Rohstoffe gehören zur Diversifikation
03.11.2025

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Eine Branche, die im Gesamtanlagepaket oft ein Stiefmütterchen-Dasein führt, sind die Rohstoffe. Wenn überhaupt, beschäftigt sich der Anleger mit dem Ölpreis oder mit den Edelmetallen. Aktuell werden wir auch auf andere Rohstoffe aufmerksam: Seltene Erden.
Die Edelmetalle sind derzeit wegen ihrer Kurssteigerungen in den Fokus der Anleger geraten, wobei die Zeitungen über den fünfprozentigen Einbruch am 21.Oktober deutlich mehr berichtet haben als von der Kursverdoppelung seit Anfang 2024. Ein Zeichen, dass die Rallye noch nicht am Ende ist, zumal die Gründe für den Anstieg nicht nur weiter bestehen, sondern sich auch noch verschärfen. Silber wurde von den USA als „kritisches Metall“ eingestuft. Wenn die Nachfrage aus der Industrie nach dem „weißen Gold“ weiter anzieht, könnten auch hier Engpässe entstehen. Dann wird aus dem „nice to have“ ein „must have“. Zu guter Letzt hat Indien Silber als Sicherheit für Kredite von Privaten erlaubt.
Ein weiterer Preissteigerungskandidat ist Kupfer. Vor allem für Strom- und Telefonnetzen bis hin zu Verteidigungssystemen ist Kupfer unverzichtbar. Obwohl der Preis in den letzten fünf Jahren um über 50 Prozent gestiegen ist, liegt dieser Preis von ca. 11.100 US-Dollar pro Tonne noch immer unter den erforderlichen 15.000 DU-Dollar die eine Investition in eine neue Kupfermine rechtfertigen. Daher sind seit Jahren kaum Gelder in die Suche und Entwicklung von neuen Minen geflossen. Sowohl weitere Preissteigerungen als auch noch höhere Abhängigkeiten von ausländischen Anbietern sind sehr wahrscheinlich. Daher sind auch Kupferminen interessant. Einer der führenden Anbieter ist z. B. die amerikanische Freeport McMoran.
Aber auch die Preise der Rohstoffe für Lebensmittel steigen kontinuierlich. So sind zum Beispiel Kaffee, Kakao oder Lebendrind um über 100 Prozent gestiegen. Nur Zucker hat sich verbilligt. In den Geschäften steigen die Preise schon recht lange oder die Inflation erfolgt über die Reduzierung des Inhalts statt über Preiserhöhungen. Oder die Discounter machen beides. Oder aber: beispielsweise der Weizenpreis hat sich seit dem Corona-Hype schon wieder halbiert. Aber Brot und Brötchen bleiben trotzdem teuer.
Auch sonstige Rohstoffe wie Aluminium, Platinum oder Zinn haben sich deutlich verteuert. Blei und Zink nur moderat. Einziger Lichtblick bei der Berechnung der Zuwachsrate für die Inflation sind die Energiepreise, verbunden mit einem schwächelnden US-Dollar. Die Auswirkungen könnten noch positiver sein, wenn nicht die CO2-Emissionsrechte sich schon im laufenden Jahr um 17 Prozent erhöht hätten. Den negativen Swing werden wir dann ab 2027 erleben. Der Benzinpreis wird sich dann um ca. 20 Cent erhöhen. Das Öl bewegt sich zwar noch immer im Abwärtstrend. Der Anstieg seit 20. Oktober mag schon den Beginn einer Bodenbildung darstellen. Danach könnte der Ölpreis wieder kräftig steigen, zumal dann, wenn die Regierungen mit ihren Programmen versuchen die Wirtschaft wieder ankurbeln. Preise zwischen 80 und 90 Dollar würden die Inflation noch mehr anheizen. Von alten Höchstkursen bei 130 Dollar ganz zu schweigen. Die Prognose einer zurückgehenden Inflation würde dann als Märchenstunde abgetan werden.
Für die Aktien bleibt die „Gretchen-Frage“: Wie entwickeln sich in diesem Umfeld die langfristigen Zinsen, vor allem die zehnjährigen. Sollten sie in USA über fünf Prozent (derzeit vier Prozent) und Deutschland über 3,5 Prozent (derzeit 2,62 Prozent) steigen, wäre dies ein lautes Alarmsignal für die Wirtschaft und damit für Aktien und den Immobilienmarkt. Die Aktien, vor allem in USA, wären bei einer Rezession zu teuer, denn die Gewinnprognosen müssten deutlich reduziert werden und damit wäre das KGV viel zu hoch, weil die Börse ja fallende Zinsen eingepreist haben. Außerdem müsste das zugestandene KGV bei steigenden Renditen sowieso deutlich zurückgenommen werden. Zudem hat die Höhe der auf Kredit gekauften Aktien mit 1,06 Billionen ein neues Rekordhoch erreicht, was die Volatilität erfahrungsgemäß erhöht.
Zinsen für Staatsanleihen über den genannten Marken würden die Häusermärkte von zwei Seiten tangieren. Zum einen würden die Neubau-Zahlen noch mehr einbrechen (Baukredite dann über sechs Prozent) und zum anderen könnten viele Hausbesitzer, die in den letzten zehn bis 15 Jahren zu Minizinsen gebaut und finanziert haben, die hohen Zinsen bei Prolongation oft nicht mehr bedienen. Steigende Notverkäufe wären die Folge. Dann würde das „Zahnrad“ der Finanzmärkte einen weiteren Bereich in die Bredouille bringen: Die Banken! Bei dem Gedanken wird mir mulmig. Ich erinnere mich noch an 2008. Erst wackelten kleine Regionalbanken. Und dann die Großen. Dann kam die Phase, da hat die Deutsche Bank der Commerzbank kein Geld mehr geliehen, die Sparkassen nicht den Volksbanken und umgekehrt. Auch international wollten alle nur überleben. Etliche haben es dann nur mit Staatshilfen geschafft.
Schlussendlich komme ich damit auf Gold als Vermögenssicherung zurück. Ein Anteil von 20 Prozent ist noch immer mehr als vertretbar. Der starke Anstieg bis Oktober hatte zur Folge, dass der Goldanteil der Kunden weit über 30 Prozent gestiegen war. Durch die Realisierung von kräftigen Gewinnen wurde der Anteil wieder unter die 20 Prozent-Grenze gebracht (an Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden). Die derzeitige Konsolidierung könnte noch etwas andauern, da Spekulanten, Trendfolger und ein kleiner Short-Squeeze die Preise kräftig nach oben getrieben haben. Tiefere Kurse sollte der Anleger zum Wiedereinstieg nutzen. Mit Newmont wurden die letzten Verkäufe (78 Euro) schon wieder zurückgekauft (65 Euro).

Ein Beitrag von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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