Die glorreichen Sieben

11.12.2023

Thomas Freiberger - © Thomas Freiberger Vermögensverwaltung GmbH

Indizes vereinfachen die Vielfalt der Aktienmärkte. Sehr bekannte Indizes, wie der MSCI World oder FTSE-All-World Index, umfassen hunderte von Aktien. Viele Anleger vertrauen auf ein hohes Maß an Streuung und kaufen Finanzinstrumente auf Indizes, wie Exchange Traded Funds, ETFs.

Wir warnen zur Vorsicht: Große und bekannte Indizes diversifizieren weniger, als manchem Anleger lieb sein kann. Die Finanzpresse bezeichnet Apple (+ 44,5 % Jahreswertentwicklung bis 30.11.2023), Microsoft (+ 55,8 % ), Amazon ( + 70,57 % ), Nvidia ( +219,3 % ), Alphabet (+ 47,9 %), Tesla (+ 95,8 % ) und Meta Platforms (+ 166,5 % bereits als die „Glorreichen Sieben“ in Erinnerung an einen bekannten Western. Vereint sind unsere Titelhelden stark und stehen für über die Hälfte der bisherigen Jahresgewinne großer Weltindizes und fast alle Gewinne des S&P 500 Index‘ der größten US-amerikanischen Aktiengesellschaften.

Marktgewichtete Indizes folgen sklavisch Trends. Die jeweils zehn größten Aktien erreichen in vielen Indizes historische Höchststände. Während der Russel 3000 Index, der kleine bis große US-Aktiengesellschaften umfasst, mehr als 26 % in zehn Titel konzentriert, sind dies bereits 31 % im Large-Cap-Index S&P 500. Besonders sticht die hohe Konzentration der Wachstumsindizes, die teuer bewertete Gesellschaften beinhalten, wie dem Russel 1000 Growth mit über 51 % des Indexvolumens, ins Auge:

Wesentlich geringer sind die Konzentrationsgrade in Value- und Small-Cap-Indizes günstig bewerteter und kleinerer Gesellschaften, wie dem Russel 1000 - und Russel 2000 Value mit über 17 % bzw. knapp 5 %.

Die Entwicklung der Konzentrationsgrade seit dem Platzen der Dot-Com-Blase, Ende 2000, bis August 2023 zeigt deutlich: Die Konzentrationsgrade teurer Indizes (Russell 1000 Growth) bewegen sich auf historischen Höchstständen, während sich die Konzentrationen bei kleinen und günstigen Werten auf durchschnittlichen (Russell 2000) bzw. auf historischen niedrigen Niveaus (Russell 1000 Value) bewegen:

Die empirische Kapitalmarktforschung begründet und zeigt historisch, dass Anleger, die in wenige und teure Aktien investieren, ein vermeidbares unsystematisches Risiko (Klumpenrisiko) eingehen, das nicht mit einer höheren erwarteten Rendite belohnt wird:

Da eine kleine Anzahl von Unternehmen einen größeren Teil eines Portfolios bestimmt, beeinflussen die Renditen dieser Unternehmen die Gesamtrendite - im Guten als auch Schlechten. Darüber hinaus sind diese Aktien im Verhältnis zu den Fundamentaldaten wie Gewinn oder Buchwert teuer. Folglich besteht das Portfolio aus mehr Aktien mit niedrigeren erwarteten Renditen.

Die zunehmende Konzentration in den Wachstumsindizes führt zu einem erhöhten Portfoliorisiko, da die Bewertungen der "Glorreichen Sieben" weitaus stärker anstiegen als ihre Erträge. Die Geschichte zeigt, dass höhere Bewertungen in der Regel zu niedrigeren erwarteten Renditen führen. So waren die jährlichen Renditen von Unternehmen nach Beginn der Zugehörigkeit zu den Top10 in drei, fünf oder Zehnjahreszeiträumen zwischen 1927 und 2022 negativ ( -0,6 %; - 0,9 % und - 1,5 %).

Fazit

Risikostreuung ist eine treue Freundin aller Anleger: Die Schwankungen eines Portfolios sinken, ohne die erwarteten Erträge zu verringern. Konzentrierte Portfolios erhöhen die potenzielle Streuung der Ergebnisse - nach oben und unten -, ohne die erwarteten Erträge zu erhöhen. Vernünftige Anleger sollten deshalb weniger konzentrierte Portfolios bevorzugen. Eine Möglichkeit, das Konzentrationsrisiko sowie hohe Bewertungen zu diversifizieren, besteht darin, in mehr kleinere und günstiger bewertete Unternehmen zu investieren.

Kolumne von Thomas Freiberger, Geschäftsführer der Thomas Freiberger Vermögensverwaltung GmbH in München