Versicherer warnen vor hohen Schäden durch Phantomfrachtführer

14.10.2025

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Die deutschen Transportversicherer verzeichnen einen deutlichen Anstieg betrügerischer Frachtaufträge: In den ersten sieben Monaten des Jahres 2025 wurden bereits 88 Fälle sogenannter Phantomfrachtführer registriert – so viele wie im gesamten Vorjahr. „Die Täter erbeuten mit dieser Masche inzwischen fast 200.000 Euro pro Fall“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Das bedeutet: Alle drei Tage verschwindet in Deutschland eine komplette Lkw-Ladung – im Gegenwert von rund 18 Millionen Euro allein im bisherigen Jahresverlauf.“

Die Täter agieren arbeitsteilig und digital versiert: Sie gründen Scheinfirmen, kapern Benutzerkonten auf Frachtenbörsen oder nutzen gestohlene Identitäten real existierender Transportunternehmen. Manipulierte Kontaktdaten – etwa durch den Tausch von Domain-Endungen wie „.de“ in „.com“ – reichen häufig aus, um sich Aufträge zu erschleichen. Ist der Auftrag erteilt, holen die Täter die Ware wie vereinbart ab – und verschwinden damit spurlos. Besonders betroffen sind hochwertige Güter wie Elektronik und Fahrzeugteile, aber auch alltägliche Waren wie Gartenmöbel, Textilien oder Milchprodukte.

Die Schäden pro Fall haben sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht – von durchschnittlich 130.000 auf fast 200.000 Euro. Der Anstieg der durchschnittlichen Schadenssummen verdeutlicht die zunehmende Professionalität der Täter und die wachsenden Risiken für die Auftraggeberseite. „Phantomfrachtführer sind ein wachsendes Risiko für Lieferketten und verursachen hohe Schäden“, so Asmussen.

Um sich vor Phantomfrachtführern zu schützen, empfehlen Versicherer höchste Sorgfalt bei der Auswahl von Subunternehmern. Handelsregisterauszüge, Adressdaten und Identitätsnachweise sollten gründlich geprüft und verifiziert werden. Der GDV hat hierzu bereits konkrete Präventionstipps veröffentlicht. Diese werden angesichts neuer Angriffsmuster wie dem Kapern von Benutzerkonten auf Frachtenbörsen derzeit um weitere Prüfmechanismen ergänzt, die eine Täuschung durch digital manipulierte Identitäten erschweren.

Ladungsdiebstahl ist längst kein Randphänomen mehr. Nach Schätzungen mehrerer Wirtschaftsverbände unter Beteiligung des GDV werden in Deutschland jährlich fast 26.000 Lkw-Ladungen gestohlen. Das bedeutet statistisch: alle 20 Minuten ein neuer Fall. Die direkten Warenschäden belaufen sich auf rund 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Weitere 900 Millionen Euro entstehen durch Folgeschäden – etwa durch Konventionalstrafen, Umsatzeinbußen oder Produktionsausfälle. (mho)

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