R+V-Studie: Die Deutschen haben mehr Angst vor der Inflation als vor Trump

18.09.2025

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US-Präsident Trump verliert deutlich an Schrecken

Kaum ein Tag ohne Schlagzeilen aus den USA. „Viele Deutsche – insgesamt 45 Prozent – fürchten, dass die Politik von Donald Trump die Welt gefährlicher macht“, sagt Studienleiter Brower-Rabinowitsch. „Im Vergleich zur ersten Amtszeit hat Trump für die Befragten aber deutlich an Schrecken verloren.“ Der bisherige Höchstwert der Furcht war im Jahr 2018. Damals belegte sie mit 69 Prozent Platz eins im Ängste-Ranking, heute landet sie auf Platz sechs. „Die nachlassende Angst lässt sich mit Abstumpfung, Ernüchterung und Resignation angesichts des Trump’schen Politikstils erklären“, konstatiert Professorin Borucki.

Im Ranking noch vor der Trump-Angst landet die Sorge, dass weltweit autoritäre Herrscher immer mächtiger werden (47 Prozent, Platz fünf). Das ist die einzige Angst, die in diesem Jahr gestiegen ist – wenn auch nur minimal um einen Prozentpunkt.

Vertrauensgewinn in die deutsche Politik

Vorgezogene Bundestagswahl im Februar, der Regierungswechsel zu Schwarz-Rot: Wie stehen die Deutschen zu ihren Politikern und Politikerinnen? „42 Prozent der Bevölkerung fürchten, dass die Politik von ihren Aufgaben überfordert ist“, erklärt Brower-Rabinowitsch. „Vor einem Jahr waren es noch 49 Prozent – das ist also ein Vertrauensgewinn.“ Dabei blickt der Osten viel kritischer auf die Politik als der Westen (Ost: 50 Prozent; West: 40 Prozent). Verbessert haben sich die Schulnoten für die Politiker und Politikerinnen in Regierung und Opposition: von 4,0 im Vorjahr auf 3,8 in diesem Jahr. „Auf diesem Ergebnis darf sich die Politik nicht ausruhen. Sie braucht das Vertrauen einer breiten Mehrheit, um das Land durch die komplexen Krisen zu führen“, mahnt Professorin Borucki.

Furcht vor Spaltung der Gesellschaft

Bemerkenswert: Am stärksten zurückgegangen ist die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft. 39 Prozent der Deutschen fürchten, dass die Spaltung zunimmt und zu Konflikten führt (Platz zwölf). 2024 lag diese Furcht noch mit 48 Prozent auf Platz sieben. „Eine konfliktgeladene Öffentlichkeit ist für viele inzwischen zum Alltag geworden. Spaltung wird als Dauerzustand erlebt. Eine solche Normalisierung ist gefährlich“, analysiert Politikwissenschaftlerin Borucki.

Erstmals hakt die R+V-Studie nach: Welche Art von gesellschaftlicher Spaltung meinen die Befragten? 72 Prozent fürchten eine Spaltung zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. „Hier geht es nicht um Zuwanderungspolitik, sondern um gesellschaftliche Identität, kulturelles Miteinander und Zugehörigkeit“, erklärt Professorin Borucki. Am zweithäufigsten wurde mit 58 Prozent die Trennungslinie zwischen Arm und Reich genannt. An dritter Stelle folgt die Haltung für oder gegen demokratische Werte mit 57 Prozent. „Die Polarisierung im Demokratieverständnis ist ein deutliches Warnsignal. Das Vertrauen in demokratische Institutionen ist brüchiger geworden“, kommentiert die Politikwissenschaftlerin. Überraschend: Eine Spaltung zwischen Ost und West ängstigt nur 22 Prozent der Befragten.

Über die Studie

„Die Ängste der Deutschen“ ist die bundesweit einzige Umfrage, die sich inzwischen zum 34. Mal mit den Sorgen der Bevölkerung befasst. Seit 1992 befragt das R+V-Infocenter jährlich in persönlichen Interviews rund 2.400 Männer und Frauen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter ab 14 Jahren nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Ängsten. Die repräsentative Umfrage findet immer im Sommer statt – dieses Mal lief sie vom 12. Mai bis zum 22. Juli 2025. Die wichtigsten Ergebnisse der R+V-Ängste-Studie sind unter www.die-aengste-der-deutschen.de aufbereitet.

Eine Pressemitteilung der R+V Versicherung

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