„Absage an grüne Kernkraft“

Bei der jüngsten Ausgabe der Veranstaltungsreihe DIA digital (finanzwelt berichtete) diskutierten Experten die neue nachhaltige Klassifizierung von Atomkraft und Erdgas in der EU-Taxonomie.

Roland Kölsch, Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), Vermögensverwalter Andreas Enke, Geneon Vermögensmanagement GmbH, und Bundestagsabgeordneter Stefan Schmidt, Bündnis 90/DIE GRÜNEN, diskutierten gestern unter dem Motto „Grüne Atomkraftwerke? Klartext zur Nachhaltigkeit beim Investieren“. Die Expertenrunde äußerte dabei die Befürchtung, dass mit der aktuellen Ausrichtung der EU-Taxonomie Kapitalflüsse in Aktivitäten gelenkt werden, die weder mit den Pariser Klimazielen noch dem europäischen Green Deal vereinbar sind. Die Taxonomie sei für Investoren mitentscheidend für eine Ausrichtung von Portfolios auf Net-Zero-Strategien. Die Aufnahme von Atomkraft und Gas in die Taxonomie entfalte eine fatale Wirkung, weil sich die öffentliche Diskussion damit auch auf diese beiden Begriffe konzentriere. Positive Aspekte der Taxonomie rückten damit in den Hintergrund.

„Eine grüne Klassifizierung von Atom, aber auch von Erdgas in der EU-Taxonomie untergräbt unnötig die Bestrebungen der Europäischen Union, einen internationalen Maßstab für einen glaubwürdigen, wissenschaftlich fundierten Standard zur Klassifizierung ökologisch nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten zu setzen“ urteilte Roland Kölsch, FNG, in der Runde. Auch die Gefahr von Greenwashing wurde besprochen. Es gibt bereits rund 3.000 Fonds, die sich als „nachhaltig“ betiteln bzw. ihre Portfolien auf der Grundlage von ESG-Kriterien zusammenstellen. Die Grenze für diese Bezeichnung ist laut den Diskussionsteilnehmern zumindest teilweise zu niedrig angesetzt. Sie waren sich aber einig, dass die EU-Taxonomie insgesamt viel in der Wirtschaft bewegen werde. In der Kapitalanlage brauche die Implementierung jedoch noch einige Zeit. Abhilfe könnte ein einfaches und transparentes Signalsystem schaffen, wie beispielsweise eine Ampel.

Mitschnitte dieser und anderer Diskussionen der DIA digital-Veranstaltungsreihe finden Sie hier. (lb)