Energie-Augen auf beim Wohnungskauf!

06.09.2023

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Preisaufschläge für Energieeffizienz in den größten sieben Metropolen

Durchschnittlich jede dritte angebotene Eigentumswohnung (33,6 Prozent) in den sieben größten Metropolen Deutschlands, den sogenannten „Big 7“, weist eine nicht sanierungspflichtige Effizienzklasse aus. Den größten Anteil von Wohnungen mit Effizienzklasse D und besser bieten München und Berlin, den geringsten Prozentsatz hat Stuttgart. Doch obwohl die Schwabenmetropole im Schnitt verhältnismäßig wenige energieeffiziente Eigentumswohnungen bereithält, fällt der Preisaufschlag für diese nicht sanierungspflichtigen Immobilien mit gerade einmal durchschnittlich 645 Euro pro Quadratmeter am geringsten unter den sieben größten Städten aus.

In Frankfurt am Main beträgt die Preisdifferenz zwischen Angeboten mit und ohne Sanierungspflicht bis 2033 dagegen durchschnittlich beachtliche 1.510 Euro. In der Mainmetropole kostete eine Wohnung mit dem schlechteren Energiestandard der Energieeffizienzklassen E, F, G oder H durchschnittlich 6.124 Euro pro Quadratmeter, Wohnungen mit höherem Energiestandard der Energieeffizienzklassen A+, A, B, C und D dagegen 7.633 Euro pro Quadratmeter. Insgesamt zahlen Käufer*innen von Eigentumswohnungen in den „Big 7“ immer einen Aufschlag für einen besseren energetischen Standard. Die zweithöchste Preisdifferenz zwischen Angeboten mit und ohne Sanierungspflicht bis 2033 besteht in Hamburg. In der Hansestadt zahlen Immobilienkäufer*innen durchschnittlich 1.392 Euro mehr für laut Gesetzesentwurf bis 2033 nicht sanierungspflichtige Eigentumswohnungen. Dicht gefolgt von München mit einem Mehrpreis von 1.385 Euro pro Quadratmeter für energetische Effizienz.

Die von den HWWI-Experten berechnete Höhe der durchschnittlichen Mehrkosten hilft Kaufinteressierten, die Wahl zwischen einer energieeffizienteren Wohnung und einer Eigentumswohnung mit Verpflichtung zur energetischen Sanierung bis 2033 zu treffen. „Wie viel Geld im konkreten Fall in die Sanierung fließen muss, ist sehr unterschiedlich. Dabei spielen unter anderem der genaue Sanierungsbedarf und die Anzahl der Wohneinheiten eine Rolle, denn energetische Sanierung ist Sache der Eigentümergemeinschaft. Die Dämmung des Daches kostet in einem 4-Parteien-Haus oft genauso viel wie in einem 20-Parteien-Gebäude, kann in letzterem Fall aber auf mehr Schultern verteilt werden. Die Höhe der bestehenden Rücklagen ist ebenso zu beachten, wie die konkrete Ausstattung mit alten Heizungen oder ob es ausreicht, nur Dach und Keller statt der gesamten Fassade zu dämmen. Es ist dringend anzuraten, Experten zu Rate zu ziehen“, sagt Beermann.

Das kostet Energieeffizienz jenseits der großen Metropolen

In insgesamt 66 Regionen werden Aufschläge von mehr als 800 Euro je Quadratmeter aufgerufen, für Wohnungen, die bis 2033 nicht verpflichtend energetisch saniert werden müssen. Darunter fallen 28 Regionen mit mehr als 1.000 Euro Mehrpreis. Neben vier Metropolen aus den genannten Big 7 fallen darunter auch die Großstädte Bremerhaven, Offenbach am Main, Oldenburg, Erlangen und Trier. Beispielsweise werden in der rheinland-pfälzischen Stadt Trier im Schnitt 4.167 Euro pro Quadratmeter für eine nicht sanierungspflichtige Eigentumswohnung verlangt, 1.005 Euro mehr als für eine Immobilie mit einer schlechteren Energieeffizienz. In Bremerhaven beträgt der Aufpreis 1.129 Euro und ist damit höher als in der Hauptstadt Berlin. Zu den teuren Gegenden für Kaufinteressent*innen, die auf Energieeffizienz Wert legen, gehören auch viele Landkreise – vor allem im Norden und Süden Deutschlands. Den höchsten Aufpreis von 2.349 Euro zahlen Käufer im Landkreis Miesbach (Bayern), dicht gefolgt von Schleswig-Flensburg (Schleswig-Holstein) mit rund 2.000 Euro pro Quadratmeter. Ein höherer Aufschlag als in Frankfurt am Main wird im niedersächsischen Landkreis Wesermarsch sowie im bayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen für Wohnungen mit mindestens Energieeffizienzklasse D fällig. Im bayerischen Landkreis Starnberg liegt der Aufschlag mit knapp 1.500 Euro über dem von Hamburg und München. In den Top 10 der höchsten Aufpreise befinden sich zusätzlich der nah an Berlin gelegene Landkreis Potsdam-Mittelmark (Brandenburg) und die Ferienregion Vorpommern-Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern).

In 157 Regionen beträgt der Preisaufschlag für energetisch effiziente Wohnungen weniger als 500 Euro je Quadratmeter, in 109 Regionen sogar weniger als 400 Euro. Viele davon liegen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie im südöstlichen Niedersachsen und nördlichen Teilen Brandenburgs. Nur 23 Euro mehr pro Quadratmeter müssen Käufer*innen in der Stadt Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) für mehr Energieeffizienz investieren, im Landkreis Havelland (Brandenburg) sind es 27 Euro, in der Stadt Leipzig 43 Euro und im Landkreis Nordsachsen (Sachsen) 44 Euro. Auch die von Altbauten geprägten ostdeutschen Städte Potsdam, Gera und Dresden gehören zu den Regionen mit vergleichsweise günstigen energieeffizienten Eigentumswohnungen. Im Durchschnitt über alle Landkreise eines Bundeslandes bestehen die höchsten Differenzen in Schleswig-Holstein (819 Euro), die niedrigsten in Sachsen (123 Euro).

Wo Energieeffizienz weniger kostet

In zwölf Regionen kosten Eigentumswohnungen mit Effizienzklassen D und besser im Durchschnitt weniger als Wohnungen, für die voraussichtlich eine Sanierungspflicht besteht. Das liegt vor allem an der Lage. In vielen Altstädten gibt es kaum Neubauten und die energieeffizienten Gebäude stehen in weniger attraktiven Außenbezirken. Die größte Preisdifferenz weist die kreisfreie Stadt Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) auf. Für Eigentumswohnungen in Gebäuden mit Effizienzklassen schlechter als D zahlen Käufer*innen im Schnitt 792,13 Euro mehr pro Quadratmeter als für energieeffizientere Wohnungen. Fast genauso groß ist der Aufpreis im angrenzenden Landkreis Rostock. In Heidelberg werden nicht energieeffiziente Wohnungen mit einem Preisplus von 327 Euro je qm angeboten.

„In einigen Fällen kann sich der Aufpreis für Eigentumswohnungen in weniger energieeffizienten Gebäuden lohnen, wenn die Lage der Immobilie dies rechtfertigt. Haben Käufer die energetische Sanierung bereits eingeplant, kann die Traumwohnung in zentraler Altstadtlage die entscheidenden Vorteile bringen und ihren Wert auch künftig halten oder sogar steigern. Eine besonders energieeffiziente Wohnung weiter außerhalb oder in weniger ansprechenden Neubauvierteln wird auch mit zusätzlichen Investitionen nicht in eine gute Lage versetzt“, erläutert Beermann. „Pauschale Aussagen sind schwer zu treffen. Interessenten sollten Lage, Ausstattung und andere individuelle Merkmale prüfen sowie diese mit den persönlichen Anforderungen und dem Budget abgleichen.“ (fw)