deutsche Fondsbranche erzielte bis Ende des dritten Quartals Zuflüsse in Höhe von 167,9 Milliarden Euro. Es sieht demnach ganz nach einem Rekordjahr aus. Bisher ist 2015 das beste Absatzjahr, als den Fondsgesellschaften von Anfang Januar bis Ende Dezember 186,6 Milliarden Euro zugeflossen waren.

Offene Publikumsfonds übertreffen beim Neugeschäft in diesem Jahr mit 85,9 Milliarden Euro bereits ihre Rekordmarke aus 2000. Damals erzielten sie von Anfang Januar bis Ende Dezember Zuflüsse von 74,6 Milliarden Euro. Offenen Spezialfonds flossen aktuell 79,9 Milliarden Euro zu und geschlossenen Fonds 4,4 Milliarden Euro. Aus Mandaten zogen Anleger 2,3 Milliarden Euro ab. Das Neugeschäft der Fondsbranche entspricht über vier Prozent des Vermögens zu Beginn des Jahres (3.852 Milliarden Euro). Ende September verwalteten die Fondsgesellschaften ein Vermögen von 4.183 Milliarden Euro.

Über die Hälfte des Neugeschäfts fließt in Aktienfonds Bei den offenen Publikumsfonds sind Aktienfonds der Absatztreiber. Ihnen flossen 42,9 Milliarden Euro zu. Davon entfallen 25,2 Milliarden Euro auf aktiv gemanagte Fonds und 17,7 auf Aktien-ETFs. Bei den Anlageschwerpunkten dominieren Fonds, die weltweit investieren (21,7 Milliarden Euro). Aktienfonds verwalteten Ende September ein Vermögen von 586 Milliarden Euro. Das sind 28 Prozent mehr als zu Jahresbeginn (459 Milliarden Euro). Mischfonds stehen mit Zuflüssen von 29,6 Milliarden Euro auf Platz zwei der Absatzliste. Davon entfallen 16,4 Milliarden Euro auf Fonds, die zu gleichen Teilen in Aktien und Anleihen investieren. Mischfonds mit Schwerpunkt auf Aktien oder Anleihen flossen jeweils 6,6 Milliarden Euro zu. Insgesamt verwalten Mischfonds ein Vermögen von 379 Milliarden Euro. Rentenfonds flossen 6,7 Milliarden Euro zu. Die Hälfte des Neugeschäfts stammt von Fonds mit Schwerpunkt auf Unternehmensanleihen. Diese Fondsgruppe hat zur Jahresmitte die Rentenfonds, die überwiegend in Euro-Anleihen mit kurzer Restlaufzeit investieren, als volumengrößte Gruppe abgelöst. Auf Unternehmensanleihenfonds entfällt Ende September ein Vermögen von 46 Milliarden Euro. Das ist ein Fünftel des Vermögens aller Rentenfonds in Höhe von 229 Milliarden Euro.

13 Prozent des Fondsvermögens in nachhaltigen Produkten Nachhaltige Fonds verzeichneten bis Ende September Zuflüsse von 41,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 25 Prozent am Neugeschäft der Fondsbranche insgesamt. Als nachhaltig gelten die von den Mitgliedern als Artikel-8-Fonds (Fonds mit Nachhaltigkeitsstrategie) und Artikel-9-Fonds (Fonds, die zu Nachhaltigkeitszielen beitragen) klassifizierten Produkte gemäß der am 10. März 2021 in Kraft getretenen EU-Offenlegungsverordnung. Beim Neugeschäft dominieren nachhaltige Publikumsfonds mit 38,8 Milliarden Euro. Die nachhaltigen Produkte steuern somit 45 Prozent der Zuflüsse von Publikumsfonds insgesamt bei. Nachhaltige Spezialfonds verzeichneten hingegen nur Zuflüsse von 2,8 Milliarden Euro. Der Wert unterschätzt aber vermutlich die Verbreitung des Nachhaltigkeitsansatzes bei diesen Fonds für institutionelle Investoren wie zum Beispiel Kirchen, Stiftungen und Altersvorsorgeeinrichtungen. Da die Anlagestrategien bei Spezialfonds ohnehin oft individuell ausgestaltet werden, gibt es kaum einen Anreiz für die Fondsgesellschaften, sie formal als nachhaltig gemäß Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung zu klassifizieren. Die Branche verwaltete Ende September insgesamt 452 Milliarden Euro in nachhaltigen Fonds. Davon entfallen 339 Milliarden Euro auf Publikumsfonds und 113 Milliarden Euro auf Spezialfonds.

Immobilienfonds bauen Deutschland-Anteil aus Das verwaltete Netto-Vermögen der Immobilienfonds ist in den letzten zwölf Monaten von 238 Milliarden Euro (Ende September 2020) auf 267 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Wachstum von 12 Prozent. Auf offene Spezialfonds entfallen 129 Milliarden Euro, auf offene Publikumsfonds 124 Milliarden Euro und auf KAGB-konforme geschlossene Fonds 14 Milliarden Euro.

Eine Auswertung der offenen Immobilienfonds zeigt, dass sie in den letzten zehn Jahren ihren Schwerpunkt auf Immobilien in Deutschland ausgebaut haben. Bei Publikumsfonds stieg der Anteil – gemessen an den Verkehrswerten – von 30 auf 38 Prozent, bei Spezialfonds von 49 auf 72 Prozent. Besonders stark ist der Anteil von US-Immobilien in Publikumsfonds gewachsen. Er hat sich verdoppelt von 4 auf 8 Prozent. Verringert hingegen haben Immobilienfonds insbesondere den Anteil von Immobilien in Frankreich. (ah)