Lebensversicherungen 2024: Wachstumsplus durch Einmalbeiträge

26.06.2025

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Die deutschen Lebensversicherer profitieren in ihrer Erfolgsrechnung von der Auflösung der Zinszusatzreserve (ZZR). Dies wirkt sich positiv auf aktuelle und künftige Rohüberschüsse aus. Allerdings schmälern stille Lasten die finanzielle Position der Branche und die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen hinkt dem Marktzins hinterher. Dennoch konnte die Branche 2024 ein Wachstumsplus durch Einmalbeiträge verzeichnen. Das zeigt der Assekurata-Marktausblick zur Lebensversicherung 2025.

Die politische Perspektive in der Altersversorge bleibt unter der neuen Bundesregierung unklar. Angesichts der enormen demografischen Herausforderungen wäre ein schnelles und konsequentes Handeln der Politik angebracht.

Höhere Zinsen kommen Lebensversicherern zugute

Seit der abrupten Zinswende im Jahr 2022 hat sich das allgemeine Zinsniveau oberhalb von zwei Prozent eingependelt. Zwar agiert die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts schwacher Konjunkturdaten geldpolitisch vorsichtig und senkt die Leitzinsen seit einigen Monaten wieder ab, dennoch zeigt sich das Ertragsniveau der Lebensversicherer gegenüber der vorhergehenden Niedrigzinsphase gefestigt. „Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Anbieter von den Mitteln profitieren, die aus der Zinszusatzreserve frei werden“, erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Zum Bilanzstichtag 2024 belief sich die ZZR branchen- weit auf 84 Mrd.  Euro, wie Assekurata ermittelt hat. Dies ist merklich weniger als noch Ende 2021, als die Branche ihren Spitzenwert von 96 Mrd.  Euro erreicht hatte.

Die Mittel aus der ZZR gehören grundsätzlich den Versicherten und kommen ihnen in Form höherer Überschussbeteiligungen zugute. So liegt die laufende Verzinsung im Neugeschäft für klassische Rentenversicherungen aktuell im Schnitt bei 2,52 % (Vorjahr: 2,46 %). Dass die Deklarationen nicht schneller steigen, liegt vor allem an den stillen Lasten auf den Kapitalanlagen der Lebensversicherer, die Assekurata-Bereichsleiter Heermann aktuell mit knapp 80 Mrd.  Euro beziffert. „Bei stillen Lasten handelt es sich um verdeckte Buchverluste, die zwar handelsrechtlich nicht realisiert werden müssen, aber die Handlungsfähigkeit in der Kapitalanlage einschränken“, klärt Heermann auf. Knapp 80 % des Anlageportfolios der Lebensversicherer besteht laut Assekurata aus festverzinslichen Papieren, viele davon mit langen Laufzeiten. Diese konservative Anlagestrategie war in Niedrigzinsphasen sinnvoll, um die Zinsgarantien gegenüber den Versicherten zu erfüllen. Steigen jedoch die Zinsen, entstehen stille Lasten, also Wertrückgänge auf Zins- anlagen, wodurch die Marktwerte unter ihren Buchwerten notieren. So lag auch die Branchen-Nettoverzinsung im Jahr 2024 mit 2,4 % nur leicht höher als im Vorjahr (2,2 %). 

Die Solvenzquoten liegen mit durchschnittlich rund 300 % auf einem stabilen Niveau. „Übergangsmaßnahmen spielen dabei kaum noch eine Rolle, da sie im aktuellen Zinsumfeld nur noch bei einer Handvoll Unternehmen überhaupt eine Wirkung entfalten“, ordnet Lars Heermann die Ergebnisse ein. Vorausgegangen war eine Neuberechnung der Übergangsmaßnahmen, die die Finanzaufsicht BaFin den Lebensversicherern im Jahr 2024 auferlegt hatte.

Steigende Rohüberschüsse erhöhen die Handlungsfreiheit

Dank der ZZR-Rückflüsse und der steigenden Neuanlagerenditen hat sich die Rohüberschusslage der Lebensversicherer deutlich verbessert. Dies lässt sich anhand der bilanziellen Umsatzrendite erkennen, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Schwankte dieser Indikator in der Niedrigzinsphase im Marktdurchschnitt noch bei etwa zehn Prozent, so liegt er nun bei über 17 Prozent. Ab 2027 rechnet Assekurata mit noch höheren ZZR-Rückflüssen, so dass die Umsatzrendite dann an die 20-%-Marke heranreichen könnte. Von den höheren Erträgen profitieren die Lebensversicherer direkt: Sie gewinnen mehr Spielraum, um die Überschussbeteiligung zu erhöhen, stille Lasten zu tilgen oder unternehmerische Investitionen zu tätigen.  

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