Die Finanzmärkte im Schatten geopolitischer Unsicherheit

19.08.2025

Robert Greil. Foto: © Merck Finck

Die Finanzmärkte bleiben bisher widerstandsfähig – offensichtlich preisen Investoren derzeit ein Szenario ein, das zumindest eine Entspannung im Russland-Ukraine-Konflikt erhoffen lässt. Doch dieser Optimismus birgt Risiken: Werden die Erwartungen enttäuscht, dürfte das die Aktienmärkte belasten.

Wir sehen aktuell drei zentrale Entwicklungspfade:

Optimistisches Szenario: ein Deal

Ein belastbares Abkommen – mindestens ein Waffenstillstand, im besten Fall ein Ende des Krieges. In diesem Fall erwarten wir eine klar positive Marktreaktion bei risikobehafteten Vermögenswerten, vor allem in Europa. Auch der Euro dürfte davon profitieren.

Neutrales Szenario: Gespräche ohne Einigung

Keine Einigung, kein Waffenstillstand, aber zumindest weiterhin offene Kanäle. Die Märkte dürften kurzzeitig mit leichter Enttäuschung reagieren, weil zuletzt zumindest eine Teileinigung immer stärker eingepreist wurde. Echte Verunsicherung dürfte sich bei den Anlegern aber kaum einstellen, weil sie sich ohnehin an schlechte Nachrichten gewöhnt zu haben scheinen oder diese weitgehend ignorieren.

Eskalation: Ausweitung des Krieges

Kein Deal, keine Gespräche, Ausweitung des Konflikts. Dieses Szenario birgt Rückschlagpotential an den Börsen vor allem in Europa. Eine solche unerwartete Verschärfung könnte den Impuls dazu geben, dass sich die Marktteilnehmer der Risiken wieder stärker bewusst werden – und diese neu bepreisen.

Was bedeutet all das für Anleger? Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, auf einen bestimmten Ausgang zu setzen und das Portfolio entsprechend aufzustellen. Gerade in Zeiten erhöhter Unsicherheit raten wir unverändert zu einer breit diversifizierten globalen Anlagestrategie. Konkret:

- Aktien leicht Übergewichten, um an Chancen womöglich weiter steigender Märkte zu partizipieren

- breit diversifizieren über Regionen, Anlageklassen und Investmentstile hinweg, um Risiken abzufedern

- Schwankungen einkalkulieren und investiert bleiben, zumal geopolitische Unsicherheiten ein ständiger Begleiter bleiben

- über Europa hinausdenken: Für die Weltwirtschaft ist insbesondere das Verhältnis zwischen den USA und China extrem wichtig. Die von den USA gegenüber China bis zum 10. November verlängerte Zollfrist könnte richtungsweisend werden. Hier entscheidet sich, ob das Verhältnis zu China sich mit einem breiten Handelsdeal verbessert, oder ob neue Unsicherheiten geschaffen werden.

Marktkommentar von Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck.