Heikle Sache

03.11.2022

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Dies geschehe auf unterschiedliche Art und Weise, sei es, dass kein Neugeschäft gezeichnet werde, definierte Branchen nicht mehr gezeichnet oder keine Grunddeckungen mehr angeboten würden. Aus dem europäischen Markt hätten sich einige Anbieter komplett verabschiedet. WTW gibt denn auch für Neuverhandlungen mit dem Versicherer konkrete Handlungsempfehlungen: „Beginnen Sie rechtzeitig mit den Renewal-Vorbereitungen. Stellen Sie die Informationen zusammen, die zeigen, wie Sie den (pandemiebedingten) Risiken begegnen. Überdenken Sie Ihre bisherigen Deckungsstrukturen. Benötigen Sie wirklich die Deckungskapazitäten, die Sie bisher bei einer geringen Prämie einkaufen konnten? Berücksichtigen Sie ausreichend Großschadenszenarien und Eintrittswahrscheinlichkeiten?“

Die Risiken nehmen zu

Die COVID-19-Pandemie hat zudem ein äußerst volatiles und unsicheres Umfeld für Unternehmen geschaffen, das zu einer Vielzahl neuer oder erhöhter Risiken für Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte führt und die Situation auf dem ohnehin bereits angespannten D&O-Versicherungsmarkt weiter verschärft, so die Studie „Directors and Officers Insurance Insights 2021“ von AGCS. Steigende Insolvenzrisiken, wachsende Bedrohungen der Cybersicherheit und eine anhaltend hohe Zahl von Aktionärs-Sammelklagen gehören zu den Hauptrisiken, für die Unternehmensorgane haftbar gemacht werden können. Im vergangenen Jahr zu Beispiel mussten Unternehmen und ihr Management auch vor „ereignisgetriebenen Rechtsstreitigkeiten“ auf der Hut sein. Auslöser sind hier denkbar vielfältig – es kann ein tragischer Industrieunfall sein, aber auch ein als unzureichend wahrgenommenes Diversity-Management, eine schlechte Nachhaltigkeits-Performance oder die falsche Einschätzung von COVID-19-Risiken. Die wachsende Zahl von Klagen und rechtlichen Auseinandersetzungen sowie die zunehmende Häufigkeit und Schwere der Schadenfälle hatten bereits in den letzten Jahren zu einem schwierigen Umfeld für den D&O-Versicherungssektor geführt. „Ein kaum auskömmliches Prämienniveau bei gleichzeitig steigenden Risiken und Schäden – viele Versicherer sind noch immer dabei, die Belastungen aus Policen früherer Jahre zu verdauen“, sagt Shanil Williams, Global Head of Financial Lines bei AGCS. „Dazu kommt, dass wir uns in einer Zeit großer Unsicherheit befinden und künftige Risiken nur schwer einschätzen können, gerade was die weiteren Folgen von Corona sowohl für die Wirtschaft generell sowie für bestimmte Branchen betrifft.“ In Kombination mit einigen ‚bekannten Unbekannten‘ wie dem Klimawandel, Cyberrisiken oder Umwelt-, Sozial- oder Governance-Faktoren (ESG) habe dies im Versicherungsmarkt für große Nervosität gesorgt. (hdm)