"Ferienimmobilien bleiben trotz Corona attraktiv"

29.04.2020

Knud Wilden, Geschäftsführer der W&N Immobilien-Gruppe / Foto: © W&N

Welche Renditen lassen sich derzeit mit Ferienimmobilien an der Ostsee erzielen?

Wilden: Das ist standortabhängig. An den von uns entwickelten Ferienorten lassen sich Investitionserträge von etwa 6 % realisieren – inklusive Mieteinnahmen, Anschaffungskosten, Vermietungsservice und steuerlichen Abschreibungen. Bei einem steuerfreien Wiederverkauf nach 10 Jahren können zusätzliche Renditen erzielt werden, die auf einem jetzt steuerfreien Verkauf und einem Wertzuwachs des Standortes basieren.

Weshalb ist der gesamte Standortzuschnitt aus Ihrer Sicht so wichtig?

Wilden: Weil davon der dauerhafte Erfolg einer Ferienimmobilie abhängt – die meisten Kapitalanleger suchen ja langfristige Optionen oder wollen ihre Ferienimmobilie bei Bedarf zu einem guten Preis verkaufen können. Ist der Standort dann noch attraktiv, wird die Urlaubsimmobilie, selbst wenn sie saniert werden muss, einen guten Preis erzielen.

Sie beraten zunehmend Gemeinden bei Standortentwicklungen. Angefangen haben Sie mit Ferienorten in Mecklenburg-Vorpommern.

Wilden: Ja, und kürzlich wurden wir sogar von einem bekannten Ferienort im bayerischen Fichtelgebirge beauftragt. Unser Hauptfokus ist aber nach wie vor die Ostsee bis nach Schleswig-Holstein, also das komplette Gebiet – von der dänischen bis zur polnischen Ostsee.

Und wie beraten Sie die Kommunen?

Wilden: Mit passenden Standortkonzepten für die Ferienimmobilie, aber auch mit Empfehlungen für die touristische und städtebauliche Gesamtentwicklung vor Ort. Unser bisher größtes Projekt haben wir im Urlaubsort Börgerende, unweit von Heiligendamm, umgesetzt. Hier haben wir 27 sehr unterschiedliche Ferienobjekte realisiert, von Reetdachhäuschen über hotelähnliche Villen bis zu den Upstalsboom Waterkant Suites, einem Hotel mit Private-Equity-Finanzierung, das 75 voll ausgestattete Suiten, Restaurant und SPA bietet. Es bildet an der Strandpromenade eine Art Ortskern.

Welche Konflikte ergeben sich zwischen Gemeinden, Investoren und Käufern?

Wilden: Für den klassischen Investor rechnen sich Ferienhotels an kleineren Standorten nicht, diese sind aber von den Gemeinden häufig gewünscht, da sie zum Beispiel durch ihre Restauration- oder SPA-Angebote dazu beitragen, den Ferienort über das ganze Jahr für Touristen attraktiv und lebendig zu halten. Die Käufer streben natürlich möglichst hochwertige, gewinnbringende Ferienobjekte und sichere Geldanlagen an. Vom Grundsatz her stimmen die Interessen zwar überein, Stichwort ganzjähriger Betrieb, in der Praxis kommt es aber häufig zu Unstimmigkeiten. Deshalb sollten die jeweiligen Ansprüche von Beginn an offen kommuniziert und geklärt werden, dabei sind wir oft die Vermittler.

Was bedeutet das für den Kapitalanleger oder die Anlagegesellschaft?

Wilden: Es ist wichtig, sich abgesehen von der Lage über das touristische Gesamtkonzept des Ferienortes, die politischen Ziele von Land und Kommune, geplante Bauvorhaben, z. B. bei der Infrastruktur, und die Tourismusentwicklung zu informieren. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die geplante Ausstattung, das Gastro- und Freizeitangebot der Ferienanlage und die professionelle Ferienvermietung.

Welche Finanzierungskonzepte für Ferienimmobilien sind möglich?

Wilden: Bewährt hat sich vor allem das klassische Private-Equity-Modell. Ein Gesamtinvestor übernimmt dabei zunächst die Vorfinanzierung. Dann werden die einzelnen Suiten an Investoren und Kapitalanleger als grundbuchgesichertes Eigentum veräußert. Hierzu bedarf es eines soliden Investoren- und Betreiberkonzepts.

Was kann man von einer sehr guten Auslastung über das Jahr erwarten?

Wilden: Beispiel Börgerende: Hier wurden die normalen Ferienapartments durchschnittlich an etwa 180 Tagen im Jahr vermietet, besonders attraktive Apartments mit Meerblick zwischen 241 und 293 Tagen pro Jahr.