Rating Kfz-Versicherungen: Nur jeder Fünfte erhält Bestnote

27.10.2023

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Kurz vor der heißen Wechselphase im November legt Franke und Bornberg das neue Rating Kfz-Versicherungen vor. Dabei wurden insgesamt 378 Tarife und Tarifvarianten von 82 Versicherern auf den Prüfstand gestellt. Nur jeder fünfte Tarif erhält die Bestnote FFF+ (hervorragend). Wichtigste Trends sind steigende Preise infolge höherer Kosten und neue Leistungen rund um E-Mobilität.

Im aktuellen Rating erhalten auffallend wenige Tarife (5,8 %) die Note FF (befriedigend), während mit 24,1 % erstaunlich viele Tarife nur ausreichend (F+) sind. Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken, kennt den Grund: „Viele dieser Produkte scheitern unter anderem an unserem Mindeststandard „Zusammenstoß mit Tieren“. Wer keinen Schutz für Zusammenstöße mit Tieren aller Art bietet, sondern nur Unfälle mit Haarwild versichert, kommt über die Note ausreichend nicht hinaus.“

Preise gehen weiter nach oben

„Die Zeit ist reif für höhere Kfz-Prämien“, analysiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg. Autoversicherungen würden 2024 spürbar teurer. Regional- und Typklassen sowie unterschiedlichste Tarifmerkmale verhinderten allerdings allgemeingültige Aussagen.

Das Rating von Franke und Bornberg konzentriert sich ausschließlich auf die Qualität von Kfz-Versicherungsbedingungen. „Wir untersuchen, was drinsteckt, aber nicht das Preisschild“, stellt Franke klar. Die Ratingagentur analysiert seit 2016 Kfz-Tarife mit der Kombination aus Haftpflicht, Voll- und Teilkasko sowie Zusatzbausteinen.

Aber nicht jeder Anbieter fährt damit Gewinne ein. Über alle Zweige der Kfz-Versicherung hinweg lag die Schaden-Kostquote (combined Ratio) 2022 erstmals seit zehn Jahren wieder über 100 %. Entlastungen auf der Kostenseite sind nicht in Sicht. Eine Werkstattstunde schlägt inzwischen mit 173 EUR zu Buche. Ob Teile, Löhne oder Raumkosten – rund um Automobilität wird alles teurer, bis hin zu Gutachten und Kosten vor Gericht.

Neue Trends: E-Mobilität

Noch nie waren so viele Autos auf deutschen Straßen unterwegs wie heute. Anfang 2023 zählte das Kraftfahrtbundesamt 48,76 Millionen Pkw – ein neues Allzeithoch. E-Mobilität zählt zu den wichtigsten Trends auf dem Kfz-Markt. Von den bis August 2023 neu zugelassenen 1,9 Millionen Pkw fährt schon fast jeder zweite mit alternativem Antrieb. 24 % aller Pkw-Neuzulassungen werden mit einem Elektromotor betrieben. Hinzu kommen noch einmal fast ebenso viele Fahrzeuge mit Hybridantrieb.

Versicherer reagieren darauf und entwickeln neue Leistungen speziell für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Bereits vorhandene Bausteine für Elektrofahrzeuge wer-den mehr und mehr in die regulären Bedingungswerke integriert. „Elektroantrieb wird das neue Normal. Das zeigt sich auch in den Versicherungsbedingungen“, konstatiert Michael Franke.

Änderungen beim Kfz-Rating 2023

Franke und Bornberg greift den Trend auf und erweitert den Kriterienkatalog um neue Leistungen für Elektro- und Hybridfahrzeuge. Dazu zählen Kosten der Zustandsdiagnostik für Akkus und die Lagerung des Fahrzeugs im Wassercontainer nach einem Unfall. Gleichzeitig steigt die maximal erreichbare Punktzahl für dieses Segment. Mit dem Ziel einer klaren Struktur wurden zudem einige Kriterien geringfügig überarbeitet. Das betrifft Neupreisentschädigung und Kaufpreisentschädigung, den Schutz bei Parkschäden und Kleinschäden sowie Entsorgung und Resteverwertung von Elektrofahrzeugen.

Fazit und Ausblick

Die Preise für Autoversicherungen werden 2024 deutlich steigen. Damit wachsen die Erwartungen an einen leistungsfähigen Tarif. 2023 bewegen sich Kfz-Tarife auf gutem Niveau, weisen aber noch immer eine große Spreizung auf. Features für Elektro- und Hybridfahrzeuge werden Bestandteil der regulären Bedingungswerke.

Nachhaltigkeit findet nur langsam Eingang in Kfz-Tarife. „Einen Baum zu pflanzen, macht noch keine nachhaltige Kfz-Versicherung aus. Und ein Setzling noch keinen Wald“, betont Michael Franke. Kapitalanlagen, die sich an ökologischen und sozialen Kriterien ausrichten, könnten hingegen nachhaltig zur Zukunftssicherung beitragen. Allerdings mangele es hier noch an Transparenz, so Franke.

Einige Versicherer bieten darüber hinaus bei Kauf eines Elektrofahrzeugs eine höhere Neupreis- oder Kaufpreisentschädigung (z. B. plus 3.000 EUR) oder kooperieren mit Anbietern zum Erhalt einer THG-Prämie. Bis weitere überzeugende Ansätze vorliegen, steht Nachhaltigkeit bei Franke und Bornberg auf der Watchlist für künftige Kfz-Ratings. (mho)