"Der Klimawandel und die Biodiversitätskrise lassen sich nicht per Dekret beenden"
16.12.2024

Frank Huttel. Foto: @ FiNet AM GmbH
Auf den ersten Blick war 2024 ein wirklich guter Jahrgang. Die Börsenindizes kletterten in die Höhe. Täuscht der Eindruck? Und wie geht es mit dem Thema ESG 2025 weiter? Frank Huttel, Prokurist / Leiter Portfoliomanagement der FiNet Asset Management GmbH, im Kurzgespräch.
finanzwelt: Wie fällt Ihr Fazit zum Kapitalmarktjahr 2024 aus? Hatten Sie mit diesen Anstiegen bei DAX &Co. gerechnet?
Frank Huttel: Das Jahr 2024 ist auf den ersten Blick ein sehr gutes Jahr. Der Dax legt zum zweiten Mal in Folge um über 20 % zu, auch der MSCI Welt legt kräftig zu. Das hätten die wenigsten Anleger zu Jahresbeginn gedacht – mich eingeschlossen. Schaut man allerdings unter die Haube, dann kommen Fragen auf. Die deutsche Wirtschaft wächst nicht und die Autoindustrie ist in ihrem größten Umbruch der Geschichte. Dennoch ist der Dax kräftig im Plus, getragen von einigen wenigen Werten. Der MDax als wahrer Gradmesser des Mittelstands pendelt um die Nulllinie. Und beim MSCI Welt sind es fast nur die KI-Aktien und der USA-Anteil am Weltaktienmarkt ist inzwischen mit 65 % historisch hoch. Wer glaubt, dass das in 2025 wiederholbar ist, muss mutig sein ... Die Fallhöhe ist hoch und Märkte kehren immer wieder zu Ihrem Durchschnitt zurück (revert to the mean) Für aktive Manager und Vermögensverwalter, die breit diversifizieren, war es ein herausforderndes Jahr – auch wenn die Wertentwicklung in Isolation gut war, aber oft hinter der Benchmark zurückliegt.
finanzwelt: Ich weiß, Ihnen liegt das Thema nachhaltiges Investieren stark am Herzen. Wie blicken Sie diesbezüglich auf das kommende Jahr?
Huttel: Ich habe am Wochenende einen Artikel gelesen mit der Überschrift „Annus horribilis“. Diese fasst das Jahr 2024 leider sehr gut zusammen. Es war nicht nur für nachhaltige Geldanlagen ein Desaster. Die Klimakonferenz COP29, die von der Öl-Lobby gekapert wurde und die Naturkonferenz COP16 in Cali brachten keine echten Fortschritte und die Trump-Wahl ist definitiv nicht förderlich. Viele Kunden werfen Ihre Werte der letzten Jahre über Bord und jagen nun der Performance von Waffen, Öl und KI nach. Es lebe die Prozyklik! Wird sich das in 2025 ändern? Es muss! Der Klimawandel und die Biodiversitätskrise lassen sich nicht per Dekret beenden, wobei Trump das Problem ignoriert und leugnet. Es liegt an der Zivilgesellschaft und den Unternehmen, etwas zu ändern. Wir dürfen nicht aufgeben.
finanzwelt: Lassen Sie uns kurz auf Ihre vividam-Strategien zu sprechen kommen. Für wen sind diese geeignet?
Huttel: vividam ist für alle AnlegerInnen ab 18
Jahren geeignet, die einfach - also digital - ab 500 EUR „echt“ nachhaltig Ihr
Geld anlegen wollen und damit etwas bewirken wollen. Wir vereinen Ökonomie und
Ökologie, wobei wir über Ökologie hinausgehen. Wir haben die 17 UN SDGs als Leitplanken
und orientieren uns daran. Andererseits schließen wir fossile Energie, Atom und
auch weiterhin Waffen aus dem Anlageuniversum aus. (ah)

Jeder zweite deutsche Anleger kauft den Dip
