Greiffbar – Investments zum Anfassen

02.09.2022

Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG / Foto: © Greiff capital management AG

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

Nachruf

Aktuell könnte man einige Nachrufe schreiben. Da ist zum einen der langjährige Bullenmarkt, der nach der Corona-Genesung einen Inflationsschock erlitten hat und an den Folgeschäden der Zinsanhebungsmedizin langsam zugrunde geht. Oder da wären die günstigen Strom- und Energiepreise, die in einem fulminanten Anstieg zu Grabe getragen wurden und die Wirtschaft und Verbraucher in Ungemach stürzen. Einen Nachruf braucht es auch auf Unternehmen wie Uniper, die schon längst verschieden sind, aber mit massiven monetären Maßnahmen wie Untote am Leben erhalten werden.

Ebenso die Geldwertstabilität, die die Notenbanken zwar am Leben halten sollten, die aber leider – einmal nicht aufgepasst – den Bach runtergeht. Inflationsmeldung diese Woche in Deutschland: 8,8 %. Noch vor 6 Monaten diagnostizierte die europäische Notenbank nur eine „vorübergehende“ Erscheinung der Inflation, inzwischen trägt sie durch ihr laxes Verhalten zur Ausweitung bei. Einen Nachruf auf eine aus dem Amt scheidende EZB-Präsidentin Christine Lagarde hielte ich für angemessener. Doch alle Nachrufe werden demjenigen nicht gerecht, der ihn diese Woche wirklich verdient hat: Michail Sergejewitsch Gorbatschow: Friedensnobelpreisträger, Vater der Deutschen Einheit, Deutschlandfreund und Russe. Danke und ruhe in Frieden.

Weckruf

Sein Tod und vor allem sein Wirken sollte ein Weckruf für uns Europäer sein, dass Völker ihre Feindschaften überwinden können, wenn die Staatslenker es nur wollen. Politik wird von Menschen gemacht. Menschen, die nicht frei von Fehlern sein müssen, aber die die Fähigkeit besitzen, dem anderen zuzuhören und empathisch aufeinander einzugehen. So wie seinerzeit Helmut Kohl und Michail Gorbatschow. Ersterer hat Michail Gorbatschow zu seinem 75. Geburtstag einen Brief geschrieben, den Kai Diekmann diese Woche bei Twitter öffentlich gemacht hat.

Dieser Brief, den Sie hier nachlesen können, hat mich sehr beeindruckt und sagt mehr über Gorbatschow als jeder Nachruf. Es muss ein Weckruf für uns alle sein, die an die Vernunft der Politik und Diplomatie glauben, dass Entscheidungen zum Wohle der eigenen Bevölkerung getroffen werden sollten. Ein Weckruf, der alle im ersten Absatz genannten Nachrufe obsolet werden ließ, wenn sich nur Männer und Frauen finden, die erkennen, dass bei einem Miteinander mehr zu erreichen ist als bei einem Gegeneinander und wir den Mut haben, das Gemeinsame und nicht ständig das Trennende zu betonen.

Aufruf

Was wie ein naiver Aufruf eines Romantikers klingt, ist in Wahrheit die Erkenntnis, dass Wohlstand, Frieden und Freiheit nicht einfach gegeben, sondern Ergebnisse menschlichen Handelns sind und immer wieder neu gestaltet werden müssen. Dabei sind die menschliche Schöpfungskraft und Fantasie unsere größte Waffe. Ebenso, wie wir diese Woche wieder ins Weltall fliegen, um den Mond zu besiedeln, neue Technologien erfinden, um unsere Welt zu gestalten, können wir morgen mit unseren Feinden Frieden schließen.

Wir Deutsche sollten dies besser wissen als alle anderen, denn wir waren die größten Profiteure dieser Großzügigkeit menschlichen Handelns. Zusammen leben, zusammen wirtschaften, zusammen erfolgreich sein, zusammenarbeiten. Apropos, wer gerne mit mir zusammenarbeiten möchte, der findet hier meinen persönlichen Aufruf, Teil meines Teams zu werden. Wir suchen für unser Marketing- und Relationship-Team neue Kolleginnen und Kollegen mit spannenden Aufgaben, die Welt der Fonds zu gestalten und zu entfalten. Wie wär’s mit uns?

Ihr Volker Schilling

Kolumne von Volker Schilling, Gründer und Mitglied des Vorstandes der Greiff capital management AG