Impact Investing: Wie man seine Beteiligungen steuert

19.04.2023

Paulo Alexandre, Director Business Development beim Familyoffice 4L Vision GmbH / Foto: © 4L Vision GmbH

Viele Impact-Investoren setzen ihre Anlagestrategie über direkte Unternehmensbeteiligungen um. Damit dies erfolgreich funktioniert, braucht es ein professionelles Beteiligungsmanagement. Da sich Impact-Geschäftsmodelle zum Teil stark unterscheiden, können in der Regel keine Standardmodelle für das Management genutzt werden.

Direkte unternehmerische Beteiligungen, Mikrofinanz und, und, und: Die Bandbreite an alternativen Assetklassen ist sehr groß, und für viele Investor:innen sind Alternatives ganz typischer Portfoliobestandteil. Das gilt umso mehr für die Anleger, die im Sinne des Impact Investing über die finanzielle Rendite hinaus einen messbaren und nachvollziehbaren sozial-ökologischen Mehrwert erzielen wollen. Denn viele alternative Assets eint der Gedanke der Unmittelbarkeit: Das Investment erfolgt nicht über ein Wertpapiervehikel, sondern das Kapital fließt direkt in ein Projekt, das einen in der Regel an die Sustainable Development Goals der United Nations (SDGs) angelehnten und damit wirkungsspezifischen Zweck verfolgt.

Laut der Marktstudie „Impact Investing in Deutschland 2022“ der Bundesinitiative Impact Investing stehen für die Investoren vor allem Private Equity-Investments im Fokus. In Zukunft erwarten mehr als 80 % der Teilnehmenden eine besonders dynamische Entwicklung im Private Equity-Segment. Public Equity, Private Debt und Public Debt sind weitere wesentliche Anlageklassen. Dass besonders Private Equity- und Venture Capital-Investments im Fokus stehen, wird nur die Wenigsten verwundern. Es existiert wohl keine Anlageklasse, in der die Einflussmöglichkeiten auf Geschäftsstrategie und wirkungsorientierte Entscheidungen so groß sind. Durch Private Equity- und Venture Capital-Investments werden Anleger zu Katalysatoren eines Positiv-Impacts auf der doppelt geforderten Ebene.

Impact-Investoren brauchen ein funktionierendes Beteiligungsmanagement

Bekanntlich begründet sich das Impact Investing im ausbalancierten Anspruch auf Impact Return und Financial Return. Dies impliziert, dass Beteiligungen gemäß dem Anspruch auf eine Rendite auf Marktniveau den gleichen Anforderungen unterliegen, wie Unternehmen, die keinen prioritären Fokus auf Impact legen. Insofern werden diese Impact-Unternehmen auch nach den gleichen Logiken und Kennzahlen gesteuert, wie sie langfristig und kurzfristig von der strategischen Planung bis hin zu den gängigen Ertrags- und Performance-Kennziffern existieren. Dazu gehören typischerweise Umsatz- und Kapitalrenditen, Eigenkapitalquote und Deckungsbeiträge, Fremdfinanzierung etc.

Damit dies erfolgreich funktioniert, brauchen Impact-Investoren ein professionelles Beteiligungsmanagement. Mit Hilfe des Beteiligungsmanagements werden Beteiligungen verwaltet, indem der Beteiligungsmanager Kennzahlen und Berichte analysiert und die Beteiligungen kontrolliert und gesteuert. Das bedeutet: Beteiligungsmanager steuern und überwachen die Tätigkeiten zur Pflege und Verwaltung aller relevanten Informationen zu sämtlichen Unternehmensbeteiligungen. Diese Informationen umfassen neben den oben genannten betriebswirtschaftlichen Kennziffern beispielsweise Daten zu Gremienbesetzungen, Corporate Governance, Gehaltsstrukturen oder auch steuerlichen und rechtlichen Fristen und Anforderungen. Das Beteiligungsmanagement wird oftmals auch als strategisches Beteiligungscontrolling bezeichnet, also die Fokussierung der Controlling-Aktivitäten auf Fragestellungen der Steuerung von Beteiligungen.

Impact-Beteiligungsmanagement unterliegt besonderen Bedingungen

Das bedeutet: Entscheidend sind für Impact-Investoren im Zusammenhang mit unternehmerischen Beteiligungen die Punkte Markttransparenz und Messbarkeit. Transparenz muss durch professionelle Due-Diligence-Prüfungen und das laufende Beteiligungsmanagement hergestellt werden. Die eingehende Analyse von Chancen und Risiken, rechtlichen und steuerlichen Strukturen, der Managementkompetenz und strategischen Opportunitäten des Targets etc. sind aus Sicht der finanziellen Rendite genauso wichtig wie aus Sicht der Impact-Rendite: Die Transparenz des Assets muss zwangsläufig beide Bereiche einbeziehen und damit die bestmögliche Entscheidungsgrundlage für Investments herstellen.

Das Impact-Beteiligungsmanagement unterliegt aber besonderen Bedingungen. Es können keine Standardmodelle des Marktes verwendet werden, weil diese sich de facto ausschließlich auf die Finanzkennzahlen einer Beteiligung konzentrieren und keine Basis für das Controlling der Impact-Rendite bieten. Zudem können nicht einmal generalisierende Modelle der Beteiligungssteuerung im Impact Investing definiert werden, da die Geschäftsmodelle sich doch recht stark unterscheiden. Diese hängen beispielsweise von der konkreten Zielsetzung der Beteiligungen ab, also in der Regel von der Frage, an welchem Sustainable Development Goal sich das Impact-Ziel des Portfoliounternehmens orientiert. Handelt es sich um ein Unternehmen, das einen Beitrag zum Meeresschutz leisten oder soziale Ungleichheiten bekämpfen will? Oder liefert das Unternehmen eine Lösung zur Förderung der Kreislaufwirtschaft oder der klimaneutralen urbanen Mobilität?

Betriebswirtschaftliche Kennziffern mit individuell definierten Impact-Kennziffern in Einklang bringen

Das sind jeweils völlig unterschiedliche unternehmerische, strategische und operative Ansätze – und wenn man sich die insgesamt 169 Ziele unter dem Dach der 17 Sustainable Development Goals anschaut, erkennt man schnell, dass dies einen hohen Differenzierungs- und Spezialisierungsgrad erfordert, die Beteiligungs-Performance jeweils zielgerichtet zu messen. Hierbei ist also sehr individuell vorzugehen. Allen Unternehmen im Beteiligungsportfolio sollte aber gemein bleiben, dass die zu Beginn definierten Impact-Kriterien kontinuierlich weiter erfasst und messbar gemacht werden sollten, um die Zielerreichung permanent hinterfragen zu können. Somit müssen die allgemein anerkannten betriebswirtschaftlichen Kennziffern mit den individuell definierten Impact-Kennziffern in Einklang gebracht werden. Denn nur so lässt sich das Ziel erreichen, eine marktadäquate Finanzrendite mit einer messbaren Impact-Rendite zu kombinieren.

Gastbeitrag von Paulo Alexandre,
Director Business Development,
Familyoffice 4L Vision GmbH