„Interessant sind Aktien mit 50 % Kurspotenzial“

16.06.2025

Alexander Dominicus - Foto: Copyright Value-Holdings

Exklusiv

Anfang Mai 2025. Die Finanzmärkte blicken auf unruhige Wochen zurück. Der US-Präsident hat mit seiner erratischen Politik für viel Wirbel und Unverständnis gesorgt. Zuletzt sackte die US-Wirtschaftsleistung ab. Wie geht es in Übersee weiter? Hierzulande haben wir seit kurzem eine neue Regierung. Welche Branchen könnten davon profitieren? Wie steht es aktuell um den Value-Stil? Und auf welche Parameter sollten Investoren bei Dividendenwerten achten? Seit seinem Wechsel ist Alexander Dominicus in leitender Funktion bei der Augsburger Value-Holdings. Alexander Heftrich sprach mit ihm über Kernthemen der Zeit.

finanzwelt: Herr Dominicus, Sie sind Vorstand und Portfoliomanager der Value-Holdings. Können Sie uns kurz darlegen, für was Ihr Unternehmen steht?

Alexander Dominicus: Wir stehen seit 1992 für konsequent umgesetztes Value-Investing und sind Experten für deutsche Nebenwerte und europäische Dividendenaktien. Auch wenn Value-Investing nicht immer modern war, hat sich die Stilkonsistenz seit Jahrzenten bewährt und hilft, auch in volatilen Zeiten Kurs zu halten.

finanzwelt: Wir leben in herausfordernden Zeiten. Vieles muss „neu gedacht“ werden. Wie nehmen Sie die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten wahr?

Dominicus: Gerade in so herausfordernden Zeiten hilft es, wenn man beim Investieren ein stabiles Konzept hat. Dieses Konzept ist für uns die detaillierte Unternehmensanalyse und ein fundiertes Bewertungsmodell. Im Mittelpunkt steht bei uns immer das Unternehmen mit seinen Produkten oder Dienstleistungen. Beurteilen wir die langfristigen Perspektiven des Unternehmens als vielversprechend, haben wir vertrauen in das Management, folgt die Unternehmensbewertung. Interessant sind dabei Aktien mit 50 % Kurspotenzial. Wenn wir unsere Hausaufgaben ordentlich gemacht haben, können wir dann auch die Volatilität ertragen und langfristig dabeibleiben.

finanzwelt: Der Blick des Adlerauges: Die Teuerungsrate fällt, zumindest Entspannung an dieser Front. Wie wird die EZB reagieren?

Dominicus: Wir sind bezüglich der Inflation nicht besorgt und erwarten weitere Zinssenkungen der EZB. Hier hat Europa zurzeit einen Vorteil gegenüber den USA, denn insbesondere die Zollpolitik von Donald Trump erhöht das Inflationsrisiko. Die fallenden Zinsen in Europa sollten auch der Konjunktur helfen, denn Unternehmen können sich zunehmend günstiger refinanzieren und damit zu besseren Konditionen investieren.

finanzwelt: Kommen wir auf Europa und Deutschland zu sprechen. Der Kontinent muss sich emanzipieren. Eine Botschaft aus dem Weißen Haus. Die OECD hat jüngst ihre Prognose für das europäische Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr nach unten korrigiert. Ein schwerer Stand zwischen den Blöcken USA und Asien, oder?

Dominicus: Deutschland hat mit seiner Politik in den letzten Jahren für viel Verunsicherung gesorgt. Die USA hingegen hat über Jahrzehnte mehr Schulden gemacht und damit die Wirtschaftsleistung unterstützt. In Deutschland findet mit dem anstehenden Politikwechsel ein Umdenken statt. Es werden mit dem Aufweichen der Schuldenbremse nun die nötigen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur umgesetzt. Das ist auch ein wichtiges Signal für Europa und kann den Kontinent nicht nur unabhängiger von den USA machen, sondern auch neue Wirtschaftskraft in den kommenden Jahren entfalten.

finanzwelt: In Ihrem Dividendenfonds suchen Sie als Value-Investor Opportunitäten in Europa. Welche Geschäftsmodelle stechen hervor?

Dominicus: Wir suchen nicht nur nach Aktien mit mehr als 3 % Dividendenrendite, sondern wenden auch unser erprobtes Value-Investing-Konzept an und zielen damit in der Regel auf ein Kurspotenzial von 50 % ab. Bei einer Dividendenstrategie ist entscheidend, nicht nur die Höhe der Dividendenrendite zu berücksichtigen, sondern auch die Qualität der Bilanz und die Ausschüttungsquote zu beurteilen, damit ein Unternehmen idealerweise im Zeitablauf die Dividende sogar steigern kann.

finanzwelt: Sie managen auch Ihren Deutschlandfonds. Man liest immer wieder von Insolvenzen, gleichzeitig beginnt sich die Stimmung allmählich zu verbessern (ifo). Wie schätzen Sie die Lage, auch angesichts des beschlossenen Sondervermögens, hierzulande ein?

Dominicus: Wir beobachten in den Gesprächen mit Unternehmen zunehmenden Optimismus und Hoffnungen in einen nachhaltigen Politikwechsel. Gerade die zyklischen Unternehmen können in Zukunft von den Impulsen des Infrastrukturpaketes profitieren. Man darf hier keine Revolution erwarten, aber da die Maßnahmen über viele Jahre angelegt sind und diese Investitionen häufig langfristig wirken, könnte es über mehrere Jahre die Konjunktur unterstützen. Man sollte auch nicht die Zweitrundeneffekte unterschätzen, denn oftmals mobilisieren staatliche Investitionen auch privates Kapital, so dass eine bessere Wirtschaftspolitik sich auch in einer Vielzahl an Branchen bemerkbar machen dürfte.

finanzwelt: Beschreiben Sie uns kurz die Investmentphilosophie Ihres Fonds. Wie sieht es mit der Performance und Volatilität aus?

Dominicus: Der Value-Holdings Deutschland Fund investiert seit 2002 mit derselben Value-Investing-Strategie in deutsche Mittelstandsaktien. Wir kennen den Markt sehr genau und können die Expertise nutzen, um auch Chancen bei weniger bekannten Nebenwerten zu ergreifen. Wir sind vor allem sehr froh darüber, dass sich die Performance seit mehr als 20 Jahren sehen lassen kann. Wir konnten seit Auflage den DAX schlagen und das sogar mit einer niedrigeren Volatilität. Auch die jüngste Entwicklung war insbesondere gegenüber Wettbewerbern sehr erfolgreich, so dass wir zahlreiche Auszeichnungen erhalten haben. Wir möchten an den Erfolg anknüpfen und erachten die Perspektiven dafür als äußerst vielversprechend, denn insbesondere viele Nebenwerte sind noch günstig bewertet. Auf der anderen Seite kann der Politikwechsel neue Wirtschaftsdynamik entfalten, so dass deutsche Aktien auch wieder verstärkt bei internationalen Investoren berücksichtigt werden sollten. (ah)