Der Blick auf Fundamentaldaten und Expertise
13.08.2025

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Nach mehr als sechs Monaten im Zeitalter der neuen Trump-Regierung stellt sich die Frage, wie der Immobilienmarkt in Übersee mit den Herausforderungen klarkommt. Noch sind die US-Zinsen im Vergleich zu den europäischen Werten hoch. Doch ist die erratische Politik des US-Präsidenten wirklich das Maß der Dinge? Die Segmente des US-Real-Estate-Markts sind nach wie vor einen Blick wert und durchaus partiell attraktiv. Eine Verortung zur Jahresmitte.
Anfang April kam der Paukenschlag. Trump verkündete am „Liberation Day“ reziproke Zölle in zuvor ungeahnter Höhe. Eine Zäsur. Nicht nur für die Weltgemeinschaft, sondern auch für die USA. Nun wäre der US-Präsident nicht er selbst, gäbe es keinen Plan B. Absichtserklärungen wurden zurückgenommen, Zölle verschoben, ausgesetzt oder vermindert. Das alles verunsichert natürlich. Und Unsicherheit ist für Investmententscheidungen grundsätzlich eher hinderlich. Hinzu kommt, dass die damit einhergehenden Sorgen vor höheren Inflationsraten und einer möglichen Rezession zurückgekommen sind. Die US-Notenbank befindet sich in einer Zwickmühle. Sie muss die Wirtschaft am Laufen halten, gleichzeitig die Inflation bekämpfen. Eine heikle Lage. Wie schätzen Experten die aktuelle Situation ein?
Daten schlagen Rhetorik
„Die Politik hat zwar ihren Einfluss, ist aber nicht das Maß aller Dinge. Trumps Politik sorgt für Schlagzeilen, aber Immobilieninvestoren müssen tiefer schauen. Unser Fokus liegt auf wirtschaftlichen Fundamentaldaten, nicht auf Rhetorik. Strategisches Denken, Standortkenntnis und aktives Management haben sich als deutlich tragfähiger erwiesen“, so Allan Boyd Simpson, CEO von TSO. In eine ähnliche Richtung argumentierte jüngst Martin Stoß, Leiter des Fachbereichs Immobilien USA und Geschäftsführer BVT Holding: „Auf die fundamentalen Treiber der Metropolen-Mietwohnungsmärkte haben die aktuell turbulenten Entwicklungen in den USA kaum Einfluss: Das Wohnraumangebot wird der hohen und stetig wachsenden Nachfrage nicht gerecht, der Erwerb einer eigenen Immobilie ist für immer weniger US-Amerikaner erschwinglich, die Strahlkraft der Großstädte ungebrochen.“ Dazu passt ein Bericht des US-Magazins Forbes Ende Mai. Demnach ist die mit Spannung erwartete Frühjahrssaison für den Hauskauf weitgehend im Sande verlaufen, da die vorsichtigen Verbraucher weiterhin mit rekordhohen Hauspreisen, erhöhten Hypothekenzinsen und einer düsteren Wirtschaftslage zu kämpfen haben. Der derzeitige durchschnittliche Refinanzierungssatz für ein 30-jähriges, festverzinsliches Wohnungsbaudarlehen beträgt 6,73 %, so die Daten des Immobilienmarktplatzes Zillow. Das ist zwar im Vergleich zur Situation von vor wenigen Wochen eine geringere Rate, aber immer noch eine Größenordnung, die für viele potenzielle Hauskäufer unerschwinglich erscheint. Aufgrund in der Vergangenheit stark gestiegener Preise für Einfamilienhäuser und Hypothekenzinsen bewertet CBRE folglich die Nachfrage nach Mietwohnimmobilien in der näheren Zukunft weiter gut. Bei Büroimmobilien sehen die Analysten hingegen ein stark gespaltenes Bild und gehen davon aus, dass die die Flächennachfrage bei Top-Immobilien an A-Standorten weiter anziehen wird.
Heterogener Markt – Expertise entscheidend
In diesem Zusammenhang, auch im Kontrast zu Deutschland, sollte man sich vergewissern, wie heterogen und groß die Vereinigten Staaten sind. „Wir investieren dort, wo die Bevölkerung wächst. Das ist keine neue Strategie, aber eine sehr wirksame. Unser Fokus liegt dabei auf dem Südosten der USA. Dort finden sich zahlreiche Regionen mit stabilem Wachstum, guter Infrastruktur und hoher Lebensqualität“, so TSO-CEO Simpson. Von der BVT ist in diesem Zusammenhang zu lesen, dass „Apartments mit Class-A-Ausstattung in prosperierenden Regionen auch weiterhin Mieter anziehen und verlässlichen Cashflow generieren können – ein Markt, auf dem die BVT Residential USA-Fondsserie seit Jahrzehnten erfolgreich agiert“. Wichtig hierbei ist natürlich die Expertise und Erfahrung vor Ort. „Wir kennen nicht nur die Makrodaten, sondern auch die spezifischen Besonderheiten einzelner Submärkte. Das erlaubt uns, Chancen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu investieren. Erfahrung, Netzwerke und Nähe zum Geschehen sind unsere entscheidenden Vorteile im Wettbewerb“, so Allan Boyd Simpson. Einem Statement, dem sich auch andere Player wie BVT etc. anschließen dürften. Die Attraktivität des US-Immobilienmarkts hat auch die Pangaea Life für sich entdeckt. Der Fonds „Pangaea Life Co-Invest US Residential“ plant, mittelbar in Immobilienprojekte im Süden der USA zu investieren. Im Fokus stehen nachhaltige Wohnbauprojekte, die nach Fertigstellung und Vermietung verkauft werden sollen. Der geschlossene alternative Publikums-Investmentfonds hat eine Laufzeit bis Mitte 2030. (ah)
INFO
Der Sun Belt ist eine gedachte Linie, die sich um den 37. Breitengrad schlängelt. Die US-amerikanischen Bundesstaaten, die südlich der Linie liegen, gelten als Wirtschaftsmotor der USA. Denn dort haben sich viele Unternehmen aus Zukunftsbranchen angesiedelt, wie Elektronik, Luft- und Raumfahrt, Pharmazie sowie Forschung und Bildung. Hinzu kommen große Unternehmen aus der Petrochemie, der Rüstungsindustrie, dem Agrobusiness, der Immobilien- und Finanzbranche sowie der Unterhaltung. Kein Wunder, dass eine so wirtschaftsstarke Region die Menschen anzieht. Fast jeder zweite USAmerikaner lebt heute im Sun Belt. 2030 sollen es laut Prognosen schon 55 % der US-Bevölkerung sein.
Quelle: www.mhb.de

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