Partner für ein ganzes Leben – der Kongress Zukunftsmarkt Altersvorsorge in Berlin

02.04.2024

Fotos: © MCC

Die chronische Unterfinanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung lehrt den jüngeren Generationen das Fürchten. Babyboomer stehen oftmals vor Altersrenten, welche lediglich kleine Sprünge zulassen. Die jüngste Rentenreform zielte abermals zu kurz. In diesem Umfeld gab der 25. Kongress Zukunftsmarkt Altersvorsorge am 19. und 20.03.2024 in Berlin eine Orientierung in den gravierenden Fragen zur gesetzlichen Rente sowie zu betrieblichen und privaten Vorsorgemodellen. Vertreter aus der Politik, Sozialversicherung und Wirtschaft diskutierten mit den Entscheidern der Lebensversicherer über die zukünftigen Lösungsmöglichkeiten.

Die Renten sind sicher, nur deren Höhe nicht. Rund 70 Jahre folgte Reform auf Reform. Trotz anderslautenden Politikaussagen lässt sich die Mathematik nicht umgehen. Lange Pensionszeiten, stetiger Geburtenrückgang, geringe Zuwanderung an Arbeitskräften sowie Sondereinflüsse wie z. B. Wiedervereinigung oder Finanzkrisen lasten auf den Rentenkassen. Statt auf Big-Bang-Lösungen setzt man auf sanfte Anpassungen zur gesetzlichen Altersversorgung. Ein konstantes Rentenniveau bedingt steigende Rentenbeiträge und spätere Eintrittsalter in eine Rentenzeit. Laut Rentenpaket II soll das frisch konzipierte Generationenkapital die Auswirkungen aus dem weiter fortgeschriebenen Rentenniveau abfedern. Dafür wird die bisherige Haltelinie für Rentenbeiträge nicht verlängert. Nach stabilen Beitragsjahren steigen jetzt die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Auf der Einnahmenseite verzeichnen die Sozialkassen ein Plus in Folge branchenweiter Gehaltssteigerungen. Die Politik goutiert diese Mehreinnahmen mit Zuschusssenkungen zulasten der gesetzlichen Rentenkasse.

Unverhofft kommt selten oft

Die bestprognostizierte Herausforderung zur gesetzlichen Rentenversicherung ist der Alterungsschub bis ins Jahr 2045. Babyboomer und Genrationen X gelangen in das Pensionsalter und sorgen für massive Sprengkraft in der Rentenkasse, sofern das Rentenniveau konstant bleibt. Eine deutliche Verarmung vieler Rentner in den Neuen Bundesländern zeichnet sich bereits heute ab. Ohne eine Eigenvorsorge über betriebliche und private Lösungen zur Altersabsicherung ziehen dunkle Wolken auf. Zahlungen aus dem gesetzlichen Rentensystem reichen für etliche Empfänger kaum aus und die Situation verschärft sich zusehends. Versicherte wähnen sich in trügerischer Sicherheit, denn die gesetzliche Rentenhöhe ist nicht von Dauer. Die Politik steckt zwischen unpopulären Rentenreformen und Wählergunstverlusten fest. Die private Vorsorge erscheint unumgänglich.

Altersvorsorge privat lösen

Steuerliche Förderungen für die privaten Altersabsicherungen sind rar. Die geförderte Riester-Rente hat den Ruf, bürokratisch und kompliziert zu sein. Die Politik plant deshalb spürbare Erleichterungen, um Riestern im Wettbewerb mit anderen Altersvorsorgen zu stärken. Dabei stehen Rentenleistungen im Fokus. Biometrie-Risiken wie z. B. bei Ableben oder Erwerbsunfähigkeit werden nicht präferiert. Vielmehr soll eine flexiblere Verwendung der Riester-Leistung diesen Vorsorgeweg attraktiver gestalten. In dem Punkt Besteuerung sind hingegen keine bedeutenden Entlastungen vorgesehen. Langlebigkeit und variantenreiche Berufsbiografien der Versicherten treiben die Versicherungsbranche um. Hier bewähren sich fondsgebundene Produkte, die jedoch Versicherte strategisch herausfordern. Die Mischung von Aktien, Anleihen und Liquidität verändert sich mit dem Alter und einem nahenden Renteneintritt. Spezielle Anbieter wollen Kunden und Vermittler in den Kapitalanlageentscheidungen unterstützen. Die gesetzlichen Beratungspflichten zwingen Vermittlern die Entwicklung individueller Anlagestrategien für ihre Kunden nebst Auszahlungskonzepte für eine Rentenzeit auf. Potenzial und Bedarf wachsen, zumal Langlebigkeit mittlerweile zu einem existenziellen Risiko avanciert.

Schub für Betriebsrenten

Die Sozialpartnermodelle bleiben hinter den hohen Erwartungen zurück. Die Politik diskutiert deshalb über Maßnahmen für mehr Attraktivität und verbesserte Vorsorgezugänge. Ob es die Sozialpartner beflügelt, ist ungewiss. Die betriebliche Altersversorgung, oder kürzer bAV, erhält in den anderen Durchführungswegen mehr Zuspruch von Unternehmen. Die Pensionsfonds stehen dabei hoch in der Arbeitgebergunst. Die bAV nimmt für die Politik und Lebensversicherer einen hohen Stellenwert ein. Kritische Stimmen wünschen sich weniger Komplexität und zusätzliche Förderungen zugunsten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Trotz der Widrigkeiten prognostizieren die Referenten für die bAV ein stabiles oder sogar dynamisches Wachstum.

Ausgezeichnete bAV-Lösungen

Ein wichtiger Teil der MCC-Veranstaltung ist der Deutsche bAV-Preis. Zum elften Mal kürte der Deutsche bAV-Preis die innovativsten und kreativsten Projekte in der bAV. In zwei Kategorien, den Großunternehmen sowie den kleinen und mittleren Unternehmen, erhielten diesmal sieben deutsche Arbeitgeber eine Auszeichnung für ihre bAV-Versorgungsstrategien. Die festliche Abendveranstaltung über den Dächern Berlins war eine weitere gute Gelegenheit für einen Austausch mit anderen Veranstaltungsteilnehmern. (gg)