Die Welt der Finanzen wird weiblicher

24.06.2025

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Die Attraktivität von Börsen, Aktien und Fonds nimmt seit Jahren stetig zu. Das wird durch die positive Entwicklung des Deutschen Geldanlage-Index belegt. Der Index gilt als Indikator für das aktienbasierte Meinungsklima in Deutschland und wird seit dem Sommer 2020 vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) halbjährlich in repräsentativen empirischen Befragungen erhoben. Seine aktuelle Sonderauswertung nach Female FinanceAspekten zeigt: Der mittelfristige Anstieg des Gesamtindex ist vor allem auf die Frauen zurückzuführen. Zwar werden finanzielle Trends oft weiter von den Männern angeführt. In den jüngeren Alterskohorten holen die Frauen aber sichtlich auf.

Frauen treiben den Deutsche Geldanlage-Index

In den vergangenen viereinhalb Jahren ist der Deutsche Geldanlage-Index kontinuierlich von 24,9 auf heute 35,5 Indexpunkte geklettert. Dabei ging die Dynamik vor allem vom weiblichen Teil der Bevölkerung aus. Während der Teilindex der Männer nur geringfügig anstieg, hat sich der Teilindex der Frauen mehr als verdoppelt, nämlich von 13,6 im Sommer 2020 auf 29,7 im Januar 2025. Besonders bemerkenswert: Der Indexwert der jüngeren Frauen zwischen 18 und 29 Jahren liegt mit 56,8 fast doppelt so hoch wie der der weiblichen Gesamtgruppe. Auch wenn ältere Altersgruppen deutlich zurückhaltender sind, könnte der Optimismus der jüngeren Frauen mit der Zeit in das gesamte weiblich Bevölkerungssegment hineinwachsen und so die Entwicklung zu mehr finanzieller Eigenverantwortung und Engagement an den Börsen beschleunigen. Die Frauen in Deutschland werden also gegenüber Aktien und Börsen zunehmend aufgeschlossen und treiben den Deutschen Geldanlage-Index. Andererseits bleibt vorerst ihre tatsächliche Finanzmarktbeteiligung hinter dem Niveau der Männer zurück. Nur 30,7 % der Frauen geben aktuell an, in aktienbasierte Geldanlagen investiert zu sein, deutlich weniger als die Männer mit 51,5 %. Die Skepsis gegenüber dieser Anlageform ist also unter Frauen weiterhin deutlich ausgeprägter.

Fehlende Finanzkenntnisse als Barriere

Vor diesem Hintergrund zeigt die DIVA-Auswertung auch: Viele Frauen schreiben sich selbst unzureichende Finanzkenntnisse zu. Fast jede zweite Frau (48,1 %) gibt an, über zu wenig Wissen im Bereich aktienbasierter Geldanlagen zu verfügen. Bei den Männern liegt dieser Wert mit 34,5 % deutlich darunter. Zutrauen in die eigene Kompetenz ist ein wesentlicher Faktor für Selbstvertrauen und Handlungsfähigkeit. Das trifft auch für Aktien und Börsen zu. Wer die Mechanismen des Kapitalmarkts mit seinen Chancen und Risiken nicht zu verstehen glaubt, wird seltener aktiv – und zwar unabhängig von Interesse und grundsätzlichem Willen. Sich selbst zugesprochenes fehlendes Wissen kann eine wesentliche Hürde darstellen, finanziell aktiv zu werden.

Finanzkenntnisse ausbauen: Netzwerke und Beratung

Was unternehmen Frauen, um ihre Kenntnisse zu Finanzthemen weiterzuentwickeln? – Mehr als zwei Drittel (70,6 %) sind der Ansicht, Netzwerke finanzinteressierter Frauen könnten das Wissen über frauenspezifische Finanzthemen und die finanzielle Selbstbestimmung stärken. Vor allem jüngere Frauen zeigen sich hier aktiv. 34,7 % der 18- bis 29-Jährigen und 22,1 % der 30- bis 49-Jährigen geben an, aktuell an solchen Netzwerken, sicherlich auch über digitale Medien, teilzunehmen. In den älteren Kohorten nehmen die Zahlen ab. Gerade für Frauen, die sich bisher nicht mit Finanzthemen auseinandergesetzt haben, können solche Netzwerke der Türöffner zur aktiven Geldanlage sein. Sie können Wissenslücken kompensieren und das Selbstvertrauen stärken. Wenn diese Netzwerke mit der jungen Generation wachsen, können sie sich als festes Element weiblicher Finanzkultur etablieren. Auch die Inanspruchnahme von Finanzberatung ist ein Weg, Kenntnisse in Finanzthemen auszubauen. Das sehen drei Viertel der vom DIVA befragten Bürgerinnen und Bürger so, und Frauen noch mehr als Männer. 77,9 % der Frauen (im Vergleich zu 73,7 % der Männer) erachten Finanzberatung bei aktienbasierten Geldanlagen für notwendig, um fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Fazit

Female Finance entwickelt sich vom Trend zum messbaren Strukturwandel. Die empirischen Befragungen zum Deutschen Geldanlage-Index und die Female Finance-Sonderauswertung des DIVA-Instituts machen den aktuellen Stand und die Dynamik dieser Entwicklung sichtbar. Die Welt der Finanzen wird weiblicher.

Ein Beitrag von Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor, und Manoli Khounvilaypheng, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA)