Die bAV ist unser stärkster Wachstumstreiber
16.10.2025

Markus Hofelich (re.), Ressortleiter Versicherungen bei finanzwelt, traf Jesko David Kannenberg in Stuttgart zum Gespräch
finanzwelt: Als wichtiger Meilenstein zum Zusammenschluss wurde am 01. Juli ein Gleichordnungskonzern gegründet. Was bedeutet das und was sind die nächsten Schritte?
Kannenberg: Mit dem Gleichordnungskonzern haben wir den ersten wichtigen Schritt des Zusammenschlusses vollzogen. Beide Unternehmen bleiben rechtlich eigenständig, können aber bereits eng zusammenarbeiten und Synergien heben. Im kommenden Jahr folgt dann die vollständige Fusion zur ‚One Company‘. Schon jetzt nutzen wir die neuen Strukturen, etwa durch wechselseitige Vorstandsmandate und erste gemeinsame Verantwortlichkeiten im Vertrieb. So habe ich etwa bei der SDK als Vorstand die Verantwortung für den Maklervertrieb Kranken übernommen. Ziel ist es, unsere Vertriebs- und Betreuungsstrukturen schrittweise zu harmonisieren und bundesweit einheitlich aufzustellen, inklusive gemeinsamer Nutzung von Standorten, Technologien und Prozessen. Parallel entwickeln wir ein gemeinsames strategisches Zielbild und eine abgestimmte Markenpositionierung, aus der künftig unsere Kampagnen abgeleitet werden. Damit schaffen wir die Basis für einen integrierten Vorsorgeversicherer.
finanzwelt: Welche Rolle spielt der freie Vertrieb für Sie?
Kannenberg: Der freie Vertrieb ist und bleibt für uns von zentraler Bedeutung. Die Vermittler sind nah am Kunden dran und brauchen einen verlässlichen Qualitätsanbieter, der sie nachhaltig unterstützt. Wir verstehen uns als strategischer Partner des freien Vertriebs, gerade auch bei neuen Geschäftsmodellen oder Gründungen und erleben dadurch eine spürbare Verjüngung in der Vermittlerschaft. Dabei setzen wir nicht auf anonyme Callcenter, sondern auf persönliche Ansprechpartner im Vertrieb und in der Leistungsbearbeitung. Denn gerade im Bestandskundenmanagement zählt, dass Anliegen schnell verstanden und effizient gelöst werden. Ergänzend investieren wir in digitale Transparenz, so dass Partner viele Informationen selbst einsehen können. Aber wir wissen, dass bei komplexen Themen der direkte Draht entscheidend ist und bleiben wird.
finanzwelt: Was wird sich durch die Fusion konkret für die Vermittler ändern?
Kannenberg: Für unsere Geschäftspartner bringt der Zusammenschluss ausschließlich Vorteile. Zum einen erweitern wir das Produktportfolio, so dass unsere Partner auf der Lebensversicherungsseite künftig auch Krankenund Pflegeprodukte anbieten können. Gleichzeitig erhalten Vermittler aus dem Krankenbereich Zugang zu Lebens- und Unfallversicherungen. Zudem bauen wir unser bestehendes bAV-Firmenkompetenzcenter, das sich als führender Branchendienst etabliert hat, zu einem ganzheitlichen Kompetenzcenter für betriebliche Vorsorge aus, inklusive Kranken-, Pflege- und Unfalllösungen. Auch technologisch profitieren Vermittler, da wir durch gebündelte Investitionen zusätzliche Möglichkeiten für moderne Tools und Prozesse schaffen. Und schließlich wächst unsere Präsenz vor Ort. Mit mehr Betreuern und einer stärkeren Spezialisierung können wir Partner künftig noch gezielter unterstützen.
finanzwelt: Viele Vermittler sehen in der bAV-Beratung noch eine Hürde. Wie nehmen Sie diesen Maklern diese Hemmschwelle?
Kannenberg: Viele Vermittler sehen die bAV-Beratung als komplex und risikobehaftet. Um Hemmschwellen abzubauen und Wissen aufzubauen, setzen wir auf gezielte Qualifizierung. Durch Zertifizierungen werden Makler zu bAV-Fachexperten ausgebildet und erhalten eine offizielle Bestätigung ihrer Expertise. Ergänzend stellen wir standardisierte, rechtssichere Prozesse bereit, die auch die Einhaltung regulatorischer Vorgaben wie Nachhaltigkeit oder Taxonomie erleichtern. Vor Ort stehen unsere erfahrenen Maklerbetreuer als erster Ansprechpartner bereit, während das Firmenkompetenzcenter komplexe Fragen beantwortet – etwa bei umfangreichen Versorgungssystemen in mittelständischen Betrieben.
finanzwelt: Welche Bedeutung messen Sie der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) bei?
Kannenberg: Angesichts der Herausforderungen in der GKV gewinnt die bKV über Arbeitgeber eine zentrale Rolle. Sie erlaubt Lösungen ohne individuelle Gesundheitsprüfungen und wird daher zu einem wichtigen Instrument für Unternehmen, um ihre Mitarbeitenden abzusichern. Zugleich entwickeln sich die Produkte kontinuierlich weiter, um gesetzliche Lücken auszugleichen. Mit der Integration der SDK sind wir hervorragend aufgestellt, um diese wachsende Nachfrage kompetent zu bedienen.
finanzwelt: Wie ist Ihre Einschätzung bis Jahresende und für 2026 was den bAV-Markt generell und speziell Ihr Geschäft betrifft?
Kannenberg: Wir erwarten, dass die bAV auch bis Ende 2025 und 2026 weiter wächst, da das Thema für Arbeitgeber und Arbeitnehmer weiterhin relevant bleibt. Unser eigenes Wachstum sehen wir auf drei Ebenen: bestehende Verträge werden durch Gehaltserhöhungen oder Aufstockungen weiter ausgebaut, die Durchdringung in bereits kooperierenden Betrieben wird erhöht, und wir gewinnen neue Arbeitgeber hinzu. Die steuerlichen Vorteile und die Eigenverantwortung der Beschäftigten machen die bAV zu einem nachhaltigen Wachstumsfeld. (mho)

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