„Nischenspezialist auf Wachstumskurs“
06.02.2024
Foto: Paul Ristock, Niederlassungsleiter Deutschland, Oberösterreichische Versicherung AG © Oberösterreichische
Die Oberösterreichische Versicherung hat Anfang 2022 eine grundlegende Neuaufstellung im deutschen Markt durchgeführt und ist seitdem auf Expansionskurs. Der Fokus liegt auf den lukrativen Nischen Dauercamper-, Wochenendhaus-, Tiny House- und Photovoltaikversicherungen. Im Interview spricht Paul Ristock, Niederlassungsleiter Deutschland, Oberösterreichische Versicherung AG mit Markus Hofelich, Ressortleiter Versicherungen bei finanzwelt über das rasante Wachstum in Deutschland, die Erfolgsfaktoren bei der Neuausrichtung als Nischenspezialist und die Alleinstellungsmerkmale der Produkte.
Herr Ristock, welche Positionierung hat die Oberösterreichische Versicherung AG im Heimatmarkt? Seit wann sind Sie in Deutschland vertreten?
Paul Ristock: In Deutschland sind wir seit dem Jahr 2000 vertreten. Damals als Risikoträger für den Assekuradeur „dieHanauer24“. Wir starteten als Pionier mit der Photovoltaikversicherung, für die wir heute noch als Spezialist bekannt sind.
Im Heimatmarkt Österreich ist die Oberösterreichische einer der Länderversicherer und Marktführer in Oberösterreich. Als Vollsortimenter hat die Oberösterreichische eine vergleichbare Marktpositionierung wie beispielsweise die Versicherungskammer Bayern in Deutschland. Beide Versicherer wurden 1811 von König Maximilian I. von Bayern gegründet, damals als „Allgemeine Brandversicherungsanstalt für das Königreich Bayern“.
Anfang 2022 haben Sie im deutschen Markt eine grundlegende Neuaufstellung durchgeführt. Was waren die Gründe dafür und welche wichtigen Veränderungen gab es bereits?
Ristock: Die Oberösterreichische hatte bis Ende 2021 Ihre deutsche Niederlassung in Hanau. Mit dem Standortwechsel nach Regensburg beabsichtigte man eine Verlagerung zurück zu den Wurzeln, näher an den Heimatmarkt heran. Das und die personelle Neuaufstellung erleichterte einen operativen und strategischen Neuanfang. Mit meiner Übernahme als Niederlassungsleiter Deutschland habe ich die Entwicklung zum spezialisierten Nischenanbieter vorangetrieben. Durch eine Konzentration der Vertriebsstrategie auf wenige Großpartner und Zielgruppenmakler konnten wir mit unseren Nischenprodukten bereits erhebliche Erfolge verzeichnen.
Unterstützend kamen gebündelte Marketingaktivitäten und stark vereinfachte und effizientere Prozesse hinzu. Zusammengefasst bestand meine Arbeit darin, die Vertriebs- und Kommunikationsstrategie stringent auf die Produktstrategie anzupassen. Nicht zuletzt gilt mein Dank meinem motivierten Team, ohne die eine derartig erfolgreiche Neuausrichtung nicht möglich gewesen wäre.
Wie hat sich Ihre Neuausrichtung bisher in den Verkaufszahlen hierzulande niedergeschlagen?
Ristock: Überraschend gut! Bereits im ersten Jahr 2022 haben wir unseren durchschnittlichen Bestandszuwachs der Jahre 2019, 2020 und 2021 verzehnfacht. Von 2022 auf 2023 verzeichneten wir einen Zuwachs von knapp 65 Prozent. Im September 2023 haben wir erstmals die 10 Millionen Euro Grenze bei der Bestandsnettoprämie überschritten. Unser Risikoträger Oberösterreichische Versicherung AG in Linz verzeichnet mehr als 500 Millionen Euro Prämieneinnahmen. Wir können daher von einer sehr erfolgreichen Neuausrichtung – auch in den Verkaufszahlen – sprechen.
Kern Ihrer Strategie auf dem deutschen Markt ist die Aufstellung als Nischenanbieter. Welche Produkte stehen im Vordergrund?
Ristock: Unsere Nischenprodukte sind Dauercamper-, Wochenendhaus-, Tiny House- und Photovoltaikversicherungen, mit denen wir derzeit stark wachsende Trendmärkte bedienen und unseren Vertriebspartnern damit die Erschließung neuer Zielgruppen ermöglichen.
Wie sind Sie im Vergleich zum Wettbewerb positioniert? Wo haben Sie bei der Photovoltaikversicherung klare Alleinstellungsmerkmale?
Ristock: Bei der Photovoltaikversicherung Klima Pro bieten wir bis zu einer Versicherungssumme von bis zu 50.000 Euro keinen Selbstbehalt an. Wir haben eine Indexierung nach dem Baukostenindex eingeführt, da Versicherungssummen von vor 20 Jahren im Falle eines Totalschadens zum Teil nicht mehr für die Neuanschaffung einer PV-Anlage ausreichen. Gerade weil die Preise für Ersatzteile, Reparaturen oder die Stundensätze der Handwerker stark von der Inflation getrieben sind, möchten wir so für unsere Vertriebspartner auch in Zukunft ein zuverlässiger Partner bleiben.
Bei uns sind alle elektronischen Bauteile mitversichert, sowohl der Akku, die Ladestationen als auch mobile sowie fest installierte Überwachungskomponenten. Innere Betriebsschäden sind bis zu 3.000 Euro in den ersten fünf Jahren ab Betriebsbereitschaft gedeckt, danach abnehmend. Trafos sind vor allem bei Bodenanlagen mitversichert, was bei Wettbewerbern teilweise fehlt. Dies nur als kleiner Auszug davon, warum kein Weg an der Oberösterreichischen vorbeiführt. Ein weiteres Highlight ist etwa, dass wir Anlagen bis zu einem Alter von zehn Jahren, ohne Vorschäden, eindecken.