Ein Pladoyer für Immobileninvestments

13.12.2021

Rauno Gierig, CSO der Verifort Capital Group / Foto: © LyonelStief

finanzwelt: Zumal ein gutes Management nicht Geld kostet, sondern welches einbringt. Stichwort Value Add und profitables Asset-Management. Gierig» Ich denke auch, dass Value Add und gutes Asset- und Property-Management das A und O sind. Bei uns sind noch Bau- und Vermietungsmanagement dabei. Das ist das Herzstück eines Immobilienmanagers. Ich will unabhängig von meinem Marktumfeld Wertschöpfung betreiben. Wenn ich es schaffe, bessere Mietverträge zu verhandeln, Sanierungen vorzunehmen oder mehr Flächen zu schaffen, dann habe ich unabhängig vom Markt einen Mehrwert geschaffen. Deswegen haben wir hier massiv investiert. Wir haben 80 Leute, wovon mindestens die Hälfte in diesem Bereich tätig ist. Wir haben unsere Standorte erweitert, sind aus Tübingen raus und haben einen Asset- und Property-Standort in Offenbach, Düsseldorf, Berlin und Frankfurt/Oder. In Frankfurt/Oder haben wir einen riesigen Turm, da brauchen wir ein kleines Team vor Ort. Alles im Umkreis von 50/60 Kilometer um unsere Immobilien herum, so dass die Leute hinfahren und Mietverträge verhandeln können. Wir merken jetzt schon positive Effekte bei der Vermietung, weil wir näher dran sind.

finanzwelt: Der Erhalt der Bausubstanz, Renovierungen, Schönheitsreparaturen und energetische Sanierungen gehören zu den Disziplinen, wo sich bei den Asset-Managern die Spreu von Weizen trennt. Wie gehen Sie da vor? Gierig» Wir managen unsere Immobilien lieber selbst. Denn so können wir die Qualität und Effizienz des Managements sicherstellen. Für uns ist es das Herzstück unserer Arbeit, Wertschöpfung der Objekte selbst umsetzen zu können. Wir wollen uns hier nicht auf Dritte verlassen müssen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren viel investiert. Zum einen in eigene Standorte in Nähe der Objekte, um diese nach unseren Ansprüchen betreuen zu können. Zum anderen in Qualität. Wir sind aktuell der einzige Asset- und Property-Manager in Deutschland, der nach ISO 9001:2005 zertifiziert ist. Wir investieren aber auch in unsere Mitarbeiter und bilden diese aus und weiter. Darüber hinaus verfügen wir über die Jahre aufgebautes Netzwerk mit regionalen Handwerkern und Dienstleistern vor Ort bei unseren Objekten.

finanzwelt: Ich habe gelesen, dass in Deutschland über 30 Prozent des CO2-Ausstoßes durch Immobilien stattfinden. Zeit zu handeln. Aber die Kosten der energetischen Sanierung sind ja immens. Was machen Sie hier? Gierig» Wir haben noch einen Weg vor uns. Im Moment sind wenige bereit – gerade im Bestand – in energetische Sanierung zu investieren. Wir würden sogar investieren, als Initiator, als Asset-Manager. Aber wir können nicht alle Kosten auf die eigene Kappe nehmen. Und auch der Anleger wird dazu nicht bereit sein. Zwei Jahre keine Ausschüttung, das Geld wird in die Objekte investiert… Da würden die Anleger Sturm laufen. Deswegen brauchen wir alle im Boot: der Mieter muss ein Stück tragen, der Eigentümer, aber auch der Staat, denn er will ja, dass Wohnraum geschaffen wird. In den letzten Jahren wurde die Grunderwerbssteuer erhöht. Allein in Hessen auf sechs Prozent (alter Steuersatz fünf Prozent, Anm. d. Red.). Was machen die mit dem Geld? Die können doch fünf Prozent nehmen und ein Prozent als Incentive rein für energetische Aspekte ansetzen. Der Investor wird es allein nicht tragen können und wollen.

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