Lebensversicherer trotzen Corona und sichern Garantien

12.11.2021

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Eine Policen-Direkt-Analyse zeigt: insgesamt hält die Lebensversicherungsbranche den Turbulenzen der Pandemie stand. Die Hälfte der einzelnen Unternehmen ist allerdings nur darauf bedacht, die garantierten Anforderungen zu erfüllen.

Mit Blick auf die gesamte Branche sind 2020 die Garantieanforderungen der 80 Lebensversicherer hierzulande um circa drei Prozent gestiegen. Außerdem zeigt die Studie zur Mindestzuführungsverordnung (MindZV), dass die relevante Finanzstärke als Quote aus den Kapitalerträgen im Verhältnis zu den Aufwendungen für den Rechnungszins im Marktschnitt mit 110,40 % um 3,5 % seit 2020 gesunken ist.

Insgesamt können 33 Lebensversicherer die gesetzlichen Reserven nicht primär bedienen. 44 Unternehmen haben gleichbleibend kleine Spielräume. Erstere müssen dafür Erträge aus Risiko und Verwaltung in die Rechnung einbeziehen. Daher hat letztes Jahr die Signifikanz der Gewinne aus der Verwaltung wieder zugenommen. Kostengünstige Versicherer können nicht nur im Neugeschäft attraktivere Bedingungen anbieten, sondern auch ihre Verpflichtungen leichter erfüllen.

Von den 24 Gesellschaften, die 2019 noch an der 100-Prozent-Marke gescheitert sind, haben 15 ihre Finanzstärke 2020 erhöht. Davon haben sechs nun einen Quotienten von über 100 %, erklärt Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV). Insgesamt haben 34 Versicherer ihre Finanzstärke steigern können, während die Kennzahl bei 46 Unternehmen geringer geworden ist.

Bei insgesamt 44 Gesellschaften (2019: 40) liegt diese Kennzahl bei maximal 105 Prozent. Diese Gesellschaften können die garantierten Leistungen zwar noch sicher finanzieren, mussten die Zuweisungen an die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) jedoch senken. Das wird nicht ohne Auswirkungen auf die Überschussbeteiligungen bleiben.

"Angesichts der Corona-Pandemie ist es positiv, dass sich die Ergebnisse nur wenig zum Vorjahr verändert haben“, erklärt Kühl. „Bei den meisten Lebensversicherern reichen jedoch die Erträge gerade, um die Garantien stabil zu bedienen. Die Zukunft liegt nun dort jedoch überwiegend nicht mehr bei den Garantieprodukten.“

Die Gesamt-Ertragsstärke als eine weitere zentrale Kennzahl aus der Analyse der Pflichtveröffentlichung gemäß §15 MindZV zeigt im Vergleich mit der Finanzstärke an, in welchem Maß eine Quersubventionierung stattfindet. Garantieanforderungen werden so aufgrund der niedrigen Kapitalmarkt-Zinsen durch Risikogewinne gesichert. Auch Biometrie-Versicherer erwirtschaften tendenziell ebenfalls geringere Kapitalerträge und dafür höhere Risikogewinne. Die Gesamt-Ertragsstärke berücksichtigt sämtliche Erträge in der Rechnung und liegt branchenweit bei 135,02 %.  2020 haben es immerhin im Gegensatz zum Vorjahr alle Versicherer geschafft, mit den Verwaltungs- und Risikogewinnen die Anforderungen zu erfüllen. (sh)