"Aktive ETFs sehen wir als Evolution im Asset Management"
18.09.2025

Hagen Schremmer - Foto: Copyright BNP AM
Hagen Schremmer, CEO von BNP Paribas Asset Management Deutschland, stellt sich den Fragen der finanzwelt-Chefredaktion. Wie lief das bisherige Geschäftsjahr? Welche Möglichkeiten ergeben sich im Bereich Private Markets?
finanzwelt: Wie zeigt sich der bisherige Geschäftsverlauf 2025?
Hagen Schremmer: Bislang ist 2025 ein neues Rekordjahr für uns mit Nettozuflüssen im Milliardenbereich. Ich bin unglaublich stolz, was unser Team hier im Zusammenspiel erreicht hat und das über alle Geschäftsbereiche hinweg. Die Kundennachfrage ist hoch, insbesondere bei Pensionslösungen für unsere Corporate Kunden. Gleichzeitig bleiben in der Breite die Themen des Vorjahres gefragt: Geldmarkt-Produkte und flexible Anleihenkonzepte. Das gilt vor allem für institutionelle Kunden, zunehmend aber auch für Retail- und Wholesale-Investoren.
finanzwelt: Welche Trends machen Sie aus? Welche Produkte stehen im Fokus?
Schremmer: Auf der passiven Seite reagieren wir auf das geopolitische Umfeld: So haben wir einen Equal-Weight-ETF aufgelegt, der einen weltweiten Aktienindex mit einer geringeren Gewichtung der amerikanischen Schwergewichte im Vergleich zum MSCI World Index abbildet, sowie einen European Defense-ETF. Zusätzlich ist unser kürzlich gestarteter EUR-Overnight-ETF eine hervorragende Erweiterung im Geldmarktbereich, der bereits jetzt mit seiner Performance überzeugt und stark nachgefragt ist. Mit unserem aktiven Fonds BNPP Europe Strategic Autonomy greifen wir das Thema Sicherheit noch breiter auf – investiert wird in Verteidigung, Ressourcenunabhängigkeit und industrielle Resilienz mit dem Ziel, Europas Abhängigkeit von globalen Lieferketten und geopolitischen Strömungen zu verringern. Auf der Fixed-Income-Seite adressieren wir das volatile Umfeld und die Zinssenkungen der Notenbanken mit unserem flexiblen Global Absolute Return Bond Fonds, der in alle Rentensegmente investieren kann und einen stabilen Mehrwert gegenüber dem Geldmarkt anstrebt.
finanzwelt: Zwei Themen, die die Industrie aktuell bewegen, sind einerseits das spürbare Wachstum aktiver ETFs und andererseits ELTIF 2.0. Wie schätzen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten ein?
Schremmer: Wir führen seit 2024 aktive ETFs. Die erste Welle unserer aktiven ETFs bleibt sehr nah am Index, setzt aber bewusst eigene Akzente, um das ESG-Profil zu schärfen. In einer Strategie erhöhen wir den Anteil nachhaltiger Unternehmensanleihen, durch den Einsatz unserer eigenen SRI-Methodologie, auf bis zu einhundert Prozent – statt lediglich fünfzig bis sechzig Prozent im Vergleichsindex. Diese Strategie ist als „Artikel 9“ eingeordnet. Bei diesen aktiven ETFs nutzen wir unser Research, um die Portfolien der ETFs zielgerichtet zu optimieren. Dadurch können wir die Performance der zugrundeliegenden Indizes sehr nah abbilden, ohne aber stur in ein Indexportfolio investieren zu müssen. In unseren Aktien-Strategien können so wir Titel zügig streichen, wenn sie unsere Nachhaltigkeitsanforderungen nicht mehr erfüllen.
In der zweiten Welle haben wir jetzt aktive ETFs gestartet, welche eine systematische Outperformance gegenüber den jeweils zugrundeliegenden Indizes erwirtschaften sollen. Hierbei bauen wir auf die kombinierte Expertise unseres Quantitativen Research Teams und systematischen Portfolio Management Teams und das daraus resultierende seit Jahren erprobte Angebot aktiver Multi-Faktor-Strategien.
Aktive ETFs sehen wir als Evolution im Asset Management. Der Trend baut sich erst auf und wird sich aus unserer Sicht deutlich intensivieren. Wir erwarten steigende Nachfrage und bauen unsere aktive Palette gezielt aus. Klar ist: Aktive ETFs werden ein wichtiges Standbein unseres Hauses.
finanzwelt: Beim ELTIF 2.0 hört man, dass die Nachfrage doch sehr verhalten sei. Braucht es hier einen langen Atem?
Schremmer: Private Market Investments sind für uns eine wichtige Anlageklasse. Aus dem institutionellen Bereich kommend, haben wir unser Angebot kontinuierlich erweitert. ELTIF 2.0 als effiziente Verpackungsform eröffnet den Zugang zu Investments in Private Markets nun für Privatanleger. Die Vertriebsprognosen einiger Asset Manager halte ich allerdings für optimistisch, viel mehr erwarte ich zunächst eine Kennenlernphase, bevor nennenswerte Zuflüsse im Privatkundengeschäft einsetzen. Eine breite Marktakzeptanz wird Jahre dauern – vergleichbar mit der Entwicklung offener Immobilienfonds. Wir überstürzen nichts, unterstützen kontinuierlich unsere Vertriebspartner und bieten Produkte, die den langfristigen Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen. Wir sind bewusst konservativ gestartet – mit einem breit diversifizierten Private-Debt-ELTIF. Wenn eine neue Asset-Klasse (Teil‑)Liquidität verspricht, muss das zugrunde liegende Asset diese Erwartung in Liquidität und Cashflows auch tragen. Das Vertriebsfeedback ist bislang sehr positiv und bestätigt unsere strategische Ausrichtung.
finanzwelt: Mit Blick nach vorne – worauf legen Sie Ihren Schwerpunkt in den kommenden Monaten?
Schremmer: Wir sind mit unserem organischen Wachstum bis hierher sehr gut gefahren und fokussieren uns weiterhin auf unsere Stärken und die gezielte, lösungsorientierte Ansprache ausgewählter Kundensegmente. Von den Märkten erwarten wir zudem Rückenwind – insbesondere in unseren aktiv verwalteten Small Caps Fonds sowie den bereits genannten aktiven ETFs in Kernmärkten. Zudem sind wir ein führender Anbieter von Geldmarktfonds und erweitern kontinuierlich unsere Palette, so war die Einführung unseres Overnight-ETF ein voller Erfolg.
Wir blicken mit Stolz auf eine starke Entwicklung im deutschen Markt und haben hier für die Zukunft noch große Ambitionen. Wir werden unsere Position als einer der führenden Asset Manager in Europa weiter stärken und ausbauen. (ah)

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