Gründe für Wandelanleihen
24.08.2014
Marc-Alexander Knieß
**2014 dürfte erneut ein gutes Jahr für Wandelanleihen werden. Der Aktienboom fördert diese Assetklasse und Unternehmen haben zuletzt viele neue Wandler emittiert. Ob dieser Trend anhält und was den Charme von Wandelanleihen ausmacht, darüber sprach finanzwelt mit *Marc-Alexander Knieß, Portfolio Manager bei Deutsche Asset & Wealth Management. finanzwelt*: Warum werden Wandelanleihen bis dato sehr nachgefragt?
Knieß: Wandelanleihen überzeugen auch 2014 mit ihrem einzigartigen Risiko-/Ertragsprofil und weisen auf globaler Ebene erneut eine bessere Performance auf, als viele bedeutende Aktienmärkte, und das bei einer deutlich niedrigeren Volatilität als wichtiger Risikokennzahl. Entsprechend sehen wir neben den „traditionellen" Wandelanleihen-Investoren zunehmend auch Anleger aus anderen Assetklassen, die Wandelanleihen nachfragen. Dies sind zum einen Bondanleger, die über das Wandelrecht in Aktien eine Mehrrendite erzielen wollen, als das mit reinen Unternehmensanleihen möglich wäre. Zum anderen suchen aber auch Aktienanleger den defensiven Charakter der Wandelanleihe, um weiter die Aktienmarktchancen nutzen zu können, allerdings durch den Anleiheteil das Risiko von Kursverlusten (deutlich) reduzieren wollen.
finanzwelt: Die Anlageklasse soll das Beste aus zwei Welten vereinen. Was bedeutet das?
Knieß: Wandelanleihen sind Bonds, die neben den üblichen Charakteristika einer Anleihe (lfd. Verzinsung, Rückzahlung bei Laufzeitende zum Nennwert) zusätzlich das Recht beinhalten, die Titel zu genau definierten Konditionen in Aktien des Emittenten (‚klassische' Wandelanleihen) oder die Aktien einer anderen Gesellschaft (Umtauschanleihen) zu wandeln. Die Kombination der Sicherheit einer Anleihe mit den Ertragschancen einer Aktie führt dabei zu der Vereinigung des „Besten aus beiden Welten". Dabei verfügen Wandelanleihen über die Besonderheit eines asymmetrischen Risiko-/Ertragsprofils. Hierbei gilt im Allgemeinen die Faustformel, nach der diese Titel stärker an steigenden Aktienkursen partizipieren, als unter fallenden zu leiden (‚2/3–1/3-Regel').
finanzwelt: Sind Wandelanleihen trotz der gestiegenen Kurse eine Alternative zu Hochzinsanleihen?
Knieß: Die Kurse der meisten Anlageklassen sind in den letzten Jahren mehr oder weniger kräftig angestiegen. High-Yield Bonds weisen aktuell historisch niedrige Zinsaufschläge gegenüber Anleihen guter Qualität auf und sollten entsprechend schon strukturell über ein nur begrenztes Potential für weitere Kurssteigerungen verfügen. Wandelanleihen hingegen bieten durch die Wandlungsoption in Aktien über eine definitionsgemäß unbegrenzte Möglichkeit des Kursanstiegs, je nach Entwicklung der Aktientitel, in die gewandelt werden kann. Zudem weist der globale Markt für Wandelanleihen aktuell eine in etwa faire Bewertung auf.
finanzwelt: Wie verhält sich das Nischenprodukt bei einem möglichen Zinsanstieg?
Knieß: Historisch waren Phasen (leicht) steigender Zinsen regelmäßig positiv für Wandelanleihen. Zum einen signalisieren steigende Zinsen im Allgemeinen einen wirtschaftlichen Aufschwung und damit bessere Gewinnaussichten für die Aktiengesellschaften, in die gewandelt werden kann. Zum anderen nimmt die Emissionstätigkeit von Wandelanleihen in einer solchen Phase meist zu, da sich viele Unternehmen die (noch) niedrigen Zinsen sichern wollen und zusätzlich in einem sich verbessernden Konjunkturumfeld mehr lukrative Investitionsobjekte ausgemacht werden können, was zu dem erhöhten Kapitalbedarf führt.
Das Interview führte Alexander Heftrich