Investiert bleiben, trotz Zöllen – das Gebot der Stunde
09.05.2025

Dr Markus Zschaber. Foto: © V.M.Z.
US-Präsident Donald Trump hat mit seinem unberechenbaren Führungsstil und dem Zollstreit die Investoren rund um den Globus massiv verunsichert. Kein Wunder also, dass die Kurse an der Börse daher aktuell hohe Schwankungen aufweisen. Der Börse den Rücken kehren sollten Investoren aber dennoch tunlichst vermeiden, denn oft kommt es anders als man denkt.
An Hickhack waren die zurückliegenden Wochen kaum zu überbieten. Erst verkündete US-Präsident Donald Trump eine Liste von stattlichen Handelszöllen, wenige Tage später zog er die US-Zölle wieder zurück. Warum, bleibt unklar. Verhandlungsgeschick, um die Handelspartner in die Knie zu zwingen und Zugeständnisse zu erwirken? Oder Chaos? Unter dem Strich bleiben erst einmal zehn Prozent auf nahezu alle Einfuhren in die USA und eine riesige Portion Unsicherheit. Wie es nun weitergeht, steht quasi in den Sternen. Offenbar ist Trump nun wieder bereit, die Einfuhrzölle auf chinesische Waren zu senken. Und auch zwischen der Europäischen Union und den USA soll es Gespräche um einen Handelsdeal geben. Möglicherweise werden die Europäer zukünftig mehr Flüssiggas aus den USA importieren, was das Handelsbilanzdefizit der USA mit Europa drücken könnte. Doch irgendeine Art „Basiszoll“ wird wohl bleiben, da Trump die Einnahmen aus den Zöllen wohl auch dazu benötigt, um heimische Steuergeschenke an die Bevölkerung zu finanzieren.
Die Volatilität an der Börse wird bleiben
Nicht nur an der US-Börse löste das Zoll-Hickhack kräftige Kursturbulenzen aus, sondern weltweit. Erst ging es rasant nach unten, dann wieder nach oben, zuletzt tendierte der Markt unter großen Schwankungen seitwärts, und nun wieder aufwärts. Es stellt sich die Frage, was tun? Alles verkaufen, sagen die einen, unbedingt kaufen, die anderen. Ja, was denn nun? Für den Investor und Anleger sind solche Situationen sehr schwierig. Professioneller Rat unabdingbar.
Unabhängig davon, wie es nun konkret im weltweiten Zollstreit weitergeht, die Weltkonjunktur gehört schon jetzt möglicherweise zu den Verlierern. Die ersten Wirtschaftsinstitute haben ihren Ausblick für 2025 reduziert, alles noch in Maßen. Das könnte Spuren am Aktienmarkt hinterlassen, da sich die Kurse mit den neuen Gegebenheiten erst abfinden müssen, aber es gibt auch diverse Unternehmen, die nicht leiden werden und damit weiterhin viele Chancen am Aktienmarkt. Hinzu kommt, dass Donald Trump jederzeit für eine Überraschung gut ist – also auch positive. Die Börse wird auf solche mit schlagartigen Bewegungen reagieren, so wie wir das im April auch gesehen haben. Die Volatilität der Aktien wird also hoch bleiben. Das erfordert starke Nerven.
Langfristig punktet die Börse mit attraktiven Renditeaussichten
Das ist die eine Seite, die andere: Die Börse bietet jenseits allen Chaos auf lange Sicht immer noch große Chancen. Denken Sie nur an das 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket der nächsten Bundesregierung, wovon nicht nur, aber wohl vor allem europäische Aktien profitieren könnten. Auch wenn hier noch viele Fragen offen sind und das Paket mit Leben gefüllt werden muss, am Aktienmarkt hat man es mit großem Zuspruch aufgenommen. Insbesondere Papiere aus der Baubranche – Baustoffe, Baumaschinen und Bauunternehmen – haben sich zuletzt recht robust präsentiert. Vertreter des Baus sehen nach Jahren nach Düsternis Licht am Ende des Tunnels.
Kaufen oder verkaufen? Besser: umschichten oder stark Nachkaufen?
Allein an diesem Beispiel erahnt man, dass es neben „alles verkaufen“ und „alles verkaufen“ möglicherweise einen dritten Weg geben muss, nämlich: Investiert bleiben, abhängig von der individuellen Strategie um dem persönlichen Risikoprofil eventuell umschichten und gegebenenfalls weitere Positionen jetzt kaufen und strategisch aufbauen. Hört sich nicht so schnittig an wie „kaufen“ und „verkaufen“, ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit sinnvoller. Möglicherweise passt man nun das Depot an neue Gegebenheiten an und eines darf man auch nicht vergessen, hieß es vor Monaten noch alles viel zu teuer am Aktienmarkt, was wiederum auch nicht stimmte, da man differenzieren muss, sind nun wirklich viele Schnäppchen am Aktienmarkt zu haben, nach dem Kursrutsch. Auch die eine oder andere Aktie aus dem Tech-Sektor.
Die Börse bietet stets Chancen – auch in herausfordernden Zeiten
Suchen Sie gezielt nach Märkten und Aktien, die Chancen bieten. Wenn etwa die Weltkonjunktur schwächelt, konzentriert man sich eventuell auf inlandsorientierte Unternehmen, die auch vom Zollstreit mit den USA weniger betroffen sind. Das können klassische Industriewerte und Aktien von Unternehmen sein, die Produkte für den Alltag herstellen, das können aber auch Dienstleistungskonzerne und Banken sein. Das sind alles nur Beispiele, die zeigen sollen, dass Anleger und Investoren der Börse weder den Rücken kehren, noch blindlings „alte Lieblinge“ kaufen oder behalten sollten. Die Welt verändert sich, und das nicht erst seit Trump, darauf muss man reagieren – mit Anpassungen und Umschichtungen.
Fakt ist: Der langfristige Vermögensaufbau mit Aktien war nie trivial und wird auch künftig nicht einfacher werden, im Gegenteil.
Marktkommentar von Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln,

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