Ein großer Vorteil bei Wertsteigerungen

12.01.2022

Weißmetalle werden zwar mit Mehrwertsteuer gehandelt, haben aber viele Vorteile gegenüber anderen Edelmetallen. Welche das sind und wie man den Nachteil der Mehrwertsteuer aushebelt, erklärt Herbert Behr, Vorstand der GOLDEN GATES AG im finanzwelt-Interview.

finanzwelt: Gold und Technologiemetalle haben wir ja schon umfangreich erörtert, Herr Behr. Kommen wir heute zu den Weißmetallen. Allen voran Silber, aber auch Platin (PT) und Palladium (PD). Diese konnten in 2021 mit deutlichen Wertsteigerungen punkten. Warum war das so? Herbert Behr» Das Jahr 2021 war gezeichnet durch die noch heute anhaltende Pandemie. Es entstanden beim Bürger neue Ängste, besonders im Hinblick der Staatsverschuldungen und Nullzinspolitik. Zudem gab es durch Stillstand vieler Industriebetriebe in der ersten Jahreshälfte eine geringere Nachfrage an Silber, Platin und Palladium, das zu geringeren Kursen führte. Diese Preisschwächen nutzten viele Kunden zum Kauf. Durch eine relativ schnelle Erholung der Industrie und steigender Nachfrage nach den Weißmetallen im zweiten Halbjahr 2021 erfolgte auch parallel dazu ein Anstieg der Edelmetallpreise.

finanzwelt: Ist das auch für 2022 zu erwarten? Behr» Meiner Meinung nach werden wir im Jahr 2022 weitere deutliche Wertsteigerungen erfahren. Die geplante Energiewende zum Klimaschutz erfordert immer mehr neue Technologien. Diese erfordern immer mehr der Weißmetalle Silber, Platin und Palladium. Die Nachfrage und Verbrauch werden sich steigern. Als Beispiel: In einem Auto mit Verbrennungsmotor werden aktuell circa 30 Gramm Silber verbaut, in einem Elektroauto sind es circa 90 Gramm Silber.

finanzwelt: Man sagt ja Silber folgt Gold. Das war für mich immer ein Grund, Silber zu verkaufen oder zu kaufen, je nachdem wie Gold reagiert. Ist das noch so? Behr» Ich denke, das wird auch in der Zukunft so sein. Erfahrene Anleger sehen in der Gold-Silber-Ratio eine verwertbare Information, welche Chancen, Schwächen und Risiken man hat. Die Gold-Silber-Ratio beschreibt das Preisverhältnis zwischen beiden Edelmetallen, liefert allerdings nur eine Aussage über eine Unter- oder Überbewertung des jeweiligen Edelmetalls. Der Wert stellt jedoch nicht das allgemeine Preisniveau dar oder gibt Auskunft über die Kursentwicklung. Das aktuelle Verhältnis ist circa 74, das heißt für 74 Unzen Silber bekomme ich eine Unze Gold. Bei diesem Wert ist man der Meinung, dass Silber gegenüber Gold unterbewertet ist.

finanzwelt: Die Nachfrage der Industrie an Silber steigt nach wie vor. Wie sieht es da mit Platin und Palladium aus? Behr» Mittel- bis langfristig gesehen sollten Platin und Palladium ihren positiven Aufwärtstrend fortsetzen können, denn die Prognosen für die Weltwirtschaft für die Zeit nach der Pandemie stehen günstig, Analysten erwarten eine Wertsteigerung. Allen voran das Thema Klimaschutz treibt die Nachfrage nach PT und PD nach oben und lässt diese hoch im Kurs stehen. So gibt es beispielsweise einen Mangel an Elektrochips und E-Auto-Bestellungen haben eine längere Wartezeit. Allerdings gilt es auch zu beachten, dass die Weißmetalle durch ihre Volatilität auffallen, denn die Märkte hierfür sind weniger liquide, was sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Preise haben kann.

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