Munich Re erhöht die Gewinnerwartung deutlich

05.08.2015

Bei Munich Re läuft es richtig gut. Der weltweit größte Rückversicherer strebt 2015 einen minimalen Gewinn von 3.000 Millionen Euro an. Die Entwicklung beim Erstversicherer ERGO ist wieder positiver.

2015-08-06 (fw/db) Die Munich Re AG hat im 2. Quartal 2015 den Konzerngewinn von 762 auf 1.076 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. Im 1. Halbjahr 2015 stieg auch der Gewinn von 1.703 auf 1.866 Millionen Euro. Das Quartalsergebnis wurde, nach Angaben der Munich Re, von einer zufallsbedingt unterdurchschnittlichen Belastung durch Großschäden und einem sehr guten Kapitalanlageergebnis unterstützt. Für das laufende Jahr erhöht die Munich Re die Gewinn-Prognose auf mindestens 3 Milliarden Euro.

„Mit einem Ergebnis von rund 1,1 Mrd. € können wir auf ein sehr erfolgreiches 2. Quartal zurückblicken. Trotz eines insgesamt weiter unsicheren Umfelds, auch mit Blick auf den Wettbewerb in der Rückversicherung, ist die Ertragskraft unseres Kerngeschäfts nach wie vor bemerkenswert. Immerhin erreichten wir im 1. Halbjahr mit rund 1,9 Mrd. € einen derart hohen Gewinn, dass wir unser Jahresziel von 2,5 bis 3 Mrd. € bei normalen Verlauf des 2. Halbjahrs übertreffen werden. Wir gehen nun davon aus, 2015 einen Gewinn von mindestens 3 Mrd. € zu erzielen. Um unsere Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität auch künftig zu erhalten, werden wir unsere Bemühungen, die Chancen der Digitalisierung konsequent zu nutzen und mit innovativen Konzepten neue Geschäftspotenziale zu erschließen, weiter verstärken“, sagt Vorstandsvorsitzender Nikolaus von Bomhard.

Zusammenfassung der Zahlen des 2. Quartals

Das operative Ergebnis lag im 2. Quartal mit 1.818 (1.137) Millionen Euro deutlich über dem des Vorjahresquartals. Das sonstige nicht operative Ergebnis sank vor allem wegen negativer Währungseinflüsse um 207 Millionen Euro auf -432 (-225) Millionen Euro. Der Aufwand für Ertragssteuern betrug -250 (-92) Millionen Euro. Das Eigenkapital lag trotz der Dividendenzahlung von über 1,29 Milliarden Euro im 2. Quartal in etwa auf dem Niveau zum Jahresende; für den steilen Anstieg im ersten und den starken Rückgang im zweiten Quartal war im Wesentlichen die Entwicklung der Marktzinsen verantwortlich.

Annualisiert lag die risikoadjustierte Eigenkapitalrendite (RoRaC) in den ersten sechs Monaten bei 13,8 Prozent. Auf das gesamte Eigenkapital wurde eine Rendite (RoE) von 11,7 Prozent verdient. Seit der Hauptversammlung Ende April 2015 wurden im Rahmen des im März 2015 angekündigten Aktienrückkaufprogramms bisher Aktien im Wert von rund 156 Millionen Euro zurückgekauft. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen im 2. Quartal um 5,2 Prozent von 11,9 auf 12,5 Milliarden Euro. Bei unveränderten Wechselkursen wäre das Beitragsvolumen im Vergleich zum Vorjahresquartal um -4,7 Prozent gesunken.

Rückversicherung: Ergebnis von 842 Millionen Euro im 2. Quartal

Im Rückversicherungsgeschäft betrug das operative Ergebnis im 2. Quartal 1.435 (845) Millionen Euro. Der Anteil des Geschäftsfelds Rückversicherung am Konzernergebnis belief sich im 2. Quartal auf 842 (629) Mio. €. Von Januar bis Juni steuerte die Rückversicherung 1.510 (1.397) Millionen Euro zum Konzernergebnis bei.

Das versicherungstechnische Ergebnis der Lebensrückversicherung blieb im 2. Quartal infolge einer Reihe unterschiedlicher, nicht miteinander zusammenhängender Einmaleffekte mit 30 (95) Millionen Euro unter den Erwartungen. Demgegenüber lag der Schadenverlauf im US-amerikanischen Todesfallgeschäft wie auch im Invaliditätsgeschäft in Australien im Rahmen der Annahmen.

Die Schaden- und Unfallrückversicherung erzielte im 2. Quartal einen Ergebnisbeitrag von 790 (505) Millionen Euro. Die Schaden-Kosten-Quote lag bei 93,3 (101,4) Prozent der verdienten Nettobeiträge, im 1. Halbjahr bei 92,8 (94,1) Prozent. Da die Schadenmeldungen für die sogenannten Basisschäden früherer Jahre insgesamt weiterhin spürbar unter dem erwarteten Niveau liegen, konnten im 2. Quartal Rückstellungen in Höhe von rund 135 Mio. € aufgelöst werden. Dies entspricht rund 3,1 Prozent-Punkten der Schaden-Kosten-Quote des 2. Quartals. Für das 1. Halbjahr wurden damit Rückstellungen in Höhe von rund 300 Millionen Euro, das sind 3,6 Prozent der verdienten Nettobeiträge, aufgelöst. Auch weiterhin strebt Munich Re an, Rückstellungen für neu auftretende Schäden insgesamt am oberen Rand angemessener Einschätzungsspielräume festzusetzen, so dass spätere Gewinne aus der Auflösung eines Teils dieser Rückstellungen möglich sind.

Die Gesamtbelastung durch Großschäden betrug im 2. Quartal -207 (-617) Millionen Euro, im 1. Halbjahr lag sie bei -462 (-656) Millionen Euro. Die Schäden aus Naturkatastrophen machten im 2. Quartal -21 (-291) Millionen Euro aus, die von Menschen verursachten Großschäden -186 (-326) Millionen Euro, das sind 0,5 Prozent (Naturkatastrophen-Anteil) bzw. 4,3 Prozent (von Menschen verursacht) der verdienten Nettobeiträge. Starke Regenfälle im Norden Chiles verursachten erhebliche Überschwemmungen – hier rechnet Munich Re mit Aufwendungen von -45 Millionen Euro. Der größte von Menschen verursachte Einzelschaden des 2. Quartals betraf mit -50 Millionen Euro ein Feuer in einem Lagerhaus in Südkorea.

Die gebuchten Bruttobeiträge im Geschäftsfeld Rückversicherung stiegen von April bis Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8,3 Prozent auf 7,1 (6,6) Milliarden Euro. Bei unveränderten Wechselkursen wäre der Umsatz um 5,7 Prozent gefallen. Im Segment Lebensrückversicherung stiegen die gebuchten Bruttobeiträge im 2. Quartal um 9,6 Prozent auf 2.704 (2.467) Millionen Euro. Die Beiträge in der Schaden- und Unfallrückversicherung stiegen insgesamt um 7,5 Prozent auf 4.404 (4.097) Millionen Euro. Bei unveränderten Wechselkursen wäre der Umsatz in beiden Rückversicherungs-Segmenten gefallen.

In der Erneuerungsrunde zum 1. Juli 2015 stand hauptsächlich Vertragsgeschäft aus den USA, Australien und Lateinamerika sowie von globalen Kunden mit einem Vorjahresgeschäftsvolumen von 2,3 Milliarden Euro zur Erneuerung an. Der Druck auf Preise und Bedingungen hielt an, insbesondere bei Deckungen von Naturkatastrophen, die in dieser Erneuerungsrunde einen Anteil von rund 20 Prozent hatten. Der Preisrückgang betrug -2,1 (Vorjahreserneuerung 1. Juli 2014: -3,6 Prozent); dies könnte ein erstes Anzeichen für eine Preisstabilisierung sein. Das Prämienvolumen blieb nahezu konstant, da Munich Re zwar auf einzelnen Märkten selektiv Chancen nutzen konnte, aufgrund des Ratendrucks an anderen Stellen aber auch Geschäft aufgegeben hat.

„Dank unseres strikten Zyklusmanagements bleibt unser Portfolio auch nach den Preisrückgängen der vergangenen Erneuerungsrunden profitabel“, sagte Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied von Munich Re.

ERGO: Ergebnis von 219 Millionen Euro im 2. Quartal

Das operative Ergebnis des Geschäftsfelds ERGO Versicherungsgruppe AG für die Monate April bis Juni 2015 stieg auf 361 (257) Millionen Euro. Das Konzernergebnis kletterte im 2. Quartal auf 219 (111) Millionen Euro. Von Januar bis Juni 2015 steuerte das Geschäftsfeld ein Konzernergebnis von 318 (264) Millionen Euro bei.

Die Schaden-Kosten-Quote im Segment Schaden/Unfall Deutschland verbesserte sich im 2. Quartal auf 93,4 (95,3) Prozent; im Segment International verschlechterte sie sich auf 100,4 (97,5) Prozent.

Die gesamten Beitragseinnahmen über alle Sparten hinweg sanken im 2. Quartal um 3,6 Prozent und beliefen sich auf 4.297 (4.458) Millionen Euro; die gebuchten Bruttobeiträge sanken in diesem Zeitraum um 2,9 % auf 3.935 (4.053) Millionen Euro. Im Segment Leben/Gesundheit Deutschland sanken die Bruttobeiträge um 4,9 Prozent auf 2.315 (2.434) Millionen Euro. Im Segment Schaden/Unfall Deutschland lagen sie mit 638 (648) Millionen Euro leicht unter Vorjahresniveau. Im Segment International stiegen sie leicht um 1,1 % auf 982 (971) Millionen Euro.

„Unser Halbjahresergebnis ist sehr gut ausgefallen. Auch wenn sich das nicht einfach aufs Gesamtjahr hochrechnen lässt: Ich bin weiter zuversichtlich, dass wir unser Ergebnisziel für 2015 gut erreichen, wenn wir unsere strikt ertragsorientierte Geschäftspolitik konsequent fortsetzen“, so der noch verantwortliche ERGO Vorstandsvorsitzende Torsten Oletzky.

Kapitalanlageergebnis bei 2,5 Milliarden Euro im 2. Quartal

Der Bestand an Kapitalanlagen zu Marktwerten (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) war mit 236,2 (235,8) Milliarden Euro zum 30.6.2015 im Vergleich zum Jahresende 2014 nahezu unverändert.

Von April bis Juni 2015 stieg das Kapitalanlageergebnis der Gruppe (ohne Kapitalanlagen mit Versicherungsbezug) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,5 Prozent auf 2,5 (2,4) Milliarden Euro. Wertveränderungen von Derivaten wirkten sich im 2. Quartal mit -133 Millionen Euro aus und damit deutlicher weniger negativ als im 1. Quartal 2015 (-706 Millionen Euro). Der Zinsanstieg im 2. Quartal wirkte sich negativ auf Zinsabsicherungsinstrumente aus, während kursbedingt aktienbezogene Derivate im Wert stiegen. Der Saldo von Veräußerungsgewinnen und -verlusten ohne Derivate betrug rund 810 Millionen Euro. Das Kapitalanlageergebnis entspricht insgesamt einer Rendite von 4,1 Prozent.

Die Aktienquote fiel zum 30.6.2015 auf 4,0 Prozent (31.12.2014: 4,3 Prozent), einschließlich aktienbezogener Derivate. Der größte Teil der Kapitalanlagen zu Marktwerten lag mit rund 88 Prozent weiterhin bei festverzinslichen Wertpapieren, Darlehen und kurzfristigen festverzinslichen Anlagen.

Vermögensverwalterin für die Gruppe ist die MEAG. Sie betreute zum 30.6.2015 neben den konzerneigenen Kapitalanlagen Spezial- und Publikumsfonds im Wert von 14,3 (13,9) Milliarden Euro.

Ausblick 2015: Neues Konzernziel sind mindestens 3 Milliarden Euro Gewinn

Im 1. Halbjahr ergaben sich in den einzelnen Berichtssegmenten Abweichungen von den erwarteten Ergebnissen, die sich auch im Jahresergebnis niederschlagen – so etwa wegen der naturgemäß auftretenden Schwankungen beim Großschadenanfall oder beim Kapitalanlageergebnis. Entsprechend passt Munich Re ihre Erwartungen im Vergleich zu den Angaben des im Mai 2015 veröffentlichten Quartalsberichts für 2015 wie folgt an:

In der Schaden- und Unfallrückversicherung strebt Munich Re 2015 nunmehr eine Schaden-Kosten-Quote von rund 96 Prozent der verdienten Nettobeiträge an. Das Konzernergebnis in der Rückversicherung sollte 2015 bei mindestens 2,5 Milliarden Euro (bisher: mindestens Milliarden Euro) liegen.

Für die Schaden- und Unfallerstversicherung der ERGO wird eine Schaden-Kosten-Quote von 95 Prozent nach bisher 93 Prozent (Deutschland) bzw. 99 93 Prozent nach bisher 97 93 Prozent (International) erwartet.

In der Lebensrückversicherung rechnet Munich Re inzwischen mit einem versicherungstechnischen Ergebnis von rund 300–350 Millionen Euro, nachdem der Geschäftsverlauf im 1. Halbjahr unter den Erwartungen lag. Für künftige Geschäftsjahre wird wieder ein versicherungstechnisches Ergebnis von etwa 400 Millionen Euro erwartet.

Munich Re rechnet jetzt mit einer Rendite auf Kapitalanlagen von 3,3 93 Prozent (bisher: mindestens 3 93 Prozent). Vorbehaltlich des Großschadenverlaufs und der Gewinn- und Verlustauswirkungen gravierender Währungskurs- oder Kapitalmarktbewegungen, signifikanter Änderungen der steuerlichen Rahmenbedingungen und anderer Sondereffekte strebt Munich Re inzwischen ein Konzernergebnis von mindestens 3 Milliarden Euro an; damit würde die Gruppe ihre bisher als Ziel genannte Gewinnspanne von 2,5 bis 3,0 93 Prozent übertreffen.

Dietmar Braun