Ansprüche wie die Großen

12.06.2020

Foto: © salita2010 - stock.adob.com

Ein kleines Unternehmen zu versichern, kann manchmal so anspruchsvoll sein, als wäre es ein großes. Von den Maklern ist deshalb nicht nur eine individuelle Risikoanalyse gefragt, sondern auch eine detaillierte Marktkenntnis. Der Wert einer exakt passenden Inhaltsversicherung darf dabei auf keinen Fall unterschätzt werden.

Jedes Jahr macht sich etwa eine halbe Million Bundesbürger selbstständig; viele von ihnen gründen kleinere Unternehmen. Einer der wichtigsten Aspekte ist der passende Versicherungsschutz. Dieser muss auf die individuellen Risiken abzielen und enthält in der Regel auch eine Police für die Ausstattung der Räumlichkeiten. Vielfach geht es dabei nicht nur um Büromöbel, sondern auch um die technische Ausstattung oder z. B. Ladentheken. Zu denken, man könne im Notfall alles mit relativ überschaubarem Aufwand ersetzen, führt schnell ins Desaster, denn gerade bei Neugründungen ist das Geld meist knapp. Es stellt sich unwillkürlich die Frage, ob Schäden am Inhalt der Geschäftsräume proportional gesehen sogar gefährlicher für die wirtschaftliche Existenz als bei größeren Firmen sind. Lars Fuchs jedenfalls, Bereichsleiter Maklervertrieb bei rhion.digital, bejaht dies: „Weil die existenzielle Bedrohung bei kleinen Unternehmen durch einen Totalschaden im Verhältnis zur Bilanzgröße oder Eigenkapitalquote wesentlich höher ist. Andreas Hemme hingegen, Leiter der Produktentwicklung Firmenkunden MultiLine bei der R+V, will das so nicht stehen lassen: „Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten – es kommt immer auf die jeweilige Risikosituation des Kunden an. Fraglich ist, ob der Kunde (egal ob klein oder groß) nach dem Schadenfall die Räumlichkeiten weiter nutzen kann.“ Sei das Gebäude z. B. abgebrannt, dann sei dies nicht möglich, und es müssten neue Räumlichkeiten her. Dann ist natürlich ein Kleinbetrieb im Vorteil, wird er doch sicherlich schneller seinen Bedürfnissen entsprechende Räume finden und anmieten können.

Andererseits hat ein Großbetrieb aber vielleicht einen zweiten Standort und kann so einen Teil der Tätigkeiten auf den intakten Standort umswitchen. Wichtig ist auch, wie speziell die Inhaltswerte sind. Sind diese schnell ersetzbar, oder handelt es sich um schwer erwerbbare Sonderanfertigungen mit langen Lieferfristen? Auch hier kann in der Tat nicht pauschal auf die Unternehmensgröße abgestellt werden. Hemme sagt jedoch: „Grundsätzlich lässt sich vermuten, dass Kleinbetriebe wahrscheinlich eher ihre Inhaltswerte nach einem Schadenfall ersetzen können.“ Das sieht Stephan Best, Leiter Maklervertrieb MAILO, ganz anders: „Das hängt im Einzelfall von verschiedenen Faktoren ab, aber kleine Unternehmen haben oftmals geringere Ressourcen, bei Inhaltsschäden ihren Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten oder ihn wieder aufzunehmen, als dies für Großunternehmen möglich ist.“ Diese hätten auch in vielen Fällen ein deutlich ausgefeilteres Risikomanagement, das dazu beiträgt, dass Schäden seltener eintreten oder vergleichsweise glimpflicher verlaufen. “

Um einen Schaden von vornherein auch bei Kleinunternehmen kalkulierbarer zu machen, empfiehlt Christian Kussmann, Leiter des Bereichs Komposit Gewerbekunden der Gothaer, unbedingt den Abschluss einer Betriebshaftpflichtversicherung und einer Inhaltsversicherung mit Ertragsausfall. Denn letztlich gehe es immer um die Frage, welche Summe im Schadenfall von einem Unternehmen aus Eigenmitteln tragbar sei. Das scheint natürlich vielfach leichter gesagt als getan. Schließlich kommt es darauf an, wie sehr eine individuelle Risikoanalyse möglichst einfach durchführbar ist. Laut Kussmann ist es ratsam, einen Ausschließlichkeitsvertreter oder Makler damit zu betrauen.

Welche Fragen zu klären sind, lesen Sie auf Seite 2