Fidelity: US-Aktien haben Potenzial – Markt nicht überteuert
28.04.2013

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Die US-Ökonomie ist im ersten Quartal 2013 um 2,5 Prozent gewachsen und damit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Welche Faktoren ausschlaggebend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der USA und für das Potenzial amerikanischer Aktien sein werden, erläutert Adrian Brass, Fondsmanager des Fidelity America Fund:
(fw/ah) "Die Konjunkturaussichten für die USA sind gemischt. Denn die Stärke der amerikanischen Unternehmen und des Häusermarkts wird zumindest teilweise durch schwächeren Konsum und die Auswirkungen staatlicher Ausgabenkürzungen wieder aufgehoben. Zwar hat sich die Verbraucherzuversicht seit der Krise kontinuierlich erholt, im historischen Vergleich bleibt sie allerdings eher schwach. Die im Januar beschlossenen Steuererhöhungen sind ein Grund für die Verunsicherung. Denn dadurch büßen amerikanische Haushalte im Schnitt fast 2 Prozent ihres Einkommens ein. Daher dürften sich Konsumausgaben in diesem Jahr insgesamt leicht abschwächen.
Bei der Arbeitslosigkeit scheint der Trend positiv. Allerdings ist das auch einer zunehmenden Anzahl von Teilzeitarbeitern zu verdanken, vor allem älteren Arbeitnehmern, die ihre Rente aufbessern. Daher verbirgt die unbereinigte Arbeitslosenzahl ein gewisses Maß an Unterbeschäftigung, das das Wachstum beeinträchtigen könnte.
Einer der wichtigsten Treiber der US-Konjunktur bleibt die Erholung am Häusermarkt, der in den nächsten Jahren seine krisenbedingten Einbußen weitgehend ausgleichen dürfte. Vor allem ist aber festzuhalten, dass die Unternehmen in den USA finanziell gesund sind. Wenn sich ihre Konjunkturerwartungen heben und die liquiden Mittel in Rekordhöhe in neue Investitionen fließen, kann die amerikanische Wirtschaft auf einen kräftigen Rückenwind hoffen.
Welches Bild ergibt sich daraus für US-Aktien? Der amerikanische Aktienmarkt ist nicht überteuert. Die Bewertungen entsprechen dem Durchschnitt der letzten 50 Jahre. Weiteres Aufwärtspotenzial fußt jedoch in erster Linie auf dem Gewinnwachstum einzelner Unternehmen und resultiert nicht aus einer weiteren Neubewertung des Gesamtmarkts.
Die Aussichten weisen jetzt von Sektor zu Sektor und auch zwischen Unternehmen große Unterschiede auf. Die Einzeltitelauswahl gewinnt stark an Bedeutung. Ich meide jetzt zyklische Aktien aus den Sektoren Banken, Industrie, Energie und Versorger - nicht zuletzt, weil ich finde, dass Unternehmen, die vom Schiefergas-Boom profitieren, schon zu hoch bewertet sind. Auf Industrieseite werden insbesondere Rüstungsunternehmen unter den Ausgabenkürzungen zu leiden haben.
Stattdessen setze ich auf Unternehmen, die sich unabhängig vom makroökonomischen Umfeld in den USA gut entwickeln. Das sind einerseits defensive Werte und zyklische Konsumaktien. Besonders interessant sind derzeit aber auch Medien-, Software und Biotechnologieunternehmen. Obwohl ich häufig Unternehmen im Midcap-Segment attraktiv finde, sind für mich aktuell auch viele Großkonzerne wie Gilead, Microsoft und Pfizer interessant."

„Es geht um den sportlichen, nicht um den finanziellen Erfolg“
