Trotz allem: vorsichtiger Optimismus

06.05.2025

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Noch ist der Regierungswechsel in Berlin nicht vollzogen, Friedrich Merz ist bei der Kanzlerwahl im ersten Durchgang durchgefallen. Deutschlands neue Koalition aus Union und SPD hat zwar in den letzten Tagen jede Menge Hoffnung verbreitet, doch der chaotische und für die deutsche Geschichte einmaliger Ausgang der Kanzlerfindung dürfte für gewisse Dämpfer sorgen.

Eine der größten Herausforderungen für einen potenziellen Bundeskanzler Merz und der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche: Lösungen entwickeln, um die deutsche Wirtschaft nachhaltig aus dem Krisenmodus zu führen. Nach zwei Jahren der Rezession verzeichnete die Wirtschaft im ersten Quartal dieses Jahres lediglich ein geringes Wachstum von 0,2 % (im Vergleich zum Vorquartal), bedingt durch Konsum und Investitionen.

Die Aussichten für die bedeutenden Exportbranchen in Deutschland sind jedoch alles andere als rosig - nicht zuletzt aufgrund der Zollpolitik von US-Präsident Trump. Europas größte Volkswirtschaft droht ein drittes Jahr ohne Wachstum in Folge. Unternehmen fordern Entlastungen, niedrigere Steuern, geringere Energiekosten und weniger Bürokratie. Im Koalitionsvertrag sind entsprechende Maßnahmen geplant. Die Vision von Union und SPD ist ambitioniert: Ein Investitionsbooster und Steuersenkungen sollen die Wirtschaft aus der Krise führen. Betriebe sollen in den kommenden Jahren einen höheren Prozentsatz ihrer Investitionskosten steuerlich abschreiben können. Zudem ist eine Senkung der Körperschaftssteuer sowie Entlastungen bei den Energiepreisen vorgesehen.

Für energieintensive Unternehmen soll ein günstigerer Industriestrompreis gelten, und die neue Koalition plant, die Bürokratiekosten zu senken. Wirtschaftsinstitute schätzen, dass die Maßnahmen der Bundesregierung die Unternehmen um Milliarden entlasten könnten. Allerdings ist eine konsequente Umsetzung der im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen erforderlich. Der Mittelstand blickt mit vorsichtigem Optimismus auf die Kanzlerschaft von Merz. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft bleibt der von US-Präsident Donald Trump initiierte Zollstreit eine Herausforderung. In den USA sind weitere Zölle in Kraft getreten, die insbesondere die Autoindustrie belasten. Dennoch herrscht am Aktienmarkt Hoffnung, dass sich der Zollstreit bald beruhigt. (sg)