Es ist alles Silber, was glänzt

02.08.2023

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Die privaten Investitionen in Goldbarren sind in diesem Sommer weiterhin positiv, aber die Zahl der Erstkäufer von Edelmetallen ist auf den niedrigsten Stand seit fast einem Jahrzehnt gesunken. Dagegen entscheidet sich eine Rekordzahl bestehender Silberinvestoren für den Verkauf und die Gewinnmitnahme. Das zeigen neue Daten die vom Edelmetallanbieter BullionVault veröffentlicht wurden.

Der Gold Investor Index Deutschland (GII) misst die Anzahl der Deutschen, die ihren persönlichen Bestand an sicher verwahrtem Gold erhöhen oder neu anlegen, und die Anzahl derer, die sich für den Verkauf entscheiden. Er erreichte seinen Höchststand mit 82,4, als die Corona-Krise im März 2020 begann, und signalisiert im Laufe des Monats mehr Käufer als Verkäufer, wenn der Wert über 50,0 liegt.

Im Juli fiel der GII Deutschland um 2,4 Punkte auf 55,7 zurück, nachdem er im Juni ein Acht-Monats-Hoch erreicht hatte. Der Silber Investor Index Deutschland (SII) hingegen fiel um 5,1 Punkte auf 48,4 Punkte und erreichte damit seinen bisher niedrigsten Stand. Zum dritten Mal seit Dezember überwiegen die Verkäufer die Käufer, da der Preis des industriell genutzten Edelmetalls stärker steigt als der seines „sicheren Hafens“.

Adrian Ash, Director of Research von BullionVault, kommentiert die Daten: „Das letzte Mal, als Gold und Silber so wenige neue Käufer anzogen, befanden sich beide Metalle nach dem Ende der globalen Finanzkrise in einer tiefen Baisse. Heute hingegen zeigen Gold und Silber eine solide Widerstandsfähigkeit gegen die Anhebung der Zinssätze auf ein Zwei-Dekaden-Hoch. Da physisches Edelmetall keine Rendite abwirft, schmälern steigende Zinsen derzeit die Attraktivität von Edelmetallen sowohl für private als auch für professionelle Anleger, ebenso wie der Anstieg der weltweiten Aktienmärkte. Das Ausbleiben von Investitionszuflüssen in Gold und Silber macht den zugrundeliegenden Anstieg der Edelmetallpreise umso bemerkenswerter, denn er unterstreicht die Stärke der Schmuck- und Zentralbanknachfrage nach Gold sowie die industrielle Nachfrage nach Silber, angeführt von der Beschleunigung der Solarenergieinstallationen. Diese starke Verbrauchernachfrage und das scheinbar unaufhaltsame Goldangebot der Zentralbanken der Schwellenländer haben den Goldpreisen in diesem Jahr bisher einen soliden und steigenden Boden bereitet. Wenn die Investitionsnachfrage zurückkehrt, könnten die Preise schnell in die Höhe schnellen, wie die kurze Minikrise im Bankensektor in diesem Frühjahr sehr deutlich gezeigt hat.“

Wie der GII ist auch die Goldnachfrage nach Gewicht im Juli zurückgegangen. Der Gesamtbestand der weltweiten BullionVault-Kunden blieb nach der stärksten vierteljährlichen Nachfrage seit zwei Jahren zwischen April und Juni mit 48,2 Tonnen im Wert von 2,7 Milliarden Euro praktisch unverändert.

Die Silberverkäufe überstiegen jedoch erneut die Nachfrage und reduzierten die Gesamtmenge der BullionVault-Kunden um 7,0 Tonnen auf 1.244 Tonnen, was einem Rückgang von 1,8 Prozent gegenüber dem Rekordhoch vom Oktober letzten Jahres entspricht und einen Wert von 881 Millionen Euro hat.

Die Erholung der Gold- und Silberpreise im Juli – die in Euro gerechnet in der Spitze um 2,1 Prozent bzw. 9,3 Prozent gegenüber den Tiefstständen im Juni gestiegen waren – stieß weiterhin nur auf geringes neues Interesse außerhalb der bestehenden Edelmetallinvestoren.

Die Zahl der Erstkäufer von Edelmetallen ist weltweit den vierten Monat in Folge gesunken, und zwar um 18,9 Prozent gegenüber dem Juni, der bereits der niedrigste Wert seit April 2014 war. In Deutschland gab es mit einem Rückgang von 36,4 Prozent gegenüber dem Juni die wenigsten neuen Käufer seit September 2015. (fw)