MORGEN & MORGEN LV-Bilanz 2022
08.12.2022

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Das im Oktober veröffentlichte M&M Rating LV-Unternehmen betrachtet 13 Bilanzkennzahlen der Lebensversicherer über den vergangenen Fünf-Jahres-Zeitraum von 2017 bis 2021. Es erlaubt somit belastbare Aussagen über die Erfolgs-, Bestands- sowie über die Sicherheitsgrößen der Gesellschaften, die jeweils in den Teilratings bewertet sind.
Teilrating Erfolg
Sechs Kennzahlen zeigen den Geschäfts- und Anlageerfolg der Unternehmen. Hierbei
werden im Teilrating Erfolg wesentliche Indikatoren bewertet, die die Ertragssituation
des Unternehmens zeigen. Im Bereich der Erfolgskennzahlen zeigt sich aktuell auf der Kostenseite mit Blick auf die Abschlusskosten- und Verwaltungskostenquote eine stabile Situation. Der Kostendruck besteht jedoch weiterhin. Vor allem vor dem Hintergrund, in Zeiten einer
Zinsflaute trotzdem noch eine Rendite bieten zu können. Technologischer Fortschritt
hilft an vielen Stellen, Kosten zu minimieren beispielsweise im Bereich des Vertriebs,
wo die zunehmende Digitalisierung durch die Corona-Pandemie beschleunigt wurde.

Die Kennzahlen zur Bewertung der Ertragslage bei den Versicherungsgesellschaften zeigen ein ebenfalls positives Gesamtbild. Die Nettoverzinsung bleibt weiterhin auf einem niedrigen Niveau, bedingt durch die schwierige Lage an den Kapitalmärkten. Die Entwicklung der Größe lässt sich mit dengesetzlichen Anforderungen zur Bildung der Zinszusatzreserve erklären. Dafür sind dieVersicherer gezwungen, genügend Kapitalerträge zu erzielen und im Zweifel Bewertungsreserven zu realisieren. Besonders in den Jahren, in denen die Anforderung an die Zinszusatzreserve hoch war, ist eine erhöhte Nettoverzinsung auszumachen wie beispielsweise im Jahr 2017.
Mit Einführung der Korridormethode, einer Erleichterung hinsichtlich der Höhe der zu bildenden Zinszusatzreserve, im Jahr 2018 ging die Nettoverzinsung deutlich zurück, Bewertungsreserven mussten in geringerem Maße realisiert werden. An den leicht rückläufigen Werten der Nettoverzinsung in den letzten drei Bilanzjahren ist zu erkennen, dass die Belastung durch die Zinszusatzreserve langsam nachlässt. Im Bilanzjahr 2021 fiel der Betrag, der der Zinszusatzreserve marktweit zugeführt wurde, erstmals seit 2018 wieder niedriger aus als im Vorjahr.
Zinskursreserve muss nicht weiter ausgebaut werden
„Aufgrund der leichten Erholung am Kapitalmarkt ist davon auszugehen, dass die Zinszusatzreserve in den kommenden Jahren nicht weiter aufgebaut werden muss und es auch zum umgekehrten Fall, nämlich des Abbaus des Puffers kommen wird. Dies wird für Entspannung bei den Versicherern sorgen und auf lange Sicht den Kunden zugutekommen,“ lässt Iris Portugall, Spezialistin für Ratings und Aktuarin bei MORGEN & MORGEN, einen positiven Blick in die Zukunft zu. Die Überschussquote bildet die Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) ab, dem Topf für die Überschüsse, die über die nächsten Jahre verteilt den Kunden zugeteilt werden. Wieviel dem Topf zugeführt wird, hängt von der Ertragslage der Versicherer im jeweiligen Jahr ab und ist somit recht volatil. Mit dem leichten Anstieg im Jahr 2021 zeigt die Überschussquote eine positive Tendenz.
Ebenfalls eine positive Tendenz zeigen die beiden Kennzahlen Zins-Überschussquote sowie Zins-Risiko-Überschussquote. Beide Quoten stellen die Rechnungszinsanforderung, also die Verpflichtung aus den zugesagten Zinsgarantien, den Ertragsquellen gegenüber, aus denen diese Verpflichtung finanziert werden muss. Bei der Zins-Überschussquote werden zunächst als Ertragsquellen nur die anzurechnenden Kapitalerträge betrachtet, sprich die Erträge aus den Kapitalanlagen, die direkt den Verpflichtungen zugeordnet werden. Aufgrund der schwierigen Lage der Kapitalmärkte kann diese Differenz auch negativ sein, dann müssen die Garantien aus anderen Quellen finanziert werden. Die Zins-Risiko-Überschussquote betrachtet zusätzlich weitere Kapitalerträge sowie das Risikoergebnis, das aus der zu vorsichtigen Ansetzung bei den Rechnungsgrundlagen resultiert. Beide Quoten zeigen nach einem Rückgang im Vorjahr nun wieder eine positive Entwicklung und belegen eine leichte Entspannung der Ertragslage

Sie finden das vollständige Rating 12 /2022 hier. (ml)

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