Wachstumszahlen mit Licht und Schatten

30.07.2025

Dr. Johannes Mayr - Foto: Copyright E&W Vermögensmanagement

Die US-Wirtschaftsleistung hat im zweiten Quartal 2025 – nach dem Rücksetzer zu Jahresbeginn – wie erwartet wieder zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg annualisiert sogar um 3% zum Vorquartal.

Verantwortlich für den deutlichen Anstieg war aber ein Rückprall bei den Importen, nachdem diese im Vorquartal – in Erwartung der Zollanhebungen – stark gestiegen waren und das Wachstum damit rechnerisch gebremst hatten. Das für die Konjunkturaussichten relevantere Ergebnis zur inländischen Endnachfrage fiel mit +1,2% verhalten aus. Konsum- und Investitionstätigkeit enttäuschten dabei etwas. Anzeichen für einen wirtschaftlichen Absturz gibt es aber nicht. Der Rückgang der Bauinvestitionen dürfte allerdings den politischen Druck auf die FED erhöhen, die Finanzierungskosten zu senken, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.        

Das Bruttoinlandsprodukt in den USA ist im zweiten Quartal 2025 3% zum Vorquartal gestiegen (Q1: -0,5%, jeweils annualisiert). Damit ist die Wirtschaftsentwicklung wieder stärker ausgefallen als im Euro-Raum (+0,1%). Verantwortlich für den deutlichen Anstieg im zweiten Quartal war ein Rückprall bei den Importen, nachdem diese im Vorquartal – in Erwartung der Zollanhebungen – stark gestiegen waren und das Wachstum damit rechnerisch gebremst hatten. Im zweiten Quartal sanken die Importe wieder um 30%. Gleichzeitig sanken zwar auch die Exporte leicht. Rechnerisch hat der Außenhandel damit aber das US-BIP um fast 5% angeschoben. Die öffentlichen Ausgaben stagnierten (+0,4%). Die für die Stärke der Konjunktur aussagekräftigere private Endnachfrage – die Summe aus privatem Verbrauch und Investitionen – fiel mit +1,2% verhaltener als im Vorquartal aus. Die Dynamik der privaten Konsumausgaben hat sich mit +1,4% im Vergleich zu den Vorjahren in etwa halbiert. Vor allem aber enttäuschten die Unternehmensinvestitionen. Dabei steigerten die Unternehmen zwar ihre Ausrüstungsinvestitionen (+4,8%) und die Software-Investitionen wieder deutlich (+6,4%). Bau- und Lagerinvestitionen sanken aber spürbar.

Aussichten für Anleger

Insgesamt bringen die Daten zum US-BIP im zweiten Quartal für Anleger Licht und Schatten. Anzeichen für einen wirtschaftlichen Absturz gibt es nach wie vor nicht. Die US-Konjunktur ist weiterhin stabil. Klar ist aber, dass sich die Dynamik seit dem Amtsantritt von Donald Trump verlangsamt hat. Die erratische Politik erzeugt also Bremsspuren, vor allem im Konsum. Positiv ist, dass die Unternehmen in den besonders zukunftsträchtigen Bereichen weiter kräftig investieren, trotz hoher politischer Unsicherheit. Das spricht perspektivisch für eine anhaltende Dominanz der großen Wachstumstrends und Geschäftsmodelle in den Bereichen Digitalwirtschaft und Pharma. Der erneute Rückgang der Bauinvestitionen liefert US-Präsident Trump allerdings weitere Argumente, den Druck auf die FED zu erhöhen, die Zinsen rasch zu senken. Dem sollte die FED vor allem kurzfristig nicht nachgeben. An ihrer Reaktion hängt zunehmend auch die Attraktivität des Dollars.