Venture Capital: Drei Mrd. Dollar für Biotech-Startup

20.01.2022

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Vier Nobelpreisträger, drei Milliarden Dollar Startkapital und eine Mission von historischer Dimension: die Umkehr des Alterungsprozesses. Gestern hat das Biotech-Startup Altos Labs offiziell seine Arbeit begonnen. Wird sie von Erfolg gekrönt, wäre sie eine der größten von Venture Capital finanzierten Sensationen aller Zeiten.

Die drei Gründer von Altos Labs - Rick Klausner, Hans Bishop und Yuri Milner – machen Ernst und stellen ein Star-Ensemble zusammen. CEO des Unternehmens wird Hal Barron, der dafür seine Position als Chief Scientific Officer des Pharma-Riesen GlaxoSmithKline (gsk) aufgibt. Ebenfalls mit an Bord: Jennifer A. Doudna, Chemie-Nobelpreisträgerin 2020, Frances H. Arnold, Chemie-Nobelpreisträgerin 2018, David Baltimore, Medizin-Nobelpreisträger 1975, und Shin’ya Yamanaka, Medizin-Nobelpreisträger 2012. Letzterer liefert mit seiner Arbeit eine der entscheidenden wissenschaftlichen Grundlagen. Er hat herausgefunden, wie man das Alter einer Zelle zurücksetzen kann!

Forscher-Gehälter im Millionenbereich?

An Mäusen wurde sein Verfahren bereits getestet – tatsächlich gelang eine Zellverjüngung. Allerdings für einen zu hohen Preis: es entstand ein Teratom, also ein abgekapselter Tumor. Wenn es die Koryphäen von Altos Labs allerdings schaffen, diese Tumorbildung zu verhindern, könnten sie eine Behandlungsmethode entwickeln. Eine Zellverjüngung von fünf bis zehn Jahren liege dann im Bereich des Möglichen, so Antonio Regalado vom MIT Technology Review-Magazin.

Drei Forschungszentren sollen Lösungen finden: in Cambridge (England) sowie an zwei US-Standorten in San Diego und der Bay Area. Regalado berichtet davon, wie Altos Labs die besten Köpfe der Elite-Unis und des Silicon Valley lockt und dabei Gehälter bis in den Millionen-Bereich bietet. Künstliche Intelligenz auf Top-Niveau unterstützt und ergänzt die menschlichen Superhirne.

Disruption by Venture Capital

Zu den Geldgebern gehört u.a. ARCH Venture Partners, ein Wagniskapital-Unternehmen, das sich auf disruptive Wissenschaft konzentriert.  Mit über 250 Mio. Dollar stellt Altos Labs nun sogar das größte Investment des Firmenportfolios dar. Ebenfalls investiert haben soll laut mehreren Quellen der Amazon-Gründer Jeff Bezos. Allerdings hat das Biotech-Startup dies nicht bestätigt.

Wer die weiteren Investoren auch sein mögen, sie werden auf Rendite hoffen. Die Frage ist nur: Was kann Altos Labs überhaupt in absehbarer Zeit auf den Markt bringen, um Umsatz zu generieren? Bis das große Ziel einer zugelassenen Behandlung zur Zellverjüngung erreicht wird – wenn es überhaupt erreicht wird – kann es sicherlich noch etwas dauern. Die Antwort: verbesserte T-Zellen-Aktivitäten im Immunsystem älterer Menschen und Fortschritte für Diabetiker. Diese Möglichkeiten erwähnt zumindest Robert Nelsen, Co-Gründer von ARCH Venture Partners. Eines ist jedenfalls klar: Wenn Altos Labs die Umkehr des Alterungsprozesses wirklich gelingt, wäre es eine Demonstration von historischer Dimension, was Venture Capital für die Menschheit erreichen kann. (sh)