R+V-Studie: Die Deutschen haben mehr Angst vor der Inflation als vor Trump

18.09.2025

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Steigende Lebenshaltungskosten bereiten gut jedem zweiten Deutschen große Sorgen. Diese Furcht belegt Platz eins der repräsentativen Studie „Die Ängste der Deutschen 2025“ des Infocenters der R+V Versicherung. Vor der Politik von US-Präsident Donald Trump fürchten sich dagegen 45 Prozent der Befragten. Insgesamt blicken die Deutschen weniger besorgt auf die Welt als im Vorjahr.

Reicht mein Geld auf Dauer zum Leben? Nein, fürchten die Deutschen. Die Mehrheit (52 Prozent) glaubt, dass die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen. „Obwohl die Inflation abgeflacht ist, bleibt sie für die Deutschen ein Schreckgespenst. Sie spüren deutlich, wie die Preise für Energie, Nahrungsmittel und Dienstleistungen weiter anziehen“, sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. „Die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten belegt schon zum 15. Mal Platz eins der Studie.“ Insgesamt dominieren in diesem Jahr finanzielle Themen: Auf Platz drei liegt die Angst vor Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen (49 Prozent), auf Platz vier folgt die Furcht vor unbezahlbarem Wohnraum (48 Prozent). Aber auch politische Sorgen spielen 2025 eine wichtige Rolle.

Überraschend niedriges Angstniveau

Angesichts weltweiter Krisen und Unsicherheiten eine überraschende Nachricht: Fast alle Sorgen sind in diesem Jahr leicht gesunken. Der Angstindex – der durchschnittliche Wert aller gemessenen Ängste – fällt deutlich auf 37 Prozent (2024: 42 Prozent). Das zeigt die repräsentative Studie „Die Ängste der Deutschen 2025“. Bereits zum 34. Mal hat die R+V insgesamt 2.400 Menschen nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt und Gesundheit befragt. „Ein noch niedrigeres Angstniveau haben wir erst einmal in der Geschichte unserer Langzeitstudie gemessen“, berichtet Brower-Rabinowitsch. Im Jahr 2021 – während der Corona-Pandemie – lag der Angstindex bei 36 Prozent.

„Die Menschen werden ständig mit multiplen Krisen konfrontiert, denen sie ohnmächtig gegenüberstehen. Die Deutschen haben sich an diesen Zustand gewöhnt, sie sind krisenmüde“, erklärt Professorin Dr. Isabelle Borucki. Die Politikwissenschaftlerin an der Philipps-Universität Marburg begleitet die R+V-Studie als Beraterin. „Dieser Rückgang bedeutet nicht, dass die Menschen sorglos sind. Vielmehr richtet sich ihr Fokus auf das Hier und Jetzt – und besonders auf die eigene finanzielle Situation.“

Große Angst vor Steuererhöhungen

Auf Platz drei: Die Angst, dass der Staat wegen der hohen Schuldenlast dauerhaft Steuern erhöht oder Leistungen kürzt (49 Prozent). „Die Kassenlage im Bundeshaushalt ist mau, die Wirtschaft schwächelt. Fast die Hälfte der Deutschen fürchtet, dass der Staat mit Abgaben und Kürzungen gegensteuert“, sagt Brower-Rabinowitsch. Dringenden politischen Handlungsbedarf sieht Professorin Borucki: „Die Bundesregierung muss das Vertrauen in ihre Finanzpolitik zurückgewinnen. Wer soziale Sicherheit verspricht, muss auch verlässlich liefern. Sonst entsteht Raum für Politikverdrossenheit – oder radikale Alternativen.“

Sozialen Sprengstoff berge auch die Angst, dass Wohnen unbezahlbar wird (48 Prozent, Platz vier). „Der Wohnungsmarkt ist weiter hart umkämpft, es braucht mehr sozialen Wohnungsbau, mehr bezahlbares Eigentum und schnellere Genehmigungsverfahren“, fordert Politikwissenschaftlerin Borucki.

Migrationssorgen: erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West

Die Migrationspolitik hat eine große Rolle im Wahlkampf 2025 gespielt. Das Thema ist weiter präsent, das Vertrauen in Lösungen gering. Fast die Hälfte der Bevölkerung (49 Prozent) fürchtet, dass die Zahl der Geflüchteten den Staat überfordert – Platz zwei der Studie (2024: 56 Prozent). Auf Platz sieben rangiert mit 45 Prozent die Angst, dass es durch weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen kommt (2024: 51 Prozent). Beide Sorgen sind im Vergleich zum Vorjahr spürbar zurückgegangen und bei beiden Ängsten gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Ost und West. 56 Prozent der Ostdeutschen befürchten, dass der Staat durch die Geflüchteten überfordert ist, im Westen sind es 47 Prozent. Die Angst vor Konflikten durch weitere Zuwanderung liegt im Osten bei 51 Prozent und im Westen bei 43 Prozent.

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