Die bAV ist unser stärkster Wachstumstreiber

16.10.2025

Markus Hofelich (re.), Ressortleiter Versicherungen bei finanzwelt, traf Jesko David Kannenberg in Stuttgart zum Gespräch

Zusammenschluss mit der SDK, Rekordergebnisse im Neugeschäft und Generationswechsel im Vertriebsressort: Für Die Stuttgarter ist 2025 ein Jahr der großen Weichenstellungen. Seit dem 01. Mai verantwortet Jesko David Kannenberg als Vorstand Vertrieb, Marketing und betriebliche Altersversorgung (bAV). Er löst Ralf Berndt ab, der Ende August 2025 nach 23 Jahren im Vorstand planmäßig in den Ruhestand ging. Im Interview spricht Kannenberg über seine Strategie im Vertrieb, weiteres Wachstumspotenzial im bAV-Geschäft sowie die nächsten Schritte auf dem Weg zum integrierten Vorsorgeversicherer.

finanzwelt: Herr Kannenberg, was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Position als Vorstand für Vertrieb, Marketing und bAV bei der Stuttgarter?

Jesko David Kannenberg: Mich reizt an meiner neuen Aufgabe besonders, dass Die Stuttgarter stark auf Zukunftsfähigkeit ausgerichtet ist. Dabei geht es nicht um kurzfristige Effekte, sondern um nachhaltiges, gesundes Wachstum. Wir wollen unser Potenzial nutzen, um unsere Position als Qualitätsführer in der Vorsorge weiter auszubauen. Mein Anspruch und Zielbild sind, dass wir uns dauerhaft unter den Top 3 der Branche bewegen und als verlässlicher Partner wahrgenommen werden. Besonders wichtig ist mir dabei der persönliche Vertrieb: Gerade komplexe Produkte wie Altersvorsorge, Berufsunfähigkeit oder Unfallversicherung brauchen eine individuelle und qualitativ hochwertige Beratung. Es ist essenziell für uns, persönlich nah vor Ort beim Vertriebspartner zu sein – und diese Flächenpräsenz werden wir gezielt stärken. So können wir Bewährtes fortführen und zugleich neue Impulse setzen. Dahingehend war die enge Zusammenarbeit mit Ralf Berndt in der Übergabephase von vier Monaten sehr wertvoll.

finanzwelt: Welche Entwicklungen kennzeichnen aktuell den bAV-Markt? Was sind die wesentlichen Treiber?

Kannenberg: Aus der Politik gibt es derzeit leider wenig Dynamik, sie ist eher von einer Reformunwilligkeit gekennzeichnet. Dennoch bleibt das Thema der privaten Altersvorsorge für die Menschen natürlich unverzichtbar. Während Großkonzerne mit Abdeckungsquoten von bis zu 80 % bereits gut aufgestellt sind, sehen wir bei kleinen und mittelständischen Unternehmen noch einen erheblichen Nachholbedarf. Hier liegt die Abdeckungsquote noch unter 50 %. Genau da setzen wir an und unterstützen gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort den Ausbau der Versorgung. Schließlich ist die bAV nicht nur eines der steuerlich attraktivsten Vorsorgeinstrumente. Weitere Vorteile liegen auch darin, dass Arbeitgeber als vertrauensvolle Impulsgeber für ihre Mitarbeitenden auftreten. Für uns persönlich ergeben sich durch den Zusammenschluss mit der SDK auch weitere Synergien: Neben der bAV und der betrieblichen Gruppenunfall können wir künftig auch die betriebliche Krankenversicherung aus einer Hand anbieten. Ein klarer Mehrwert für Arbeitgeber und Belegschaften.

finanzwelt: Die Stuttgarter erzielte 2024 ihr bestes Neugeschäft der Unternehmensgeschichte. Welchen Anteil hatte das bAV-Geschäft daran?

Kannenberg: Die bAV ist einer der zentralen Wachstumstreiber unseres Erfolgs und macht inzwischen über 30 % des Leben-Neugeschäfts aus. Dieses starke Fundament wollen wir konsequent weiter ausbauen. Parallel dazu verzeichnen wir deutliche Zuwächse in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), die wir zuletzt umfassend modernisiert haben. Besonders stolz sind wir auf die ‚GrüneRente‘, die Nachhaltigkeitsmerkmale berücksichtigt und diese mit attraktiver Vorsorge verbindet. Sie macht in der bAV einen großen Anteil aus und wird auch in der privaten Vorsorge stark nachgefragt. Diese Kombination aus bAV, moderner BU und nachhaltigkeitsbezogenen Produkten eröffnet auch weiteres Potenzial. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir 2025 erneut ein Rekordergebnis für Die Stuttgarter erreichen.

finanzwelt: Die Stuttgarter bietet seit August wieder eine Riester-Rente an. Viele Anbieter haben sich in den letzten Jahren aus diesem Markt zurückgezogen. Was macht Riester wieder attraktiv?

Kannenberg: Riester war aus Kundensicht nie unattraktiv, wurde aber medial oft schlechtgeredet. Entscheidend ist, dass es kein Produkt für alle darstellt, sondern für bestimmte Zielgruppen Vorteile bietet. Besonders Familien, junge Arbeitnehmer oder Berufseinsteiger können von den staatlichen Zulagen, steuerlichen Vorteilen und der Flexibilität profitieren. Mit dem gestiegenen Höchstrechnungszins ist Riester für die Anbieter zudem wieder darstellbar, weshalb es für uns als Vorsorgeversicherer konsequent ins Portfolio gehört. Eine individuelle und hochwertige Beratung mit einer fundierten Bedarfsanalyse bleibt aber essenziell.

finanzwelt: Welche Strategie steht hinter dem Zusammenschluss mit der SDK-Gruppe?

Kannenberg: Ein Zusammenschluss ergänzt unsere beiden Welten optimal, ohne dass es Überschneidungen gibt: Auf der einen Seite die Stuttgarter Lebens- und Sachversicherungen, auf der anderen die Krankenversicherungsprodukte der SDK. So entsteht ein vollständiges System, das im Maklervertrieb einen echten Mehrwert bietet. Parallel gewinnen wir durch die Zusammenlegung von Prozessen, Portalen und Risikoprüfungen Effizienz und schaffen Raum für gemeinsame Innovationen. Auch regulatorisch wird es einfacher, da wir künftig als ein Unternehmen agieren. Einige IT- und Digitalthemen wie CRM oder Arbeitgeberportale sind bereits auf dem gemeinsamen Weg.

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