Schöne neue Versicherungswelt

18.09.2023

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Branchenaufsicht, Demografie, IT-Anforderungen, Neurisiken, Regulatorik usw.: Die Anforderungen an die Versicherungsbranche wachsen. Der MCC Kongress Insurance Today and Tomorrow bietet Vorständen und anderen Entscheidern im Versicherungsmanagement die notwendige Orientierung, um sich den kommenden Herausforderungen zu stellen. Zum 19. Mal trafen sich die Teilnehmer am 14. und 15.09.2023 in Düsseldorf und diskutierten über die Zukunftsthemen der Versicherungswelt.  

Vom kleinen Problem in die Krise

Die Gefahren für Privathaushalte, Unternehmen, Vermittler und Versicherer weiten sich aus. Cyber-Angriffe, Datenschutzverletzungen, Fachkräftemangel, Inflation, Groß- und Massenschäden, Klima, Kapitalmarktrisiken sowie noch unbekannte Risiken erfordern ein passendes Risikomanagement. Es bedarf moderner Abläufe, die jenseits von Hierarchien funktionieren müssen. Nicht nur das BaFin erkennt noch viel Luft nach oben. Ein enorm wichtiger Faktor sind die Mitarbeiter im Unternehmen, die zumeist die ersten Anzeichen für aufkommende kritische Situationen bemerken. Sodann ist von der Erstmeldung bis zur Risikolösung Tempo gefragt, um die entstehende Bedrohung abzuwenden. Cyber-Attacken oder auch Beschwerden bspw. bedürfen schneller Aufmerksamkeit und passgenauer Reaktionen.

Gute Zinsen, schlechte Zinsen

Sinkende, steigende oder volatile Zinsverläufe stellen Versicherer als Kapitalmarktteilnehmer vor wechselnden Herausforderungen. Hohe Zinsen sollten Versicherungskunden und die Versicherer erfreuen. Allerdings sorgt ein Zinswachstum bspw. für signifikante stille Lasten im Finanzbereich. Gerade Versicherer richten in Veränderungsphasen u.a. Risikomanagement, Liquiditätssteuerung und Kapitalanlagestrategien neu aus. Inflation und Zinsentwicklung verändern ebenso die Produktwelt, Versicherungstarife und mitunter Anforderungen an die Mitarbeiter. Jede Zinsveränderung verändert die Versicherer in den Strukturen.

Nachhaltigkeit ist immer und überall

ESG durchzieht die Versicherungswirtschaft sowie alle anderen Branchen und Wirtschaftsbereiche. Das Kürzel steht für Environmental Social Governance oder zu Deutsch: für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Unter dem Schlagwort Nachhaltigkeit stellen die Unternehmen ihre Abläufe, Angebote und Ausrichtungen auf den Kopf. Die Umsetzung bleibt ein langwieriger Prozess, der die Wertschöpfungskette vom Versicherungsprodukt über Vertrieb, Betrieb und Kapitalanlagen bis in die Schaden- und Leistungsbereiche transformiert. Nachhaltigkeit mal etwas anders bietet die Retail Investment Strategy, kurz RIS, welche als europäische Richtlinie jüngst für einen Schlagabtausch in der Branche rund um das Provisionsverbot sorgte. Noch nicht so stark im Blickfeld sind die Regeln für die Kapitalanlagen. Für Lebensversicherer ist ein realer Kundennutzen der neue Gradmesser für die Produktentwicklungen. Traumhochrechnungen, zu niedrige Renditen und ungünstige Rentenfaktoren sind alsbald Geschichte. Einige Anbieter verrenten das angesparte Kapital bspw. mit Faktoren, sodass die Summe der Rentenzahlungen die Kapitalanlagesumme erst in einem Lebensalter zwischen 100 und 150 Jahren übersteigt. Dieses wäre künftig mit fehlendem Kundennutzen zu beanstanden. Sollte sich ein Provisionsverbot doch noch durchsetzen, errechnet eine Studie 1,8% Mehrrendite für die Kunden pro Jahr. Die dafür erforderliche Beratungsqualität und anderweitige Vergütungen wie z.B. Honorare betrachtet die Studie zwar nicht, dennoch sind die Auswirkungen bei Vertragsdauern einer Lebensversicherung über 20, 30 und mehr Jahren beachtlich.

Lost in digital transformation

Die Versicherungswirtschaft befindet sich bereits über viele Jahrzehnten im technologischen Wandel. Automatisierungen mit abgesicherter Cloud-Technologie, weiterentwickelten Chatbots, künstlicher Intelligenz, kurz KI, und dem Metaverse halten weiter Einzug. Die Realität bleibt hinter den oft hohen Erwartungen zurück. Über die Umsetzbarkeit neuer Technologie wie bspw. vielen Ideen zur KI gehen die Referentenansichten auseinander. Einigkeit besteht beim zunehmenden Fachkräftemangel, der Modernisierungen notwendig macht. Künftig sollen Mitarbeiter möglichst von allen Routinen befreit sein, was die Arbeitsplatzanforderungen stark erhöhen wird. Die anhaltend hohe Inflation entpuppt sich als wichtiger Faktor in IT-Projekten. Ein zügiges Umsetzungstempo sorgt für niedrigere Kosten. Im Trend ist die Modernisierung der Leistungsbereiche. Dunkelverarbeitung, Regulierungstempo und Schadenkommunikation stehen im Mittelpunkt vieler IT-Entwicklungen. Auch hier spielt die Inflation eine Rolle, da mit dem Regulierungszeitbedarf die Schadenaufwendungen inflationsbedingt steigen. Diese Inflationseffekte gilt es zu neutralisieren. Weiterhin bleibt Technologie im Neugeschäft enorm wichtig. Bspw. könnten Mobilitätsabsicherungen mit den Fahrzeugkäufen und deren Finanzierungen wie Kauf, Leasing oder Miete digital fest verknüpft werden. Trotz recht hohem Entwicklungstempo mahnen die Referenten, in Projekten bis zur Einsatzfähigkeit einer IT-Lösung Geduld zu bewahren. 

20. MCC Kongress Insurance Today and Tomorrow

Im kommenden Jahr plant der Veranstalter den Kongress Insurance Today and Tomorrow mit dem runden Jubiläum in München. Für Entscheider in der Versicherungswirtschaft gehören die beiden Tage mit richtungsweisenden Vorträgen und viel Raum für einen persönlichen Austausch mit den Teilnehmern zu den Pflichtterminen in 2024. Nähere Informationen hier. (gg)

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