Bildungsmissstand dringend beheben

01.12.2014

Andreas Grünewald

Unabhängigkeit steht für Freiheit. Wer im Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) organisiert ist, unterliegt keinen konzerneigenen Vertriebsvorgaben. Wie sich der Verband inhaltlich im kommenden Jahr aufstellen möchte und wie es um die ökonomische Bildung hierzulande bestellt ist, erzählt uns der neue Vorsitzende des Vorstands Andreas Grünewald im Interview.

finanzwelt: Herr Grünewald, seit einigen Monaten sitzen Sie sinnbildlich am Steuer des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter (VuV). Was möchten Sie verändern, um das Bild des Verbandes zu schärfen?

Grünewald: Wir möchten verdeutlichen, welche Leistungen von einem Vermögensverwalter erwartet werden können und mit welch hohem Qualitätsanspruch unsere Verbandsmitglieder agieren. Gerade hat uns eine Umfrage bestätigt, dass wir die meisten Neukunden über Empfehlungen gewinnen; dies spricht für eine hohe Kundenzufriedenheit. Momentan erarbeiten wir zusammen mit unseren Mitgliedern Maßnahmen, durch die wir unsere Bekanntheit steigern können. Ganz aktuell haben wir hierzu unsere Webseite neu gestaltet. Die Anleger können anhand verschiedener Kriterien nach einem für die jeweiligen Ansprüche geeigneten Vermögensverwalter suchen und mit ihm in Kontakt treten.

finanzwelt: Viele Vermögensverwalter sehen sich durch die Gesetzesflut in ihrer Arbeit eingeengt. Warum?

Grünewald: Genauere Zahlen liegen uns dazu nicht vor. Durch meine langjährige Verbandszugehörigkeit führe ich jedoch sehr viele Gespräche und stelle immer wieder fest, wie viele Vermögensverwalter unter der jedes Jahr zunehmenden Last der Regularien leiden. Wir haben das Gefühl, dass durch diese im Grunde nur aus Formalien bestehende Regulierung dem Anleger nicht so richtig geholfen wurde. Der Kunde versteht die Papierflut, die er uns unterschreiben muss, meist auch nicht mehr. Die für unser Dienstleistungsspektrum verfügbare Zeit wird dadurch stark reduziert; besonders problematisch ist dies im Fall der Anlageberatung, die zunehmend zurückgedrängt wird. Besser wäre daher ein höherer Wissenstand der Anleger; oftmals sind sogar grundlegende Begriffe aus dem Bereich der Geldanlage dem Kunden nicht vertraut.

finanzwelt: Aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Branche der Vermögensverwalter in Deutschland wächst. Ist die Unabhängigkeit dabei das entscheidende Qualitätskriterium beim Kundenkontakt?

Grünewald: Sie ist sicherlich ein sehr wichtiges Kriterium. Vor dem Hintergrund, dass viele Bankkunden mit einer oftmals umsatzgesteuerten und damit letztlich nicht neutralen Beratung durch ihren Bankberater unzufrieden sind. Wir unabhängige Vermögensverwalter agieren im Gegensatz dazu nicht nach Vertriebsvorgaben eines Konzerns. Ebenso bedeutsam für den Zuwachs sind aber die hohe Fachkompetenz, über die unsere Vermögensverwalter verfügen, und die persönliche, häufig über Jahrzehnte angelegte Kundenbetreuung. Der Großteil von ihnen ist langjährig am Markt tätig – bei geringer Fluktuation der Mitarbeiter. Nur so kann sich zwischen Vermögensverwalter und Anleger ein Vertrauensverhältnis bilden.

finanzwelt: Sie haben es sich auf die Fahne geschrieben, die ökonomische (Schul-) Bildung in Deutschland zu unterstützen. Wie schaut das konkret aus?

Grünewald: Wir begleiten bereits seit zwei Jahren eine Initiative in Kooperation mit einer größeren Zeitung und vermitteln Schülern in einer Doppelstunde wichtige Grundlagen zum Thema Geldanlage. Völlig neutral und unabhängig. Wir geben den jungen Leuten Ratschläge an die Hand, was sie beachten sollten und wie sie am besten kritisch und eigenverantwortlich mit ihrem Geld umgehen. Diesen Bereich der ökonomischen Schulbildung würden wir gerne ausweiten, um unsere Expertise weiterzugeben. _(ah)

_

Interview mit Andreas Grünewald – Printausgabe 06/2014