LV und PKV: Solvabilität im Vergleich 2015 bis 2024
08.05.2025

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Solvenzquoten der Lebensversicherer
Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) beläuft sich auf 340,3 %. Im Vergleich zum Jahresende 2023 (663,6 %) ist die Kennzahl damit um rund 323,3 Prozentpunkte gesunken. Hier zeigen sich deutlich die Auswirkungen der von der BaFin angeordneten Neuberechnung der Übergangsmaßnahme bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. Zwar wurde von der Aufsicht keine pauschale Abschaffung des Rückstellungstransitionals angeordnet, aber mit der Neuberechnung dafür gesorgt, dass bei vielen Versicherern der Übergangseffekt spürbar reduziert oder gar eliminiert wurde. In diesem Durchschnittswert nicht enthalten sind Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten.
Die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern ist dabei noch immer sehr breit. Den höchsten Wert verzeichnete die LV 1871 mit einer Quote von 716,4 %. Und auch die WGV (701,6 %), SV Sparkassenversicherung (673,9 %), Ideal (671,0 %) und Provinzial (643,3 %) notierten über dem Sechs- bis Siebenfachen der geforderten Bedeckung. Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen veröffentlichten Concordia Oeco (103,9 %), LPV (122,9 %) und Athora (145,1 %).
Mit dem überwiegenden Wegfall und den deutlichen Reduzierungen der Übergangsmaßnahmen für die versicherungstechnischen Rückstellungen, haben die Übergangshilfen den Solvenzquoten auch nicht mehr den Auftrieb der vergangenen Jahre gegeben. In den Vorjahren betrug der Unterschied zwischen der Basisquote (ohne VA und/oder ÜM) und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis vielfach mehr als 300 Prozentpunkte, nicht selten sogar weit über 500 bis hin zu 1.100 Prozentpunkten. Marktdurchschnittlich lag die Abweichung im Jahr 2023 noch bei 342,9 Prozentpunkten. Zum Jahresende 2024 notierte die Basis-SCR-Quote mit 308,6 % nur noch rund 32,0 Prozentpunkte niedriger.
Marktweit fielen die Quoten nach Abzug der VA und ÜM geringfügig. In der Berechnung ohne Maßnahmen ging es für die Solvenzquote des Marktes von 320,8 % im Vorjahr auf 308,6 % bergab. Auch bei dieser Kennzahl zeigte sich eine enorme Streuung der Ergebnisse. Die höchste Quote hatte die LVM mit 730,1 % (2023: 767,5 %), gefolgt von der LV 1871 mit 715,7 % (Vorjahr 599,2 %).
Drei Lebensversicherer erreichten zum 31.12.2024 die Bedeckungsquote ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen von 100 % nicht. Bei der erstmaligen Berichterstattung nach Solvency II zum Jahresende 2016 waren es noch 21 Gesellschaften, denen es nicht gelang eine SCR-Bedeckung von 100 % zu erzielen. Aber genau für diese Situation wurden die Hilfsmaßnahmen installiert, um den Gesellschaften den Übergang vom alten ins neue Aufsichtsregime zu erleichtern.
Auch PKV gut gerüstet
Die privaten Krankenversicherer zeigten sich bei ähnlich breiter Streuung der Ergebnisse wie in der Lebensversicherung durchweg solvent. Die Ergebnisse schwanken zwischen 990,7 % (UKV) und 191,1 % (Ergo). Die PKV ist dank anderer Spielregeln als in der Lebensversicherung gut gerüstet. Hier können die Beiträge angepasst werden. Dadurch wird ein Großteil des Risikos von den Kunden getragen. Insgesamt hat der Markt die SCR-Bedeckung ohne VA und ÜM von 527,4 % in 2023 auf 483,0 % in 2024 reduziert. Dabei variieren die Ergebnisse der einzelnen Unternehmen recht deutlich. Ein sehr hoher Wert kann in der Krankenversicherung auch bedeuten, dass es für einen Anbieter gilt, eine schlechte Risikosituation innerhalb und zwischen den Tarifwerken zu kompensieren.
Für den Umbau des Geschäfts gemäß der Solvency II-Vorgaben dürfen die Versicherer zwar Übergangsmaßnahmen nutzen. Diese laufen im Jahr 2032 aus, was die Branche unter Zeitdruck setzt. Sieben Jahre erscheinen zunächst als ein recht langer Zeitraum. Doch es gilt Milliardenbestände umzuschichten und das braucht Zeit. „Ob die anstehenden Herausforderungen, sei es auf weltpolitischer, demografischer, regulatorischer oder zinstechnischer Ebene, von allen Anbietern bewältigt werden können, ist zweifelhaft. Insofern dürfte die Konsolidierung vor allem unter den Lebensversicherern nicht nur anhalten, sondern sich weiter beschleunigen“, prognostiziert Michael Franke. (mho)

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