„Das Produktspektrum wird sich zeitnah um einen aktiv gemanagten ETF erweitern“
27.10.2025

ÖKOWORLD-Vorstandsvorsitzender Dr. Oliver Pfeil. Foto: © ÖKOWORLD
Nachhaltigkeit und ESG waren vor wenigen Jahren sehr gefragt. Jeder wollte bei diesem Trend mit dabei sein. Die Zeiten haben sich gewandelt. In der jüngeren Vergangenheit standen andere Themen bei den Anlegern hoch im Kurs. Die Hildener ÖKOWORLD AG gilt als Vorreiter des nachhaltigen Investierens. In diesem Jahr feiert das Unternehmen sein 50-jähriges Bestehen. Mittlerweile ist Dr. Oliver Pfeil mit an Bord und leitet die Geschicke als Vorstandsvorsitzender. Die Chefredaktion sprach mit ihm in Frankfurt über die allgemeine Situation, die Pläne zur Unternehmensstrategie 2030 und die Produktpalette.
finanzwelt: Herr Dr. Pfeil, seit Jahresbeginn sind Sie Vorstandsvorsitzender der ÖKOWORLD. Wie fällt ein erstes Zwischenfazit nach neun Monaten aus?
Dr. Oliver Pfeil: Mein Fazit fällt positiv aus – sowohl persönlich als auch mit Blick auf das gesamte Team. Von Beginn an habe ich Mitstreiterinnen und Mitstreiter erlebt, die das gleiche Mindset teilen: ethisch-ökologische Geldanlage und ökonomischen Nutzen in den Mittelpunkt rücken und die Sinnhaftigkeit nachhaltigen Investierens betonen. Wir bauen dabei auf einer fast 50-jährigen Historie als Pionier in der dunkelgrünen Geldanlage und Vorsorge auf – ein solides Fundament. Natürlich spüren wir Gegenwind aus dem Markt, andere Themen sind kurzfristig gefragter. Aber wir sind kein Fähnchen im Wind. Die ökologischen und sozialen Herausforderungen verschwinden nicht, sie nehmen weiter zu – und genau deshalb bleibt unsere Haltung unverändert.
finanzwelt: Wir schreiben Herbst 2025. An welchen Stellschrauben möchten Sie drehen, um die Erfolgsgeschichte des Nachhaltigkeitspioniers fortzuschreiben? Welche neuen strategischen Vorhaben treiben Sie an?
Dr. Pfeil: Die Zeiten ändern sich – und wir ändern uns mit, ohne unsere Grundwerte aufzugeben. Gemeinsam im Team haben wir zentrale Handlungsfelder definiert, die ÖKOWORLD zukunftsfähig machen. Künstliche Intelligenz ist dabei ein Schlüssel: Sie ist längst kein Trend mehr, sondern ein Wettbewerbsfaktor, der Effizienz steigert, Innovation ermöglicht und neue Potenziale eröffnet. Mit Michael Gram-Madsen, einem erfahrenen Portfoliomanager und KI-Experten, haben wir die Leitung des neu geschaffenen Ressorts ‚KI & Innovation‘ besetzt. Parallel arbeiten wir an einem Rebranding, das unsere Inhalte modern und klar transportiert. Und auch in der Produktwelt gehen wir neue Wege – mit Angeboten, die Nachhaltigkeit und Performance konsequent verbinden.
finanzwelt: Gute Stichworte. Ein Kern Ihrer Unternehmensstrategie 2030 zielt auf eine Produktoffensive ab. Was hat es damit auf sich?
Dr. Pfeil: In den Gesprächen mit unseren Kunden haben wir unter anderem festgestellt, dass sich die Bedürfnisse an die Produktwelt verändert haben. Ich erwähne beispielsweise den sich in den vergangenen Jahren verstärkenden Trend zu ETFs. Die ÖKOWORLD war bis dato als Pionier nachhaltiger Geldanalgen mit aktiv gemanagten Fondslösungen im Markt unterwegs. Das Produktspektrum wird sich zeitnah um einen aktiv gemanagten ETF erweitern.
Damit zielen wir insbesondere auf Selbstentscheider, also besonders digital affine Menschen ab, für die diese Hülle wegen der hohen Transparenz, der leichten Handelbarkeit und der Liquidität das Mittel der Wahl ist. Darüber hinaus entdecken aber auch weitere für uns wichtige Kundengruppen den ETF für sich: Versicherungen und Vermögensverwalter.
finanzwelt: Aktive ETFs liegen zweifellos im Trend. Gibt es darüber hinaus weitere Anpassungen Ihres Produktangebots?
Dr. Pfeil: Wir planen die Auflage eines TransformationsFonds. Dieser Fonds investiert gezielt in Unternehmen, die sich nachweislich auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit befinden und dafür einen klaren, überprüfbaren Transformationspfad offenlegen. Damit eröffnen wir nicht nur attraktive Renditechancen, sondern leisten auch einen besonders großen Impact, weil wir die Transformation ganzer Wirtschaftsbereiche aktiv begleiten.
finanzwelt: Der Megatrend Nachhaltigkeit hat es in diesen Tagen nicht einfach. Nach Boom-Jahren spürten nachhaltig fokussierte Fonds starken Gegenwind. Sehen wir nun einen Turnaround?
Dr. Pfeil: Wir sehen zwar weiterhin Abflüsse, sind aber überzeugt: Der Kapitalmarkt ist Teil der Lösung für Klimawandel und soziale Fragen. Mit KI im Portfoliomanagement und unserem Rebranding schaffen wir die Basis, um Anlegern künftig wieder das zu bieten, was zählt – starke Rendite und glaubwürdige Nachhaltigkeit.
finanzwelt: Abseits der Produktschiene, lassen Sie uns kurz auf den Vertrieb und personelle Verstärkung zu sprechen kommen.
Dr. Pfeil: Gerne. Bereits im vergangenen Jahr haben wir die Vertriebsstruktur neu aufgesetzt und nach Regionen aufgeteilt. Damit möchten wir wieder näher an die Kunden heranrücken und die partnerschaftliche Zusammenarbeit verstärken. Mit Dennis Reichmann haben wir unlängst einen weiteren Vertriebsprofi an Bord geholt, der Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken sowie freie Vermittler in Süddeutschland betreut. In Kürze werden wir zudem einen Leiter Vertrieb vorstellen, der das Bild der organisatorischen Neugestaltung komplettiert.
finanzwelt: Wir erwähnten den Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft – auch in der Kommunikation. Wie wichtig ist die Präsenz in den sozialen Medien?
Dr. Pfeil: Die Präsenz in sozialen Medien ist heute unverzichtbar. Wer hier nicht sichtbar ist, verliert schnell den Anschluss und erreicht keine neuen Zielgruppen. Gerade die Generation Z nutzt soziale Medien intensiv und bringt gleichzeitig ein starkes Bewusstsein für Nachhaltigkeit mit. Diese beiden Aspekte gilt es zu verbinden. Deshalb werden wir unsere Sichtbarkeit konsequent ausbauen – über alle Anlegergruppen hinweg.
finanzwelt: Abschließende Frage: Wie blicken Sie in die Zukunft?
Dr. Pfeil: Die externen Rahmenbedingungen können wir als ÖKOWORLD nicht ändern. Aber wir können sehr wohl entscheiden, wie wir ÖKOWORLD aufstellen: zukunftsfähig, stabil und klar im Markt positioniert. Unser Kern ist solide – wirtschaftlich wie inhaltlich. Diese Stabilität erlaubt es uns, gezielt in die Zukunft zu investieren, vor allem in Digitalisierung und KI. Davon profitieren am Ende vor allem unsere Kunden: durch bessere Produkte, mehr Effizienz und attraktive Renditechancen. Deshalb blicke ich voller Zuversicht auf die kommenden Jahre. (ah)

Goldman Sachs veröffentlicht Private-Markets-Studie









