Wie KI den Versicherungsvertrieb neu definiert
17.07.2025

Foto: Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher © Simon-Kucher
Der Versicherungsvertrieb steht vor einem Paradigmenwechsel. Künstliche Intelligenz (KI) transformiert nicht nur einzelne Prozesse, sie verändert die gesamte Logik des Vertriebsalltags. Was früher von Bauchgefühl und Papierlisten geprägt war, erfolgt heute datenbasiert, automatisiert und individuell – ohne die menschliche Komponente auszublenden.
„Wir erleben aktuell die wohl tiefgreifendste Transformation des Versicherungsvertriebs seit Jahrzehnten“, sagt Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Insurance-Practice bei Simon-Kucher. „Künstliche Intelligenz strukturiert den Arbeitsalltag der Vermittler neu – vom Start in den Tag über die Interaktion mit dem Kunden bis hin zur Nachbereitung und Weiterbildung.“ Die KI unterstützt den Vermittler, ohne ihn zu ersetzen. Der Vertrieb wird gleichzeitig wirksamer und menschlicher. Denn die KI schafft Freiräume für echte Kundenbeziehungen, reduziert den administrativen Aufwand und verbessert die Abschlussqualität.
Der Wandel zeigt sich entlang des gesamten Tagesablaufs: Persönliche KI-Assistenten priorisieren Aufgaben, analysieren Kundenverhalten in Echtzeit, schlagen Gesprächsstrategien vor und liefern dynamische Produktempfehlungen. Die Dokumentation erfolgt automatisch, Follow-ups werden vorbereitet und Coaching-Bedarfe erkannt.
Für Tobias Schulz, Senior Director bei Simon-Kucher, ist klar: „KI wird zum strategischen Partner im Vertrieb. Sie hilft, schneller zu erkennen, was ein Kunde wirklich braucht, und diese Erkenntnis sofort in ein passendes Angebot zu übersetzen. Der Vertriebsprozess wird kürzer und treffsicherer.“ In Projekten mit Versicherern habe sich das bereits deutlich gezeigt: Vermittler mit KI-Unterstützung haben bis zu 35 Prozent mehr Zeit für Kunden, erreichen bis zu 20 Prozent höhere Abschlussquoten und reduzieren ihre Verkaufszyklen um bis zu einem Viertel.
Entscheidend für den Erfolg ist jedoch die richtige Umsetzung. Schmidt-Gallas betont: „KI braucht drei Dinge, um ihr Potenzial zu entfalten: saubere Daten, funktionierende Schnittstellen und klar definierte Prozesse und Verantwortlichkeiten.“ Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann KI ihre volle Wirkung entfalten – als intelligenter Taktgeber für einen Vertrieb, der schneller, personalisierter und wirksamer wird.
Das Fazit ist eindeutig: Die Zukunft des Versicherungsvertriebs ist hybrid, Mensch und Maschine werden Hand in Hand arbeiten. Unternehmen, die jetzt investieren, sichern sich nicht nur einen technologischen Vorsprung, sondern gestalten aktiv den Vertrieb der Zukunft mit. Versicherer müssen sich deshalb die Frage stellen: Vertraut mein Vertrieb noch immer seinem Bauchgefühl – oder arbeitet er bereits KI-gestützt? (mho)

Ein Low- oder ein High-Performer im Markt?
