LV-Bilanzrating: 6 Versicherer hervorragend
21.10.2025

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Trendwende der Beitragseinnahmen
Die verdienten Bruttobeiträge lagen 2024 bei 90,32 Mrd. Euro (Vorjahr 87,67 Mrd. Euro). Nach drei Jahren in Folge mit rückläufigen Beitragseinnahmen schaffte die Branche damit die Trendumkehr. Angesichts weiter steigender Lebenshaltungskosten, verhaltenen Konjunkturprognosen und politischer Verunsicherung, die sowohl den finanziellen Spielraum als auch die Abschlussbereitschaft für Altersvorsorgeverträge dämpfen, ist diese Entwicklung umso bemerkenswerter. „Die Entwicklung lässt sich primär mit dem Comeback der Einmalbeiträge erklären, begünstigt durch das entspanntere Zinsumfeld sowie höhere Einkommen“ fasst Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report, die Situation zusammen.
33 Gesellschaften (Vorjahr 64) steigerten ihre Beitragseinnahmen nicht, darunter 13 Anbieter im Run-off oder ohne Neugeschäft. 19 Unternehmen lagen mit bis zu drei Prozent nur knapp über dem Vorjahresniveau, weitere 23 Versicherer bauten die Beiträge zwischen fünf und knapp 50 % aus. Eine Sonderrolle nimmt hier die BY die Bayerische ein, denn nach Jahren ohne Neugeschäft ist sie seit Juli 2024 wieder aktiv im Markt.
Relativ betrachtet legte die neu gegründete und erst seit kurzem am Markt agierende Signal Iduna AG am deutlichsten zu und erzielte ein Plus von 46,60 % auf 182,1 Mio. Euro. Dahinter folgen die myLife mit einem Plus von 30,2 % auf 391,0 Mio. Euro, die VPV mit 24,5 % auf 402,2 Mio. Euro sowie die HanseMerkur mit einem Zugang von 20,3 % auf 355,2 Mio. Euro.
In absoluten Zahlen verzeichnete die Allianz den größten Zuwachs und erhöhte die Beitragseinnahmen um 2,53 Mrd. Euro. Mit deutlichem Abstand folgen Generali mit einem Zuwachs von 184,9 Mio. Euro, SV mit 109,1 Mio. Euro, R+V mit 107,4 Mio. Euro und Ergo Vorsorge mit 102,5 Mio. Euro.
Ausblick
Die Perspektive für Deutschlands Lebensversicherer ist nicht frei von Stolpersteinen. Nach Jahren der Niedrigzinsen sorgt das gestiegene Zinsniveau bei Policen als langfristige Spar- und Absicherungsform wieder für mehr Attraktivität. Der zum 1. Januar 2025 auf 1,0 % angehobene Höchstrechnungszins bietet den Versicherern mehr Spielraum bei der Kalkulation garantierter Leistungen und könnte die Produktattraktivität in den kommenden Jahren positiv beeinflussen.
Gleichzeitig stehen als Folge des schnellen Zinsanstiegs noch milliardenschwere stille Lasten in den Büchern. Parallel dazu zieht die Aufsicht die Zügel an, prüft Kundennutzen und Kosten strenger und moniert auffällige Frühstornos. Im Extremfall drohen Eingriffe in den Vertrieb. Auf der Nachfrageseite steht eine alternde Bevölkerung, die nach verlässlichen Lösungen für eine lebenslange Absicherung sucht. Im aktuellen Umfeld sind vor allem Produkte mit Ertragspotenzial gefragt. So ist davon auszugehen, dass fondsgebundene Policen ihre ohnehin schon starke Position im Neugeschäft weiter ausbauen werden. Sie bieten darüber hinaus eine große Auswahl an nachhaltigen Kapitalanlagen, wodurch auch bei jüngeren Verbrauchern gepunktet wird.
Eine zentrale Frage in Zeiten konjunktureller Schwäche, hoher Preise und Rezession lautet: Wie bleibt private Vorsorge für Interessenten attraktiv? „Eine Antwort liegt in schlanken, verständlichen und fair kalkulierten Produkten mit hoher Tarifqualität, die Vertrauen verdienen, statt es nur zu versprechen“, meint Reinhard Klages, Analyst des map-report. (mho)

Assekuranz in unsicheren Zeiten
