Neustart der Giganten
03.12.2014

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Dr. Peters und Hannover Leasing haben die ersten Airbus A380-800-Fonds nach den Regeln des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) auf den Markt gebracht. Gemeinsam ist beiden Angeboten die schnelle Tilgung des Fremdkapitals.
Praktisch in der Grundmietzeit (10 Jahre) werden die Darlehen zurückgeführt. Das ist zwar für die Anleger ein Element der Sicherheit, hat aber nichts mit der Regulierung zu tun.
Der A380-800 ist das größte Passagierflugzeug der Welt, wird vorwiegend auf den langen Strecken zwischen den Kontinenten eingesetzt und kann in der Drei- oder Vier-Klassen-Konfiguration mehr als 500 Fluggäste aufnehmen. Der erste Flug wurde am 27. April 2005 durchgeführt, inzwischen sind 139 Flugzeuge des Typs A380 in Betrieb. Eingesetzt werden sie von renommierten Fluggesellschaften wie Air France, Emirates, Lufthansa und Singapore Airlines. Sie gehören auch mit Ausnahme der Lufthansa zu den Leasingnehmern deutscher geschlossener Fonds.
Der A380-800 löste als größtes Passagierflugzeug der Welt die Boeing 747 ab, die liebevoll als „Jumbo Jet", Elefant der Lüfte, bezeichnet wurde. Einen Kosenamen hat der neue Flugzeugriese aber nicht. „Super-Jumbo" hat sich bislang nicht durchgesetzt. Aber auch ohne zündenden Kosenamen wurde der Airbus A380-800 bei den Passagieren zum beliebtesten Flugzeug der Welt. Um die Dimensionen einschätzen zu können, taugt der Vergleich mit dem beliebten Rüsseltier aber durchaus. Das maximale Startgewicht einer A380-800 beträgt etwas mehr als 500 Tonnen, so viel, wie rund 150 ausgewachsene Elefanten auf die Waage bringen.
_**Die ersten Airbus A380-800-Fonds nach den Regeln des KAGB.
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Der Dortmunder Initiator Dr. Peters bietet über die 100%ige Tochter Dr. Peters Asset Finance GmbH & Co. KG Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), die im April 2014 die Erlaubnis der BaFin als externe KVG erhalten hat, den „DS 140 Flugzeugfonds XIV geschlossene Investment KG" an. Hannover Leasing ist mit dem geschlossenen Publikums-AIF „Flight Invest 51" im Vertrieb, die KVG ist hier die Tochter Hannover Leasing Investment GmbH.
Beide Produkte unterliegen der Regulierung nach dem KAGB. Sie dürfen an qualifizierte Privatanleger verkauft werden. Da die AIF in nur ein Flugzeug, nämlich die A380-800, investieren (ein risikogemischter Fonds mit drei verschiedenen Flugzeugen kommt wegen der hohen Kaufpreise kaum in Frage), beträgt die Mindestanlagesumme 20.000 Euro beim Dr. Peters-Fonds und der entsprechenden Dollar-Summe bei dem Hannover-Leasing-Angebot (30.000 Dollar). „Voraussetzung ist, dass der Zeichner nachweislich über den Sachverstand verfügt, seine Anlageentscheidungen selbst zu treffen und die damit verbundenen Risiken einzuschätzen weiß", erläutert Dr. Peter Lesniczak, Geschäftsführer der Dr. Peters Vertriebs GmbH. „Die unvermeidbaren Risiken sollen aber möglichst gering gehalten werden", meint Andreas Ahlmann, Geschäftsführer Hannover Leasing GmbH & Co. KG. „Daher haben wir schon bei unserem ersten A380-800 Fonds (für Singapore Airlines im Jahr 2010) auf eine zügige Tilgung möglichst in der Erstleasing-Phase Wert gelegt." Beim aktuellen Fonds wird das Darlehen in 10 Jahren (Erstleasingphase) plus vier Monaten getilgt. Eine Punktladung gelingt Dr. Peters: „Prognosegemäß soll das Darlehen in der Grundmietzeit von 10 Jahren zurückgezahlt werden", so Dr. Lesniczak.
Bei einer schnellen Tilgung hatten Sicherheitsüberlegungen vor der Rentabilität Vorrang. Sicherheit stand schon beim ersten A380-800 Fonds von Hannover Leasing im Vordergrund. Zusammen mit den Leasingnehmern Singapore Airlines und später mit Emirates hat Hannover Leasing ein Sicherheitssystem zugunsten des Anlegers etabliert, das auch beim aktuellen Fonds Anwendung findet. Emirates hat eine 10-jährige Anfangsmietzeit mit zwei Verlängerungsoptionen auf 12 oder 15 Jahre. Lässt Emirates diese Optionen ungenutzt, muss die Fluggesellschaft Gewähr leisten, dass das Flugzeug fünf Jahre zu den dann geltenden Marktkonditionen, mindestens aber mit einer Leasingrate von 1,15 Mio. Dollar je Monat, weitergenutzt wird. „Mit dieser Klausel fühlen wir uns sehr wohl, denn sie gewährleistet, dass das Eigenkapital und das Fremdkapital über die geplante Laufzeit von 15 Jahren allein durch die vertraglich vereinbarten Mietzahlungen und damit unabhängig von der Markt- und Restwertentwicklung des Flugzeugs zurückgeführt wird." so Ahlmann. Die Rekonfigurationskosten bei einem neuen Mieter werden von Emirates gezahlt. Weil Emirates bereits 30 Mio. Dollar in die unternehmensspezifische Kabinenausstattung investiert hat (3-Klassen-Konfigurationmit 519 Sitzplätzen, in First-, Business- und Economy-Class-Sitzen), ist es sehr wahrscheinlich, dass Emirates das Flugzeug bis zum Laufzeitende des Fonds selbst nutzt.
Die Remarketingkosten bei dem Air-France-Flugzeug veranschlagt Dr. Peters mit 6 Mio. Euro. Außerdem steht bei Verkauf eine Liquiditätsreserve von 14 Mio. Euro zur Verfügung. Bei der 4-Klassen-Konfiguration von Air France (516 Sitze in First-, Business-, Premium Voyageur- und Economy-Class) und standardisiertem Kabinenaufbau sind nur geringe Umbaukosten für einen eventuellen Anschlussnutzer erforderlich. Der Dr. Peters-Fonds vermietet das Flugzeug an Air France, hat das Flugzeug in Euro bezahlt und die Leasingraten ebenso in Euro vereinbart. Der Anleger hat also bis zum Exit kein Währungsrisiko, wohl aber beim Verkauf des A380-800. Der Flugzeugmarkt ist ein Dollarmarkt. In Euro werden 56,7 Mio. Euro bei einem angenommenen Wechselkurs von 1,35.Dollar je Euro angesetzt. Derzeit notiert der Euro bei 1,25 Dollar. Der Hannover Leasing-Fonds lautet auf US-Dollar und wendet sich expressis verbis an Anleger, die in Dollar investieren wollen. Aber die Ausschüttungen können die Anleger in Euro verlangen – zum jeweils gültigen Wechselkurs.
Air France muss das Flugzeug in einem Full-Life-Zustand an den Fonds zurückgegeben. Full-Life-Condition heißt: Die Airline ist bei Rückgabe zu Kompensationszahlungen für die zeitanteilige Nutzung aller Wartungsintervalle und aller Komponenten und Teile mit zeitlich begrenzter Nutzungsdauer verpflichtet. Hierdurch wird der AIF wirtschaftlich so gestellt, als wenn die Airline das Flugzeug in einer sog. „Full-Life-Condition" zurückgibt. Dr. Peters kalkuliert aber die Rückgabe im Half-Life-Zustand. „Das bedeutet kalkulatorisch einen Puffer im zweistelligen Millionenbereich", meint Lesniczak. Der Fonds von Hannover Leasing erhält das Flugzeug in einem Half-Life-Zustand zurück, alle wartungsrelevanten Komponenten befinden sich also in der Mitte des Wartungszyklus.
Wichtig ist bei Flugzeugfonds immer, dass die Leasingnehmer ihre Zahlungsverpflichtungen und die Verpflichtung zur Wartung und Pflege des Flugzeugs aufgrund ihrer Bonität auch einhalten können. Das dürfte bei beiden Leasingnehmern anzunehmen sein. Für Air France ist es der dritte Airbus A800, der von einem Dr. Peters-Fonds geleast wird, Emirates mietet den zweiten Airbus 800 von Hannover Leasing. Die Leasingnehmer erweisen sich als pünktliche Zahler, so können die Fonds den Prognosen entsprechend ausschütten. Das gilt nicht nur für A380-Fonds, sondern für alle Flugzeugfonds der etablierten Anbieter. „Bereits zum 26. Mal in Folge schloss Emirates das Finanzjahr 2013/2014mit Gewinn ab, trotz Rekordsteigerungen bei unserer Kapazität sowie signifikanten Investitionen innerhalb der gesamten Gruppe", konstatiert Seine Hoheit Sheikh Ahmed bin Saeed Al Maktoum, Chairman und Chief Executive Emirates Airline & Group. Emirates ist die größte Fluggesellschaft im Mittleren Osten und befindet sich im Besitz des Staates Dubai. Air France-KLM ist eine der größten Fluggesellschaften der Welt, an der der französische Staat mit 16 % beteiligt ist.
Fazit
Zwei Flugzeug-AIFs von erfahrenen Anbietern mit Leasingnehmern hoher Bonität. Nur mit Großraumflugzeugen wie dem A380-800 lässt sich das Wachstum des Flugverkehrs bewältigen. Beide Fonds tilgen die Schulden zügig. Aber alle am Markt befindlichen Airbus A380-800 befinden sich noch in der Erstleasingphase, erst danach lassen sich zuverlässige Aussagen über die Weitervermarktung treffen. _(lf)
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Flugzeugfonds – Printausgabe 06/2014

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