Wirksamer Schutz vor Inflationsanstieg

27.08.2021

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Das Inflationsgespenst zieht seine Kreise. Ein vielschichtiges Thema, das für lange Zeit nahezu verschwunden schien. Die Preisspirale könnte sich nun, ausgelöst auch durch die Maßnahmen der Notenbanken rund um den Globus zur Eindämmung der Pandemie, weiterdrehen. Mit Nachwirkungen insbesondere für die Rentenmärkte. Inflationsindexierte Anleihen bieten einen geeigneten Schutz gegen die Inflation.

Schlagzeilen wie „Steigende Inflation muss sorgsam beobachtet werden“ oder auch „Kommt eine neue Ära der Inflation?“ geben in der Presselandschaft den Ton an. Kaum ein anderes Thema ist derart präsent. Und treibt die Gemüter um. y jenseits der 2 % p. a. werden prognostiziert. Mehr noch. Einer Umfrage der Bank of America zufolge haben sich die Risikowahrnehmungen von Vermögensverwaltern auf dem Globus deutlich verändert. Nicht mehr das abklingende Corona-Virus wird sozusagen als Hauptbedrohung mit dem größten Risikopotenzial für die Finanzmärkte wahrgenommen, vielmehr wird die Inflation und deren künftiger Verlauf als Marktrisiko Nummer eins angesehen. Dabei schien die Preissteigerung doch nahezu besiegt – zumindest seit den 2000er Jahren.

In den vergangenen zehn Jahren hat die Preissteigerung hierzulande nicht ein einziges Mal die Marke von 2 % überwunden. Insofern ist es fast schon verblüffend, dass es unterschwellig eine Angst gibt, die wenig bis nichts mit der Welt zu tun hat(te), in der wir bis dato lebten. „Die Hauptsorge der Märkte ist gegenwärtig, dass dieses Inflationsrisiko nicht nur vorübergehend besteht, sondern ein größeres strukturelles Problem beinhaltet. Daher ist der Wunsch nach strategischem ‚Inflationsschutz‘ gerade für Anleger, deren Verpflichtungsseite stark mit der Inflationsseite schwankt, von fundamentaler Bedeutung. Inflationsindexierte Anleihen bieten als einzige Vermögensanlage (auf lange Sicht) eine fast perfekte, direkte Absicherung gegen Inflation“, bemerkt Werner Krämer, Geschäftsführer & Economic Analyst bei Lazard Asset Management Deutschland. Sehr interessante Aspekte sind in diesem Kontext die Frage nach der Multikausalität und des Zeitfaktors. Alles nur vorübergehend? Fakt ist, die Weltgemeinschaft musste noch nie so massiv gegen einen volkswirtschaftlichen Absturz ankämpfen, wie in den vergangenen 15 Monaten. Die Zentralbanken haben innerhalb von wenigen Monaten Billionen US-Dollar in den Kapitalmarkt und die Realwirtschaft gepumpt. Zum einen steigen die Preise von Vermögensverwerten auf neue Rekordstände, zum anderen steigen die Lebenshaltungskosten. Zudem gibt es Sondereffekte wie die CO2-Abgabe und die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung. Nicht zu vernachlässigen wirken Anstiege der Rohstoffpreise. So notiert der Ölpreis gegenwärtig bei 75 US-Dollar.

Bremsspuren an den Rentenmärkten

Höhere Inflationserwartungen hinterlassen signifikante Spuren an den Rentenmärkten. Kursrückgänge sind zu befürchten. Auch die Erwartungshaltung vieler Marktteilnehmer, dass die Notenbanken mittelfristig die Liquidität aus den Märkten abzieht, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden, kommt für die Rentenmärkte erschwerend hinzu. Investoren, die ihre Anlagen entsprechend inflationssicher machen wollen, stehen demzufolge vor keiner leichten Aufgabe. Was gilt es zu tun für Anleiheinvestoren? Das Thema Inflationsschutz sollte wieder mehr in den Fokus der Analyse treten. „Inflationsindexierten Anleihen liegt das Ziel zugrunde, die Kaufkraft der Anleihen durch eine direkte Kopplung der Erträge an die Inflation während der gesamten Laufzeit zu sichern.

Linker beinhalten daher zwei Formen der Vergütung: den zu Beginn der Laufzeit fixierten Realzins und zusätzlich einen Ausgleich für den Kaufkraftschwund, der sowohl die Kuponzahlungen als auch den Nominalbetrag der Anleihe schützt“, erläutert Geschäftsführer Krämer. Auch aus Performanceaspekten sind „Inflation Linked Bonds“ einen Blick wert, wie ihre Wertentwicklung insbesondere in den vergangenen Monaten belegt. Dr. Sönke J. Siemßen, Head of Client Portfolio Management bei Nomura Asset Management Europe, analysierte jüngst das Segment und zeigt sich auch für die Zukunft positiv gestimmt. „Inflationsindexierte Anleihen (ILB – Inflation Linked Bonds) haben sich seit Jahresanfang deutlich besser entwickelt als ihre nominalen Pendants. Der Welt-Index von Bloomberg Barclays erzielte (Stand 31.05.2021) einen Wertzuwachs von +0,8 %, während die Staatsanleihen von Deutschland und den USA 3,2 bzw. 3,5 % verlieren. Selbst die von Spreadeinengungen profitierenden Unternehmensanleihen bleiben dahinter zurück. Damit konnten Anleger mit einer Investition in den globalen ILB-Markt sowohl gegenüber den globalen nominal gehandelten Rentenmärkten als auch gegenüber den nominalen Anleihen einzelner Staaten einen deutlichen Mehrertrag erzielen“, so der Experte. Natürlich wachsen auch bei inflationsindexierten Anleihen die Erträge nicht in den Himmel. Das gibt das Umfeld gar nicht her. Inflation Linked Bonds sind aber in Zeiten sich beschleunigenden Wachstums und steigender Inflationsraten gegenüber normalen Staatsanleihen eindeutig zu präferieren. Die sogenannte Break-Even-Inflation gibt übrigens die Inflationsrate wieder, die über die Laufzeit eines Linkers verglichen mit einer Nominalanleihe gleicher Laufzeit im Durchschnitt auftreten muss, damit der Nominalertrag der beiden Anleihen am Ende gleich hoch ist. Insofern lässt sich sagen, dass ein Schutz gegen Preissteigerungen im Rentenbereich durchaus sinnvoll und möglich ist. (ah)