PKV unter Druck

24.09.2025

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Steigende Ausgaben für medizinische Leistungen stellen die private Krankenversicherung (PKV) vor große Herausforderungen. Fortschritte in der Medizin, eine alternde Bevölkerung und steigende Preise im Gesundheitswesen treiben die Leistungsausgaben kontinuierlich und zuletzt nochmal deutlich spürbar nach oben. Für die Unternehmen geht es darum, ihre finanzielle Stabilität dauerhaft zu sichern und zugleich das Vertrauen ihrer Versicherten zu erhalten, auch wenn Beitragsanpassungen unvermeidlich sind. Ein Gastbeitrag von Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH.

In einem solch komplexen Umfeld gewinnen unabhängige Bewertungen an Bedeutung: Sie verdichten die vielfältigen Finanz- und Leistungsdaten zu verständlichen Einschätzungen, schaffen Transparenz, geben Orientierung und stärken das Vertrauen in ein System, das auf langfristige Stabilität angewiesen ist.

Die Ursachen für die steigenden Leistungsausgaben sind vielschichtig. Neue Therapien und Medikamente verbessern zwar die medizinische Versorgung, bringen aber in der Regel hohe Kosten mit sich. Hinzu kommt, dass mit einer älter werdenden Bevölkerung mehr Leistungen beansprucht werden. Nahezu alle Bereiche des Gesundheitswesens – von Arzneimitteln bis hin zu Pflege und Krankenhausbehandlungen – sind zudem von deutlichen Preissteigerungen betroffen. Diese Entwicklungen wirken langfristig und stellen die Kalkulationsgrundlagen der Versicherer immer wieder auf die Probe.

Komplexe Beitragsanpassungen und Rückstellungen

Die Auswirkungen für die Versicherten zeigen sich deutlich in den aktuellen Beitragsanpassungen zum Jahreswechsel 2024/2025. Schätzungen zufolge waren rund zwei Drittel aller PKV-Versicherten betroffen, im Schnitt stiegen die Beiträge um etwa 12,5 %. Während einige Tarife nur leicht angepasst wurden, mussten andere Versicherte Erhöhungen von bis zu 30 % hinnehmen. Haupttreiber sind die spürbar gestiegenen Leistungsausgaben: Nachholeffekte der Corona-Pandemie, mehr stationäre Behandlungen sowie die allgemeine Inflation haben die Kosten massiv nach oben getrieben. Lag die jährliche Ausgabensteigerung vor der Pandemie noch bei rund 5 %, erreichte sie 2023 bereits 9 % und übertraf dieses Niveau 2024 erneut leicht. Was auf den ersten Blick wie eine einfache Reaktion auf steigende Kosten wirkt, ist in Wahrheit ein hochkomplexer Prozess. Zahlreiche Faktoren greifen ineinander – medizinische Entwicklungen, demografische Trends, Kapitalmarkterträge, gesetzliche Vorgaben und die Tarifstruktur jedes einzelnen Unternehmens. Für Außenstehende ist kaum erkennbar, wie genau sich all diese Größen auf die individuelle Beitragshöhe auswirken.

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