Einstieg in den Aktienmarkt – jetzt oder später?

10.09.2025

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Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in den Aktienmarkt beschäftigt sowohl Einsteiger als auch erfahrene Anleger. Während die einen auf den perfekten Moment warten, setzen andere konsequent auf langfristige Strategien, die das Timing fast überflüssig machen.

Tatsächlich zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass nicht das exakte Einstiegsdatum, sondern die Anlagedisziplin und der Anlagehorizont die wichtigste Rolle für den Erfolg spielen. Im Folgenden werden verschiedene Methoden des Einstiegs beleuchtet.

Methode 1: Sofort investieren

Bei dieser Methode wird der gesamte verfügbare Anlagebetrag sofort investiert. Zahlreiche historische Analysen zeigen, dass dieser Ansatz in rund zwei Dritteln bis drei Vierteln aller Zeiträume besser abgeschnitten hat als ein gestaffelter Einstieg. Der Grund ist simpel: Aktienmärkte tendieren langfristig nach oben. Wer sofort investiert, ist von Beginn an im Markt und profitiert von möglichst vielen Aufwärtsbewegungen. Es besteht jedoch das Risiko, direkt vor einem Abschwung einzusteigen.

Methode 2: Gestaffeltes Investieren

Beim sogenannten „Cost Averaging“ wird das Kapital in regelmäßigen Raten über Wochen, Monate oder sogar Jahre investiert. So werden die Einstiegskurse gemittelt und das Risiko, einen ungünstigen Zeitpunkt zu erwischen, reduziert. Statistisch gesehen ist diese Methode zwar langfristig weniger ertragreich als die Sofortanlage, sie bietet jedoch psychologische Sicherheit. Anleger fühlen sich wohler, weil sie nicht alles auf einen vermeintlich „falschen Moment“ setzen. Die Glättung von Kursschwankungen birgt geringere Gefahr emotionaler Fehlentscheidungen. Das geht jedoch mit einer geringeren statistischen Renditeerwartung einher, da Kapital länger ungenutzt auf dem Konto liegt.

Methode 3: Markttiming

Hierbei versucht der Anleger den Markt aktiv zu „timen“, also zu günstigen Kursen einzusteigen und bei Höchstständen zu verkaufen. Obwohl die Idee verlockend klingt, zeigen Studien, dass Privatanleger mit diesem Ansatz langfristig meist schlechter abschneiden als der Markt. Der Grund: Es ist praktisch unmöglich Hoch- und Tiefpunkte zuverlässig vorherzusagen. Schon wenige verpasste starke Handelstage können die Gesamtrendite massiv reduzieren.

Die zuvor genannten Methoden lassen sich kombinieren, etwa durch eine größere Sofortanlage und anschließendes regelmäßiges Nachkaufen. Auf diese Weise können die Chancen einer frühen Marktteilnahme mit dem geringeren Risiko kontinuierlicher Investitionen verknüpft werden.

Statistische Erkenntnisse

Vanguard hat die Sofortanlage und das gestaffelte Investieren über drei Monate anhand des MSCI World Index über einen Zeitraum von 1976 bis 2022 analysiert. In rund zwei Dritteln aller Jahre hätte die Sofortanlage nach einem Jahr besser abgeschnitten. Cost Averaging war nur in rund einem Drittel der Jahre im Vorteil, meist in Phasen starker Kurseinbrüche kurz nach Beginn.

Fazit

Den perfekten Einstiegszeitpunkt gibt es nicht. Sofortiges Investieren ist aus statistischer Sicht oft die renditestärkste Methode. Gestaffeltes Investieren bietet mehr Sicherheit und kann emotionale Fallstricke vermeiden. Markttiming dagegen ist für die meisten Anleger ein trügerischer Ansatz und führt oft zu schlechteren Ergebnissen.

Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, sollte daher weniger Energie in das Suchen nach dem richtigen Zeitpunkt investieren und stattdessen konsequent investiert bleiben. Am Ende gilt die alte Börsenweisheit: Zeit im Markt schlägt das Timing des Marktes.

Marktkommentar von Thomas Gundermann, Geschäftsführender Gesellschafter der Taunus Investments GmbH in Bad Homburg.