Human Centric Design – der Mensch steht im Mittelpunkt

22.02.2022

Martin E. Schaer, Gründer und Gesellschafter der MATRIX Immobilien Gruppe / Foto: © Jan Northoff Photography

Die Welt im Jahr 2022 – die fortschreitende Digitalisierung, der starke demografische Wandel und die verstärkten Sicherheitsbedürfnisse im Rahmen einer globalen Pandemie haben ganz neue, individuelle Lebensentwürfe etabliert und veränderte Erwartungshaltungen der Nutzer ausgelöst. Wohn- und Arbeitswelten verschmelzen zusehends, genau wie auch Arbeit und Freizeit an sich. Der klassische 8-Stunden-Tag gehört bald der Vergangenheit an. Doch das Work-Life-Blending erfordert nicht nur neue Denkweisen, sondern gleichzeitig auch veränderte Raumstrukturen, losgelöst von Zeit und Raum.

Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit wachsen mehr und mehr zusammen, komplexe Wechselbeziehungen entstehen, die das Verhältnis von individuellem und gemeinschaftlichem Raum definieren. Umso wichtiger bei all diesen Entwicklungen ist es, dass die Prozesse vom Menschen her gedacht werden – die Immobilie muss sich den Lebenswelten der Menschen anpassen, nicht andersherum wie in der Vergangenheit. Dieses neue, humanzentrierte Denken haben wir bei MATRIX Immobilien etwa deshalb als Kernthema und Motto des Jahres 2022 definiert: Nur Gebäude, die den Nutzer mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen, gewährleisten eine nachhaltige und langfristige Wertstabilität. Projektentwickler, die nicht über den Tellerrand hinaus blicken und Faktoren wie Klimawandel, Digitalisierung, Smart City, neue Mobilitätskonzepte und viele weitere Alltagsthemen der Menschen einbeziehen, werden nur schwer eine Zukunft haben.

Die Metropole, die alle Lebensbereiche integriert, hat Zukunft

Die Metropole mit kurzen Wegen und hoher Lebensqualität, die alle Teilbereiche des Lebens smart integriert, ist das Ziel künftiger Stadtentwicklung. Das heißt für Projektentwickler: Aufhören, in klassischen Lebensraum-Clustern zu denken und stattdessen diesen Ansatz in konvergenten Geschäftsfeldern umzusetzen – neue Marktplätze als Quartierzentren, neue Nachbarschaften in Wohnquartieren, neue Arbeitswelten in Office-Gebäuden und neue Lieblingsplätze in Ferienimmobilien zum Beispiel – und zwar über alle Segmente, von Entwicklung über Investment und Beteiligungen bis hin zum Asset-Management, hinweg. Und das heißt auch: Projektentwickler müssen Verantwortung übernehmen, für die sozialen und ökologischen Entwicklungen rund um ihre Projekte.

Soziale und ökologische Verantwortung

Die konvergierenden Lebenswelten erfordern ein humanzentriertes und ganzheitliches Denken. Der Mensch wird nicht mehr nur auf eine Rolle, zum Beispiel als Büroarbeiter, reduziert, sondern in seiner Gesamtheit, mit all seinen Bedürfnissen betrachtet. Es stellen sich viele Fragen: Wie kommen die Nutzer*innen an, wo halten sie sich auf, wo kaufen sie ein, wann treffen sie andere, wie entspannen sie zwischendurch? Ganz wichtig ist heute auch, dass Gebäude die soziale Interaktion zwischen den Menschen fördern und nicht unterbinden. Es gilt, die kulturelle und soziale Nahversorgung zu integrieren, die räumliche Vernetzung aller Lebensbereiche zu ermöglichen. Sprich: Das isolierte, unkommunikative Zellenbüro hat ausgedient, genau wie das Büroobjekt im unwirtlichen Gewerbegebiet ohne jegliche Infrastruktur. Und gleichzeitig müssen die Objekte den Menschen genug Freiraum bieten, um die menschlichen Bedürfnisse wie Sicherheitsabstand und Privatsphäre zu respektieren, gerade in einer weltweiten Pandemie. Eine komplexe Aufgabe!

Funktionalität x Flächeneffizienz x Flexibilität – ein Beispiel

Einer der Pioniere des ganzheitlichen Denkens in der Architektur war der Däne Arne Jacobsen (1902–1971). Form follows Function. Function follows human needs. Natur, Handwerk, klare Formensprache und hohe Funktionalität gelten als Kernkriterien dieser Denkschule. Zu betrachten ist dieser Fokus auf den Menschen zum Beispiel im Arne Jacobsen Haus in Hamburg. Auch nach über 50 Jahren glänzt das Objekt durch perfekte Funktionalität, hohe Flächeneffizienz und Flexibilität sowie architektonische Schönheit, von innen wie von außen. Das Gebäude wird in den nächsten Jahren behutsam und unter Aufsicht der Hamburger Denkmalschutzbehörde revitalisiert und für neue Mieter geöffnet. Am Arne Jacobsen Haus kann man hervorragend erkennen, dass bestimmte Aspekte der Architektur niemals aus der Mode kommen: Durchdachtes Design mit Liebe zum Detail und hohem Nutzwert, klare Strukturen und zeitlose Formgebung. Dieses Haus wird auch in 100 Jahren noch State-of-the-Art sein.

Apropos Verantwortung – was ist mit Nachhaltigkeit?

Und in Zeiten des Klimawandels kommt ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu: Die nachhaltige Komponente. Welchen Einfluss hat das Projekt auf das Klima und sein direktes Umfeld? Wie viel CO2 wird beim Bau verbraucht, wie ist die Energiebilanz im Betrieb? Deshalb kann es oft aus Klimaschutzgründen sinnvoller sein, ein Haus zu revitalisieren als komplett neu zu bauen. Auch solche nachhaltigen Komponenten sind beim nutzerzentrierten Ansatz mitzudenken, da sie den Menschen immer wichtiger werden.

Keine leeren Versprechungen

Human Centric – dieses Motto darf kein leeres Versprechen sein. Objekte sollten maximal auf die Nutzerbedürfnisse ausgerichtet werden – nicht weniger ist unser Anspruch. Der Mensch mit seinen verschiedenen Bedürfnissen und seiner Maßstäblichkeit muss immer in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt werden – erst dann enstehen Gebäude, in denen Menschen mit Begeisterung wohnen, leben und arbeiten, wie zum Beispiel im LaMoHa in Hamburg-Langenhorn. Denn eines ist klar – und nicht nur für die Bewohner, sondern insbesondere auch für Projektentwickler und Investoren essenziell: Eine Immobile oder einen Standort konsequent vom Menschen und seinen Bedürfnissen her zu denken, zahlt sich immer aus – in langfristiger Mieterzufriedenheit, in höherer sozialer Interaktion und Akzeptanz. Orte müssen so beschaffen sein, dass die Menschen sich diese Orte aneignen können. Damit werden nachhaltige Werte kreiert. Eine echte Win-Win-Situation.

Gastbeitrag von Martin E. Schaer, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der MATRIX Immobilien Gruppe