So lässt sich das Risiko im Depot am besten minimieren

28.08.2020

Andreas Görler, senior Wealth Manager, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH / Foto: © -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH

Mindestaktienquote und strukturierter Depotaufbau

Da Privatanleger derzeit lediglich ca. 15 Prozent des liquiden Anlagevermögens in Aktien- bzw. Aktienfonds investieren und immer noch ca. drei Billionen Euro auf Giro-, Spar- und Festgeldkonten entwertet werden, rate ich, trotz der beschriebenen Risiken, Aktienquoten von mindestens 20 bis 30 Prozent aufzubauen und zu halten. Der Depotaufbau sollte nicht an einem Tag, sondern in mehreren Etappen durchgeführt werden. Hier lassen sich auch befristete Fonds- oder Aktiensparpläne einsetzen, so dass man das Depot gleichmäßig über mehrere Monate aufbauen kann. Grundsätzlich sind für mich aber Aktienquoten in Richtung 50 Prozent sinnvoller. Staatsanleihen von Volkswirtschaften mit hohem Verschuldungsgrad sollten gemieden werden. Auf der Rentenseite lohnt eher der Blick auf internationale Unternehmensanleihen, wobei auch Schwellenländer Berücksichtigung finden sollten.

Direkte Absicherungen für das Depot

Eine gute Grundstruktur schafft Stabilität und reduziert die Intensität von Abwärtsbewegungen. Für eine direkte Absicherung können Put-Optionen, Termingeschäfte, Short-ETFs, Reverse-Zertifikate oder Stop-Loss Limite hinzukommen. Da unser Finanzministerium der Meinung ist, dass man ab dem nächsten Jahr Termingeschäfte für Privatanleger getrennt betrachten sollte und dafür eine Verlustbegrenzung sowie einen dritten steuerlichen Verlustverrechnungstopf einführt, wird die Absicherung über Put-Optionen oder Termingeschäfte deutlich unattraktiver. Nach einem Auslegungshinweis zum Gesetzesentwurf sieht es allerdings so aus, dass man zumindest Zertifikate und Fonds steuerlich so behandeln kann wie bisher Short-ETFs beziehen sich auf einen Index, wie beispielsweise den DAX oder den S&P 500 und entwickeln sich in die entgegengesetzte Richtung. Der Faktor (z.B. 2 oder 3) gibt an, um wie viel stärker sich das Papier im Vergleich zum Basiswert entwickelt.

Auch mit Reverse-Index-Zertifikaten erzielen Anleger mit der negativen Wertentwicklung eines Index‘ Erträge. Bei der Emission des Zertifikats wird ein Basispreis deutlich oberhalb des aktuellen Indexstandes festgelegt. Der Preis des Zertifikats ergibt sich dann als Differenz aus Basispreis und aktuellem Indexstand. Bedingt durch den festen Basispreis ergibt sich aus fallenden Preisen des Zertifikats eine Hebelwirkung, die umso größer ausfällt, je weiter sich der Index dem Basispreis annähert. Teilabsicherungen des Depots können so umgesetzt werden.

Außerdem können sich auch Privatanleger, in der Regel kostenlos, mit einem Stopp-Loss Limit, absichern. Hierbei wird das Wertpapier zu dem Kurs verkauft, der nach dem Erreichen des Limits festgestellt wird. Das Limit wird unterhalb des aktuellen Kurses gesetzt. Das dient in der Praxis zur Risikobegrenzung oder auch zur „Gewinnabsicherung“, wenn die Position im Plus steht.

Fazit: Ein guter Depotaufbau sollte absolute Priorität haben. Absicherungen können sinnvoll sein. Hier ist zu berücksichtigen, dass man jeweils auch eine Entscheidung trifft, die jeweils ein Timing für den Kauf und Verkauf der Absicherungsprodukte erfordert. Außerdem entstehen, wie bei jeder Versicherung, auch Kosten.

Kolumne von Andreas Görler, senior Wealth Manager, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH

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